Blake Moret, CEO von Rockwell Automation, äußert sich skeptisch über den Einsatz humanoider Roboter in den meisten Fabriken. Er bezeichnet sie als „überflüssig“ für viele aktuelle Anwendungen. Das Unternehmen setzt stattdessen auf integrierte, aufgabenbezogene Automatisierungslösungen.
Wichtige Erkenntnisse
- Rockwell Automation sieht humanoide Roboter als „überflüssig“ für die meisten Fabriken an.
- Das Unternehmen konzentriert sich auf integrierte, aufgabenspezifische Automatisierung.
- Mobile Roboter ergänzen fest installierte Systeme.
- Künstliche Intelligenz soll Automatisierung vereinfachen.
- Diese Haltung kontrastiert mit Strategien anderer großer Industrieunternehmen.
Skepsis gegenüber humanoiden Robotern
Blake Moret, der Geschäftsführer von Rockwell Automation, hat sich kritisch zu der weit verbreiteten Annahme geäußert, dass humanoide Roboter die Zukunft der Fertigung sind. Nach der Veröffentlichung starker Geschäftszahlen für das Geschäftsjahr 2026 betonte Moret in einem Interview, dass solche Roboter für die meisten heutigen Fabrikanwendungen „überdimensioniert“ seien.
Er räumte ein, dass humanoide Roboter in einigen speziellen Anwendungsbereichen eine Rolle spielen könnten. Für die breite Masse der Produktionsstätten sieht er jedoch keinen unmittelbaren Bedarf. Moret unterstrich die Bedeutung einer pragmatischen Herangehensweise an die Automatisierung.
„Ich denke, humanoide Roboter mögen in einigen Anwendungen eine Rolle spielen“, sagte Moret. „Aber ich sehe sie als ein wenig überdimensioniert für viele der heutigen Anwendungen und Fabriken.“
Faktencheck: Humanoide Roboter
- Humanoide Roboter sind so konzipiert, dass sie menschliche Körperproportionen und Bewegungen nachahmen.
- Sie sollen in Umgebungen arbeiten, die für Menschen gebaut sind.
- Bekannte Projekte sind Teslas Optimus und Roboter von Xpeng oder Neura Robotics.
Rockwells Strategie: Integrierte Automatisierung
Rockwell Automation verfolgt einen anderen Ansatz. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Entwicklung integrierter und aufgabenspezifischer Automatisierungssysteme. Moret erklärte, dass Rockwell bereits vor einigen Jahren in mobile Roboter investiert habe. Diese dienen jedoch nicht dem Zweck, menschenähnliche Aufgaben zu übernehmen.
Vielmehr ergänzen mobile Roboter die bereits etablierte, fest installierte Automatisierung. Das Ziel ist ein „einziges, kohärentes System“, in dem mobile Roboter nahtlos mit traditionellen Prozesssteuerungen interagieren. Diese Strategie soll die Effizienz und Flexibilität in den Fabriken steigern, ohne auf komplexe humanoide Plattformen angewiesen zu sein.
Die Rolle der Künstlichen Intelligenz
Moret sieht in der Künstlichen Intelligenz (KI) eine große Chance, die Automatisierung zu vereinfachen. Er nannte Bereiche wie Simulation, Zeitplanung und Wartung als Schlüsselbereiche, in denen KI bereits positive Auswirkungen zeigt. KI kann helfen, Prozesse zu optimieren und die Komplexität industrieller Anwendungen zu reduzieren.
Die Integration von KI in bestehende Automatisierungslösungen ermöglicht es Unternehmen, ihre Betriebsabläufe intelligenter und reaktionsfähiger zu gestalten. Dies führt zu einer Steigerung der Produktivität und einer Senkung der Betriebskosten.
Hintergrund: Industrie 4.0 und Automatisierung
Die vierte industrielle Revolution, oft als Industrie 4.0 bezeichnet, konzentriert sich auf die Vernetzung und Digitalisierung von Produktionsprozessen. Automatisierung spielt dabei eine zentrale Rolle, um Effizienz, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zu verbessern. Die Debatte um humanoide Roboter ist Teil dieser Entwicklung und stellt die Frage, wie weit die Nachahmung menschlicher Fähigkeiten in der Industrie gehen sollte.
Gegensätzliche Strategien in der Industrie
Die Haltung von Rockwell Automation steht im Kontrast zu den Strategien anderer großer Industrieunternehmen. Der deutsche Zulieferer Schaeffler beispielsweise hat eine umfassende humanoide Strategie ins Leben gerufen. Das Unternehmen testet Pilotprogramme mit Start-ups wie Humanoid und hat eine Partnerschaft mit Neura Robotics geschlossen, um Tausende von Robotern einzusetzen.
Auch Softwaregiganten wie SAP engagieren sich in diesem Bereich. SAP entwickelt das Projekt „Embodied AI“, das ein gemeinsames Software-„Gehirn“ für verschiedene Hardware-Plattformen schaffen soll. Diese unterschiedlichen Ansätze verdeutlichen eine zentrale Debatte innerhalb der Branche: Soll die Zukunft der Automatisierung in der Flexibilisierung und Intelligenz bestehender Systeme liegen oder in der Einführung allgemeiner humanoider Plattformen, die für menschengemachte Umgebungen konzipiert sind?
Der Wettlauf um die Zukunft der Robotik
Die Robotikbranche ist ein dynamisches Feld. Viele Unternehmen investieren stark in die Entwicklung neuer Technologien. Während einige auf spezialisierte, integrierte Lösungen setzen, sehen andere in humanoiden Robotern das Potenzial, eine breite Palette von Aufgaben zu übernehmen. Diese Divergenz spiegelt unterschiedliche Visionen wider, wie Automatisierung am besten in die Arbeitswelt integriert werden kann.
Unternehmen wie Xpeng haben bereits „menschenähnliche“ Roboter vorgestellt, die mit fortschrittlichen KI-Gehirnen ausgestattet sind. Andere, wie K-Scale Labs, mussten ihre Projekte aufgrund von Finanzierungsschwierigkeiten einstellen. Dies zeigt, dass der Weg zur breiten Akzeptanz humanoider Roboter noch mit Herausforderungen verbunden ist.
- Xpeng debütierte einen „menschenähnlichsten“ Roboter mit VLT-Gehirn und plant die Produktion für 2026.
- K-Scale Labs stornierte K-Bot-Bestellungen und stellte sein geistiges Eigentum nach Finanzierungsproblemen quelloffen zur Verfügung.
- Generalist AI stellte GEN-0 vor und beansprucht Skalierungsgesetze für Robotik, die durch 270.000 Stunden realer Daten gestützt werden.
Fazit: Pragmatismus versus Visionen
Rockwell Automation setzt auf einen pragmatischen Ansatz, der die Effizienz und die Integration bestehender Technologien in den Vordergrund stellt. Morets Äußerungen unterstreichen, dass nicht jede technologische Innovation sofort für alle Anwendungen geeignet ist. Die Branche wird weiterhin beobachten, welche Strategie sich langfristig durchsetzen wird: die Weiterentwicklung spezialisierter Systeme oder die Einführung universeller, menschenähnlicher Roboter.
Die Debatte um humanoide Roboter wird intensiv geführt. Es bleibt abzuwarten, ob die „überdimensionierten“ Humanoiden in Zukunft eine breitere Akzeptanz in der Industrie finden werden. Für den Moment scheint der etablierte Automatisierungsriese auf die Optimierung bewährter Systeme zu setzen.





