Ein Nahrungsergänzungsmittel, das Cholecalciferol und Menachinon enthält, wird aktuell stark beworben. Diese Bezeichnungen klingen besonders, stehen aber lediglich für die bekannten Vitamine D und K2. Das Produkt wird als "einzigartig" dargestellt, obwohl es sich um eine gängige Kombination handelt. Verbraucher sollten die beworbenen Eigenschaften und den Preis genau prüfen.
Wichtige Punkte
- Cholecalciferol ist Vitamin D, Menachinon ist Vitamin K2.
- Vitamin D kann ab 20 µg/Tag die Sturzgefahr bei Senioren reduzieren.
- Vitamin K kann Wechselwirkungen mit Blutgerinnungshemmern haben.
- Überdosierung von Vitamin D kann das Sturzrisiko erhöhen.
- Ärztliche Beratung vor Einnahme ist für Risikogruppen wichtig.
Werbung und tatsächliche Inhaltsstoffe
Ein Nahrungsergänzungsmittel in Tropfenform wird in Apotheken mit Aussagen wie "Angst zu stürzen" und "Besonderer Wirkstoffkomplex reduziert das Sturzrisiko" beworben. Diese Formulierungen erwecken den Eindruck eines neuartigen oder einzigartigen Produkts. Der Preis liegt bei etwa 30 Euro für 20 ml, was relativ hoch ist.
Bei näherer Betrachtung zeigt sich: Die beworbenen "Wirkstoffe" sind Vitamin D (Cholecalciferol) und Vitamin K (Menachinon), gelöst in Olivenöl. Die Tagesdosis beträgt 20 µg für Vitamin D und 75 µg für Vitamin K. Dies sind gängige Vitamine, die in vielen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind.
Faktencheck
- Cholecalciferol: Ist Vitamin D3.
- Menachinon: Ist Vitamin K2.
- Das Produkt enthält 20 µg Vitamin D pro Tagesdosis.
- Es enthält 75 µg Vitamin K pro Tagesdosis.
Zugelassene Gesundheitsaussagen der EU
Die Europäische Union hat spezifische gesundheitsbezogene Aussagen für Vitamin D und Vitamin K zugelassen. Diese sind an Mindestmengen der Vitamine gebunden und gelten für alle Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel, die diese Mengen enthalten.
- Vitamin K: Trägt zur Erhaltung normaler Knochen bei (ab 11,25 µg Tagesdosis).
- Vitamin D: Trägt zur Erhaltung normaler Knochen bei (ab 0,75 µg Tagesdosis).
- Vitamin D: Trägt zur Erhaltung einer normalen Muskelfunktion bei (ab 0,75 µg Tagesdosis).
- Vitamin D: Trägt dazu bei, die durch posturale Instabilität (instabile Körperhaltung) und Muskelschwäche bedingte Sturzgefahr zu verringern. Stürze sind bei Männern und Frauen ab 60 Jahren ein Risikofaktor für Knochenbrüche (bei 20 µg/Tagesdosis).
Diese Aussagen sind nicht exklusiv für das beworbene Produkt. Sie können von jedem Hersteller verwendet werden, dessen Produkte die entsprechenden Vitaminmengen enthalten. Ein Preisvergleich kann sich daher lohnen.
Wichtige Hinweise zur Einnahme
Die Zielgruppe für dieses Produkt sind oft Senioren, die bereits verschiedene Medikamente einnehmen. Eine Rücksprache mit dem Arzt vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist in diesem Fall besonders wichtig. Es können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten.
Besonders kritisch ist das enthaltene Vitamin K. Es kann die Wirkung von Blutgerinnungshemmern beeinflussen. Patienten, die Wirkstoffe wie Phenprocoumon (z.B. Marcumar, Falithrom) oder Warfarin einnehmen, sollten dieses Produkt nur nach ärztlicher Absprache verwenden.
„Wenn Sie regelmäßig Arzneimittel nehmen, ist es wichtig, vor der Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels das ärztliche Gespräch zu suchen, da Wechselwirkungen mit Medikamenten möglich sind.“
Risiken einer Überdosierung
Die Darreichungsform als Tropfen birgt das Risiko einer ungenauen Dosierung. Es ist entscheidend, die empfohlene Tagesdosis genau einzuhalten. Eine zu hohe Dosierung von Vitamin D kann negative Folgen haben.
Eine Studie mit durchschnittlich 78-jährigen Personen zeigte, dass ein Vitamin-D-Blutspiegel (25(OH)D) über 44,7 ng/ml das Sturzrisiko verdoppeln kann. Ein ausreichender Spiegel für die Knochengesundheit liegt zwischen 21 und 30 ng/ml. Die anerkannte wissenschaftliche Meinung (IMO-Klassifizierung) empfiehlt, den Vitamin-D-Spiegel nicht über 50 ng/ml ansteigen zu lassen.
Ein Überschreiten dieses Wertes kann zu einer Überversorgung führen, die gesundheitliche Probleme wie Hyperkalzämien verursachen kann. Diese wiederum können Herzrhythmusstörungen oder Nierensteine zur Folge haben. Daher ist Vorsicht bei der Dosierung geboten.
Hintergrundinformation: Vitamin D und K2 Interaktion
Das Bundesinstitut für Risikobewertung weist darauf hin, dass die Interaktion von Vitamin D und Vitamin K nicht ausreichend wissenschaftlich erforscht ist. Behauptungen mancher Hersteller, Vitamin K2 könne bei hoher Vitamin-D-Aufnahme das Risiko einer Gefäßverkalkung senken, sind wissenschaftlich nicht belegt.
Wer profitiert von Vitamin D-Supplementierung?
Ob eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D und Vitamin K sinnvoll ist, sollte individuell mit einem Arzt geklärt werden. Das Robert Koch-Institut (RKI) identifiziert bestimmte Risikogruppen für einen Vitamin-D-Mangel:
- Personen, die sich selten im Freien aufhalten können (z.B. immobile oder chronisch kranke Menschen).
- Pflegebedürftige Personen, insbesondere in Pflegeheimen.
- Sehr alte Menschen, da die körpereigene Vitamin-D-Produktion mit dem Alter abnimmt.
Für diese Risikogruppen empfiehlt das RKI eine tägliche Vitamin-D-Supplementierung von 20 µg. Eine generelle Einnahme ohne Bedarf ist jedoch nicht pauschal ratsam. Eine ärztliche Beratung hilft, den persönlichen Bedarf zu ermitteln und mögliche Risiken auszuschließen.
Weitere Informationen und Quellen
Für detaillierte Informationen zu Vitamin D-Produkten und deren Sinnhaftigkeit sowie zur Vitamin D-Versorgung in Deutschland stehen weitere Ressourcen zur Verfügung. Das Bundesinstitut für Risikobewertung liefert beispielsweise Daten zur Einnahme hoher Einzeldosen von Vitamin D. Das Robert Koch-Institut beantwortet häufige Fragen zum Vitamin-D-Status und dessen Beurteilung.
Die Verordnungen (EU) Nr. 432/2012 und Nr. 1228/2014 legen die zulässigen gesundheitsbezogenen Angaben für Lebensmittel fest. Eine Studie von Bischoff-Ferrari et al. (2016) untersuchte die Wirkung von monatlichen Hochdosis-Vitamin-D-Behandlungen zur Vorbeugung von funktionellem Abbau. Diese Quellen bieten eine Grundlage für fundierte Entscheidungen.