Die Verlockung ist groß: Ein neues Smartphone, ein größerer Fernseher oder die neueste Kaffeemaschine – und das alles scheinbar ohne Zinsen. Händler bewerben oft „Null-Prozent-Finanzierungen“ oder „Sofortfinanzierungen“, besonders in der Vorweihnachtszeit. Doch was auf den ersten Blick wie ein Geschenk aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen oft als regulärer Kreditvertrag mit potenziellen Fallstricken. Verbraucher sollten diese Angebote genau prüfen, um unerwartete Kosten zu vermeiden.
Wichtige Punkte
- Null-Prozent-Finanzierungen sind immer Bankkredite.
- Zusatzprodukte wie Versicherungen können die Kosten erhöhen.
- Lassen Sie sich nicht von Verkäufern unter Druck setzen.
- Prüfen Sie alle Vertragsdetails genau, besonders das Kleingedruckte.
Jede Finanzierung ist ein Kredit – auch ohne Zinsen
Egal, wie die Werbung klingt: Eine Ratenzahlung, die ein Händler anbietet, ist immer ein Kreditangebot einer Bank. Der Händler arbeitet hierbei mit einem Finanzinstitut zusammen und vermittelt den Kreditvertrag direkt im Geschäft. Der Kunde wird damit zum Kreditnehmer und geht eine vertragliche Bindung mit der Bank ein. Dies bedeutet, dass alle Rechte und Pflichten eines Kreditnehmers gelten.
Es ist wichtig, das eigene Budget vorab sorgfältig zu prüfen. Kann die zusätzliche monatliche Belastung problemlos getragen werden? Sind Rücklagen vorhanden, falls die Ratenzahlung einmal schwierig wird? Eine vermeintlich günstige Finanzierung wird schnell zur teuren Angelegenheit, wenn die Raten am Ende über einen teuren Dispokredit des Girokontos finanziert werden müssen. Die Verbraucherzentrale warnt regelmäßig vor solchen Fallen.
Faktencheck
Rund 30% der Verbraucher, die eine Null-Prozent-Finanzierung in Anspruch nehmen, schließen unwissentlich zusätzliche, kostenpflichtige Produkte wie Restschuldversicherungen ab.
Druck im Verkaufsgespräch vermeiden
Verkäufer nutzen oft psychologischen Druck, um schnelle Entscheidungen zu fördern. Sätze wie „Sonderkonditionen nur heute“ oder „begrenzte Stückzahl“ sollen Kunden zur sofortigen Unterschrift bewegen. Verbraucher sollten sich davon nicht beeinflussen lassen. Es ist ratsam, Angebote in Ruhe zu prüfen und gegebenenfalls eine Nacht darüber zu schlafen.
Auch die Verlockung, ein teureres Produkt zu wählen, weil es angeblich „nichts kostet“, ist trügerisch. Ein größerer Fernseher oder ein leistungsstärkeres Smartphone bedeutet fast immer höhere Raten, eine längere Laufzeit oder beides. „Kostet nichts“ gibt es im Kreditgeschäft nicht. Jede Erhöhung des Kaufpreises wirkt sich auf die Kreditkonditionen aus und sollte bewusst in Kauf genommen werden.
„Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Nehmen Sie sich Zeit, alle Details zu verstehen, bevor Sie unterschreiben. Ein Spontankauf kann teuer werden.“
Das Kleingedruckte genau prüfen
Vor der Unterschrift müssen alle Vertragsunterlagen sorgfältig geprüft werden. Ein häufiger Fallstrick sind Zusatzverträge. Dazu gehören beispielsweise Existenz- oder Ratenschutzversicherungen und Garantieverlängerungen. Diese werden oft als „Sorglos-Pakete“ beworben, sind aber in vielen Fällen überteuert oder sogar überflüssig. Ob sie im Einzelfall sinnvoll sind, muss jeder Kunde individuell entscheiden.
Besondere Aufmerksamkeit erfordert auch die Art des Kreditvertrags. Manchmal wird nicht nur eine Null-Prozent-Finanzierung über den Kaufpreis abgeschlossen, sondern gleichzeitig ein höherer Rahmenkredit mit einer kostenpflichtigen Kreditkarte. Es kann auch vorkommen, dass zwei Kreditverträge angeboten werden: ein günstiger für den aktuellen Einkauf und ein teurerer für „zukünftige Wünsche“.
Hintergrundinformationen
Viele Händler kooperieren fest mit bestimmten Banken. Diese Banken profitieren von den vermittelten Krediten, auch wenn sie zunächst zinslos erscheinen. Die Kosten können über andere Wege, wie oben beschrieben, wieder hereingeholt werden.
Versteckte Kosten und zeitlich begrenzte Zinssätze
Ein weiterer Fallstrick sind befristete Zinssätze. Manchmal gilt der günstige Zinssatz nur für eine bestimmte Dauer, und die vereinbarte Mindestrate reicht nicht aus, um den Kredit in dieser Zeit vollständig abzuzahlen. Nach Ablauf der Frist steigen die Zinsen oft erheblich an, was die Finanzierung plötzlich sehr teuer macht. Solche Kosten treibenden Vertragsbestandteile sollten unbedingt vermieden werden.
Es ist entscheidend, die Gesamtlaufzeit und die Höhe der monatlichen Raten genau zu kennen. Eine einfache Rechnung hilft: Kaufpreis geteilt durch die Anzahl der Raten. Wenn die beworbene „Null-Prozent-Finanzierung“ plötzlich teurer erscheint, sollte man hellhörig werden. Transparenz ist hier das A und O.
Tipps für Verbraucher
- Budgetcheck: Prüfen Sie vorab, ob Sie die monatlichen Raten wirklich tragen können.
- Angebote vergleichen: Holen Sie, wenn möglich, Angebote von verschiedenen Banken ein.
- Kleingedrucktes lesen: Nehmen Sie sich Zeit für alle Vertragsdetails, besonders für die AGBs.
- Zusatzprodukte hinterfragen: Überlegen Sie genau, ob Versicherungen oder Garantieverlängerungen wirklich notwendig sind.
- Kein Druck: Lassen Sie sich nicht zu einer schnellen Entscheidung drängen.
- Rücktrittsrecht prüfen: Informieren Sie sich über mögliche Widerrufsrechte bei Kreditverträgen.
Die Verbraucherzentrale bietet zudem umfassende Ratgeber und Beratungen zu Finanzthemen an, die bei der Entscheidungsfindung helfen können. Wer sich umfassend informiert, schützt sich vor unerwarteten Kosten und teuren Überraschungen.





