Die anhaltende Krise um den Halbleiterhersteller Nexperia spitzt sich zu. Trotz erster Anzeichen einer Entspannung gibt es weiterhin Warnungen vor Produktionsstopps in der Automobilindustrie. Unternehmen ergreifen nun ungewöhnliche Maßnahmen, um Lieferengpässe zu verhindern.
Wichtige Erkenntnisse
- Neue Warnungen vor Chipknappheit und Produktionsstopps trotz vorheriger Entspannungssignale.
- Europäische Firmen kaufen Wafer direkt in Deutschland und transportieren sie selbst zur Weiterverarbeitung nach China.
- Die niederländische Regierung hatte zuvor die Kontrolle über Nexperia übernommen, um Technologietransfer zu verhindern.
- China reagierte mit einem Exportstopp von Nexperia-Produkten, was die globale Lieferkette stark beeinträchtigt.
- Nexperia sucht nach alternativen Produktionsstandorten in Südostasien.
Spannungen zwischen den Nexperia-Teilen
Die Probleme bei Nexperia begannen, als die niederländische Regierung die Kontrolle über das in Nijmegen ansässige Unternehmen übernahm. Nexperia wird von einer chinesischen Konzernmutter geführt. Ziel der Maßnahme war es, den Abfluss von technologischem Wissen und geistigem Eigentum zu verhindern.
Die Reaktion Pekings erfolgte prompt und scharf. China stoppte den Export von Nexperia-Produkten, die für viele Industrien, insbesondere die Automobilbranche, unerlässlich sind und nicht schnell ersetzt werden können. Diese Produkte werden unter anderem in Deutschland als Wafer produziert und dann in China weiterverarbeitet.
Faktencheck
- Ursprung der Krise: Übernahme der niederländischen Nexperia-Kontrolle durch die Regierung.
- Chinas Reaktion: Exportstopp von Nexperia-Produkten aus China.
- Betroffene Industrie: Vor allem die Automobilindustrie spürt die Auswirkungen stark.
Ungewöhnliche Lieferketten-Lösungen
Berichten zufolge haben europäische Unternehmen begonnen, Wafer direkt vom Nexperia-Werk in Hamburg zu kaufen. Diese Wafer werden dann selbst nach China transportiert, um dort in den chinesischen Nexperia-Werken weiterverarbeitet zu werden. Dies ist ein ungewöhnlicher Schritt, der die Verzweiflung der Industrie verdeutlicht.
Diese Maßnahme ist keine langfristige Lösung. Sie dient lediglich dazu, kurzfristige Engpässe zu überbrücken und Produktionsstopps zu vermeiden. Nur große Konzerne sind in der Lage, solche aufwendigen Logistikketten selbst zu organisieren.
„Die Situation bleibt sehr herausfordernd. Produktionsstopps sind nicht vom Tisch und könnten innerhalb von Wochen nötig werden“, so ein anonymer Branchenvertreter gegenüber der Financial Times.
Suche nach Alternativen
Parallel zu diesen Ad-hoc-Lösungen sucht Nexperia in Nijmegen aktiv nach neuen Fertigungsstandorten außerhalb Chinas. Werke in Malaysia und auf den Philippinen werden als mögliche Alternativen in Betracht gezogen. Dies zeigt den Wunsch, die Abhängigkeit von der chinesischen Produktion zu reduzieren und zukünftige Krisen dieser Art zu vermeiden.
Hintergrundinformationen
Die Halbleiterindustrie ist eine Schlüsselindustrie für die globale Wirtschaft. Chips sind in fast allen modernen Geräten verbaut, von Autos über Smartphones bis hin zu Industriemaschinen. Störungen in der Lieferkette haben weitreichende Folgen.
Die Spannungen zwischen den Niederlanden und China um Nexperia sind ein Beispiel für die zunehmenden geopolitischen Konflikte im Technologiebereich. Staaten versuchen zunehmend, ihre technologische Souveränität zu sichern.
Dramatische Warnungen aus der Autoindustrie
Die Financial Times hat in dieser Woche dramatische Warnungen aus der Automobilindustrie veröffentlicht. Experten befürchten eine „verheerende“ Chipknappheit, die zu weiteren Produktionsausfällen führen könnte. Dies wäre ein herber Rückschlag für eine Branche, die sich gerade erst von den Auswirkungen der globalen Chipkrise erholt hat.
Obwohl es in der Vorwoche hieß, die niederländische Regierung sei bereit, die Kontrolle über Nexperia aufzugeben, um im Gegenzug chinesische Exporte wieder zuzulassen, scheint die Lage noch nicht entspannt. Erste Lieferungen wurden zwar wieder aufgenommen, aber offenbar nicht in ausreichendem Maße.
- Kurzfristige Lösung: Direkter Wafer-Kauf in Hamburg und Transport nach China.
- Langfristige Strategie: Suche nach neuen Produktionsstandorten in Südostasien.
- Anhaltende Gefahr: Drohende Produktionsstopps in der Automobilindustrie.
Die Rolle der Politik und Wirtschaft
Die Nexperia-Krise unterstreicht die Komplexität der globalen Lieferketten und die Auswirkungen politischer Entscheidungen auf die Wirtschaft. Die Anwendung eines selten genutzten Gesetzes durch die niederländische Regierung hatte weitreichende Folgen, die nun von der Industrie getragen werden müssen.
Die Forderung nach einer Einigung zwischen Nexperia aus den Niederlanden und Nexperia aus China wird lauter. Viele Unternehmen behandeln die beiden Firmenteile bereits wie separate Einheiten, um ihre eigenen Lieferketten zu sichern.
Die Situation erfordert eine schnelle und nachhaltige Lösung, um größere Schäden für die globale Wirtschaft abzuwenden. Die Bemühungen, die Lieferketten zu diversifizieren und unabhängiger zu werden, werden in Zukunft wohl verstärkt werden.





