Die Zahlen der Neuzulassungen von Elektroautos in Deutschland zeigen ein verzerrtes Bild. Fast jedes vierte reine Elektrofahrzeug (BEV), das in den ersten zehn Monaten des Jahres zugelassen wurde, erfolgte auf Hersteller oder Handel. Diese Eigenzulassungen kaschieren eine schwache private und gewerbliche Nachfrage und beeinflussen die Preise auf dem Gebrauchtwagenmarkt.
Wichtige Erkenntnisse
- Fast 25% der E-Auto-Neuzulassungen sind Eigenzulassungen.
- Hersteller haben ihre Eigenzulassungen um 150% erhöht.
- Gebrauchtwagenpreise für E-Autos sanken um fast 10 Prozentpunkte in zwei Jahren.
- Hohe Ladekosten und mangelnde Infrastruktur hemmen die Kundennachfrage.
Eigenzulassungen verzerren den Markt
Die aktuellen Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) belegen einen deutlichen Anstieg der Eigenzulassungen bei reinen Elektrofahrzeugen. In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres war es fast jeder vierte neu zugelassene Stromer, der auf Hersteller oder Händler zugelassen wurde. Vor zwei Jahren lag dieser Anteil noch bei jedem sechsten Fahrzeug.
Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass die Nachfrage auf dem Markt für Elektroautos nicht so robust ist, wie die reinen Zulassungszahlen vermuten lassen. Statt einer echten Kundennachfrage sind es oft künstliche Impulse, die das Wachstum vorantreiben.
„Die steigenden Eigenzulassungs-Zahlen sind ein deutliches Warnsignal. Der Markt schöpft derzeit nicht aus einer echten Kundennachfrage, sondern wird vor allem durch künstliche Impulse der Hersteller und Händler getragen.“
Herr Peckruhn betont, dass ein Viertel der Neuzulassungen auf eigene Rechnung zeige, wie verhalten Privat- und Gewerbekunden bei Elektroautos tatsächlich sind. Die Wachstumsraten der Elektromobilität seien demnach stark überzeichnet.
Faktencheck: Eigenzulassungen
- 2024 (Jan-Okt): 102.520 BEV-Eigenzulassungen
- 2023 (Jan-Okt): 70.313 BEV-Eigenzulassungen
- Anstieg: Über 50 Prozent in zwei Jahren
- Anteil an allen BEV-Zulassungen: Fast 25%
Hersteller treiben die Zahlen in die Höhe
Im laufenden Jahr gab es bereits 102.520 Eigenzulassungen reiner Elektrofahrzeuge. Im Vergleich dazu waren es im gleichen Zeitraum 2023 noch 70.313 Fahrzeuge. Dieser Anstieg von über 50 Prozent innerhalb von zwei Jahren ist vor allem auf die Automobilhersteller zurückzuführen.
Die Hersteller haben ihre Eigenzulassungen sogar um das Zweieinhalbfache erhöht. Dies geschieht oft, um interne Absatzziele zu erreichen oder um die Flottenziele für CO2-Emissionen zu erfüllen, selbst wenn die Endkundennachfrage stagniert.
Hintergrund: Umweltbonus
Im Jahr 2023 galt noch der Umweltbonus, eine staatliche Förderung für den Kauf von Elektroautos. Trotz des Auslaufens dieser Subventionen sind die Eigenzulassungen der Hersteller weiter gestiegen, was die künstliche Natur des aktuellen Wachstums unterstreicht.
Der Elektroautoanteil an den gesamten Fahrzeugzulassungen liegt im laufenden Jahr bei 18,4 Prozent. Dies ist zwar höher als die 13,3 Prozent im Vergleichszeitraum 2022 und knapp über den 18 Prozent von 2023, aber eben auch stark von Eigenzulassungen beeinflusst.
Druck auf Gebrauchtwagenpreise und Leasingraten
Fahrzeuge, die als Eigenzulassungen auf den Markt kommen, werden oft als sogenannte Kurzzulassungen oder junge Gebrauchtwagen mit erheblichen Preisabschlägen weiterverkauft. Dies hat direkte Auswirkungen auf den Gebrauchtwagenmarkt.
Die Preise für gebrauchte Elektroautos sind bereits stark unter Druck. Zahlen des Marktbeobachters DAT zeigen, dass der sogenannte Restwert für Elektroautos im Oktober im Schnitt bei 48,8 Prozent lag. Zwei Jahre zuvor waren es noch 58,1 Prozent. Das ist ein Rückgang von fast 10 Prozentpunkten.
- Restwert Elektroautos (Okt): 48,8 Prozent
- Restwert Elektroautos (vor 2 Jahren): 58,1 Prozent
- Restwert Benziner: 63 Prozent
- Restwert Diesel: 61,3 Prozent
Im Vergleich dazu sind die Restwerte für Verbrenner deutlich stabiler und liegen mit 63 Prozent für Benziner und 61,3 Prozent für Diesel wesentlich höher. Dieser Preisverfall bei Elektro-Gebrauchtwagen ist zwar für Käufer attraktiv, stellt aber ein Problem für die Branche dar.
Auswirkungen auf Neuwagenkunden
Niedrige Restwerte haben in der Regel auch negative Folgen für Leasingraten bei Neuwagen. Wenn der Wert eines Fahrzeugs nach drei Jahren schnell sinkt, müssen Leasinggesellschaften dies in ihren Kalkulationen berücksichtigen, was zu höheren monatlichen Kosten für den Kunden führen kann.
Auch die Preise für neue Elektroautos stehen unter Druck. Eine regelmäßige Rabattanalyse des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer zeigt im Jahresverlauf deutlich steigende Rabattniveaus bei Neuwagen.
Ursachen der verhaltenen Nachfrage
Warum zündet die Elektromobilität bei den Kunden bisher nur teilweise? Laut ZDK-Präsident Thomas Peckruhn liegt dies nicht primär am Anschaffungspreis der Fahrzeuge.
Vielmehr seien die hohen Ladekosten und die mangelnde Verfügbarkeit von Ladeinfrastruktur in Wohngebieten die Hauptursachen für die schleppende Nachfrage. Dies gilt insbesondere, da das Angebot an bezahlbaren kleinen und mittelgroßen BEVs stetig wächst.
Kunden scheuen oft die Investition in ein Elektroauto, wenn die Betriebskosten durch teuren Strom hoch sind und das Laden im Alltag kompliziert oder zeitaufwendig ist. Eine flächendeckende und zuverlässige Ladeinfrastruktur ist entscheidend für die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen.
Zukunftsaussichten
Um die Elektromobilität nachhaltig zu fördern, sind daher nicht nur attraktive Fahrzeugmodelle, sondern auch eine verbesserte Ladeinfrastruktur und stabilere Strompreise notwendig. Nur so kann eine echte Kundennachfrage entstehen, die den Markt ohne künstliche Impulse trägt.





