Die Verbraucherzentrale NRW warnt seit Monaten intensiv vor betrügerischer Werbung für diverse Gesundheits- und Abnehmprodukte. Kriminelle nutzen hierfür die Gesichter bekannter Persönlichkeiten und die Logos deutscher Behörden, ohne deren Wissen oder Zustimmung. Diese Falschwerbung erscheint oft als gefälschte Nachrichtenartikel, Social-Media-Beiträge oder KI-generierte Inhalte und verspricht unrealistische Ergebnisse bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Arthrose oder Gewichtsverlust.
Wichtige Erkenntnisse
- Falsche Prominentenwerbung: Prominente wie Uschi Glas, Barbara Schöneberger oder Christian Drosten werden ohne Zustimmung für Produkte missbraucht.
- Missbrauch von Behördenlogos: Logos des BfArM oder anderer Ministerien werden illegal verwendet, um Glaubwürdigkeit vorzutäuschen.
- Gefälschte Inhalte: Werbung erscheint als Fake-Artikel, manipulierte Talkshow-Aussagen oder KI-generierte Fotos und Videos.
- Vorsicht bei „Höhle der Löwen“-Werbung: Produkte, die angeblich dort vorgestellt wurden, sind oft Teil des Betrugs.
- Keine Empfehlung durch Behörden: Deutsche Behörden empfehlen niemals spezifische Produkte oder Nahrungsergänzungsmittel.
Prominente im Visier von Betrügern
Die Verbraucherzentrale NRW erhält zahlreiche Anfragen zu betrügerischer Werbung, die prominente Persönlichkeiten als Lockvögel einsetzt. Diese Kampagnen nutzen gefälschte Artikel in nicht existierenden Zeitschriften oder manipulierte Social-Media-Beiträge, um Produkte zu bewerben. Schauspieler, Sänger, Moderatoren und Journalisten sind betroffen. Dazu gehören Namen wie Uschi Glas, Beatrice Egli, Maite Kelly, Barbara Schöneberger, Sonya Kraus, Dieter Bohlen, Caren Miosga, Sandra Maischberger und Markus Lanz.
Auch die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel und der bekannte Arzt Eckart von Hirschhausen wurden angeblich für solche Produkte eingespannt. Die Charité hat zudem klargestellt, dass Werbung für gefäßreinigende oder Diabetes-Medikamente, die den Namen und das Bild von Virologe Christian Drosten verwenden, irreführend ist. Weitere Mediziner wie Dr. Matthias Riedl und Dr. Siegfried Meryn sind ebenfalls Opfer dieser Fake-Werbung geworden.
„Kriminelle nutzen die Glaubwürdigkeit und Bekanntheit von Prominenten aus, um Verbraucher zu täuschen und ihnen wirkungslose oder sogar schädliche Produkte zu verkaufen“, erklärt ein Sprecher der Verbraucherzentrale NRW.
Manipulierte Interviews und KI-Stimmen
Häufig werden tatsächlich ausgestrahlte Interviews aus Talkshows herangezogen. Der ursprüngliche Wortlaut wird dabei durch künstliche Intelligenz (KI) ersetzt. Eine täuschend ähnliche Stimme spricht dann gefälschte Aussagen, die das beworbene Produkt anpreisen. Diese Methode macht es für Verbraucher schwer, echte Inhalte von Fälschungen zu unterscheiden.
Faktencheck: KI-Fälschungen
KI-Technologien ermöglichen die Erstellung von Deepfakes, die Stimmen und Bilder von Personen realistisch nachahmen. Laut einer Studie haben sich die Meldungen über KI-generierte Falschinformationen im letzten Jahr um über 200% erhöht.
Auf Nachrichten-Apps und Online-Seiten von Zeitschriften wie ntv, Fokus, Welt oder gala.de erschien auch Werbung, die mit Vorschaubildern einer MaiThinkX-Sendung mit Mai Thi Nguyen-Kim für Kollagenprodukte warb. Diese Werbung war ebenfalls nicht legitimiert. Verbraucher sollten bei solchen Anzeigen stets skeptisch sein und die Quellen überprüfen.
Der „Höhle der Löwen“-Trick
Ein weiterer gängiger Trick ist die Behauptung, Produkte seien in der Sendung „Die Höhle der Löwen“ vorgestellt worden. Die Betrüger nutzen die Popularität der Sendung, um Nahrungsergänzungsmittel, insbesondere zum Abnehmen oder gegen Erektionsprobleme, zu bewerben. Oft wird die Sendung in den Fakes nur als „Die Höhle“ bezeichnet. Berichte über den angeblich „größten Deal“ in der Geschichte der Sendung bewerben dabei immer wieder andere Produkte. Eine solche Erwähnung in der Sendung ist jedoch kein Beleg für die Wirksamkeit eines Produkts.
Hintergrund: „Die Höhle der Löwen“
„Die Höhle der Löwen“ ist eine bekannte TV-Show, in der Gründer ihre Geschäftsideen Investoren präsentieren. Eine Vorstellung dort bedeutet lediglich, dass ein Produkt präsentiert wurde, nicht aber, dass es von den Investoren empfohlen oder seine Wirksamkeit bestätigt wurde.
Missbrauch von Behördenlogos und Namen
Besonders dreist ist die Verwendung von Logos und Namen deutscher Behörden in der Werbung. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), das Bundesgesundheitsministerium oder sogar das Bundesministerium des Innern und für Heimat werden illegal genutzt. Diese Logos sollen den Produkten eine offizielle Bestätigung oder Zulassung vortäuschen.
Deutsche Behörden empfehlen oder „sponsern“ jedoch niemals spezielle Produkte. Dies gilt für Nahrungsergänzungsmittel, Arzneimittel oder Medizinprodukte wie Blutzuckermessgeräte oder Inhalatoren. Aussagen wie „eine Zulassung durch das BfArM ist beantragt“ oder „vom BfArM geprüft“ sind unwahr. Das BfArM hat in solchen Fällen bereits Anzeige erstattet.
Internationale Betrugsfälle
Auch die Schweiz meldet den missbräuchlichen Einsatz des Swissmedic-Logos und erfundener Qualitätssiegel. Dies betrifft insbesondere gefälschte GLP-1-Produkte zur Gewichtsreduktion. Solche Fälle zeigen, dass der Betrug grenzüberschreitend stattfindet.
Zudem sollten Verbraucher sehr kritisch sein, wenn von „Forschungsdurchbrüchen“ europäischer Universitäten, insbesondere Universitätskliniken, oder Fachgesellschaften wie der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) oder der Deutschen Adipositas Gesellschaft die Rede ist. Beide Fachgesellschaften weisen auf eine missbräuchliche Nutzung ihres Namens hin. Begriffe wie „Institut für“ oder „Deutsches Institut für“ sind nicht geschützt und werden oft für Werbezwecke missbraucht. Jede Person kann ein solches „Institut“ gründen. Es gibt auch keine Zertifizierung vom Deutschen Arzneibuch.
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM): Niemals Produktempfehlungen.
- Bundesgesundheitsministerium: Keine Produktunterstützung.
- Swissmedic: Missbrauch des Logos für Fälschungen.
- Universitäten und Fachgesellschaften: Namen werden oft ohne Zustimmung verwendet.
Produkte im Fokus der Fake-Werbung
Die Liste der Produkte, für die Fake-Werbung betrieben wird, ist lang und vielfältig. Sie reicht von Herz-Kreislauf-Nahrungsergänzungsmitteln über Abnehmprodukte bis hin zu Mitteln gegen Diabetes oder Erektionsprobleme. Hier eine Übersicht der häufigsten Kategorien und Produktnamen, die der Verbraucherzentrale NRW bekannt sind:
Herz-Kreislauf-Nahrungsergänzungsmittel
In dieser Kategorie finden sich Produkte, die angeblich den Stoffwechsel unterstützen oder den Cholesterinspiegel senken sollen. Beispiele sind „Capsules For Metabolism Support“, „Cardio Balance“, „CardiOne“, „Cardiotensive“, „Cardiotens Plus“, „Cardiotonus“, „Cardirin Tropfen“, „Cardital“ und „Dr. Cardio“. Auch das Nahrungsergänzungsmittel „Natures Garden CBD“ wird mit einer angeblichen Empfehlung von Eckart von Hirschhausen beworben. Dieses Produkt soll angeblich Blutgefäße reinigen und Bluthochdruck heilen. CBD als Nahrungsergänzungsmittel ist in Deutschland jedoch nicht erlaubt.
Produkte zur „verbesserten Lebenserwartung“
Unter Namen wie „Artodip Gel“, „Herzena“, „Blutforde“, „Mi-Cardium“ und „Viscerex“ werden Produkte beworben, die angeblich die Lebenserwartung um 10 bis 15 Jahre erhöhen sollen. Auch hier kursiert Fake-Werbung mit Eckart von Hirschhausen und angeblichen RTL-Berichten. Der Verkauf erfolgt angeblich über eine Katholische Klinik-Apotheke, was jedoch nicht der Realität entspricht.
Abnehmprodukte
Diese Kategorie umfasst Kapseln, Tropfen und Pflaster, die schnellen Gewichtsverlust versprechen. Dazu gehören „Active Spray“, „Calorie Active Spray“, „Eduslim“, „Fatong SMGT-GLP-1 Nanomikronadel-Abnehmpflaster“, „Figurol“, „Fitex-Kapseln“, „Ginger Fit / Glucavit“, „GLP-1 Pro – Schlankheits-Trinklösung“, „Glucoslim“, „LeanCaps“, „Lean XLevoran“, „Now Slim Macronutrients Metabolism Support“, „Nutrim/Nutrium“, „Qyikey SMGT-GLP-1 Nanomikronadel-Pflaster“, „Weight Berry“, „Slimysol“, „Slimorol“, „Spzv Tropfen – Metaglutide Orale Flüssigkeit“ und „Teralin DMVexilona Metabolism Support Formula“. Oft wird hier mit angeblichen ZDF-Sendungen von Markus Lanz mit Eckart von Hirschhausen oder RTL-Stern-TV geworben.
Produkte bei Erektionsproblemen und Inkontinenz
Für Erektionsprobleme werden Produkte wie „Libonex“ und „Vitalis Max-Kapseln“ beworben. Gegen Inkontinenz soll „Cystinorm“ helfen. Auch hier ist die Wirksamkeit nicht belegt und die Werbung oft irreführend.
Diabetes-Produkte
Besonders gefährlich wird es bei Produkten, die Diabetikern eine Normalisierung des Blutzuckerspiegels versprechen. Namen wie „ßetasulin“, „Curalis CBD“, „Diaform RX“, „Diaxil“, „Diaflex Forte“, „Insulinorm“ und „Qyikey SMGT-GLP-1 Nanomikronadel-Pflaster“ sind hier zu nennen. Bei telefonischen Bestellungen wurde Verbrauchern sogar geraten, ihre Diabetes-Tabletten abzusetzen und stattdessen die beworbenen Kapseln einzunehmen. Dies kann lebensgefährlich sein und sollte niemals ohne Rücksprache mit einem Arzt erfolgen.
Weitere Produktkategorien
Die Liste umfasst auch Produkte für die Darmflora/Immunsystem/gegen Parasiten („Parazax“), gegen Schwerhörigkeit („Acustan“) und gegen Rücken- und Gelenkprobleme („Artodip Gel“, „ARTIZYNT“, „Flexosamine“). Auch verschiedene Medizinprodukte wie Inhalationsgeräte („MIQUIKO“, „FURZERO“), nicht-invasive Blutzuckermessgeräte („Remifa“) und Pflaster („Qyikey SMGT-GLP-1 Nanomikronadel-Pflaster“) werden illegal mit dem Namen des BfArM beworben. Für keines dieser Produkte gibt es eine Kostenerstattung durch die Krankenversicherung, selbst wenn dies beworben wird.
Was tun bei Fakeshops und Falschwerbung?
Treten Sie auf solche Fake-Werbung, sollten Sie dies den Verbraucherzentralen melden. Auch Eckart von Hirschhausen nimmt Hinweise entgegen. Wenn Sie einen Vertrag widerrufen möchten, finden Sie entsprechende Informationen bei den Verbraucherzentralen.
Fakeshops sind ein weiteres Problemfeld. Der Fakeshop-Finder der Verbraucherzentralen hilft, unseriöse Online-Shops zu entlarven. Eine Checkliste zur Prüfung der Seriosität eines Shops ist ebenfalls nützlich. Die Verbraucherzentrale Hamburg bietet zudem eine Liste problematischer Chinashops, die fälschlicherweise Waren als „made in Germany“ bewerben.
Auch gefälschte Rezensionen und Nutzerbewertungen sind bei Nahrungsergänzungsmitteln ein häufiges Problem. Verbraucher sollten stets kritisch bleiben und sich nicht von scheinbar positiven Bewertungen täuschen lassen. Eine gründliche Recherche und das Einholen von Informationen aus vertrauenswürdigen Quellen sind unerlässlich.





