Eine aktuelle Studie aus den USA bestätigt: Elektroautos weisen über ihre gesamte Lebensdauer eine deutlich bessere Klimabilanz auf als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Trotz höherer Emissionen bei der Produktion gleichen sich die Werte nach etwa zwei Jahren aus, bevor Elektrofahrzeuge die Nase vorn haben.
Wichtige Erkenntnisse
- Elektroautos sind über die gesamte Lebensdauer klimafreundlicher als Verbrenner.
- Die anfänglich höheren CO2-Emissionen bei der Produktion von E-Autos gleichen sich nach circa zwei Jahren aus.
- Der Strommix spielt eine entscheidende Rolle für die Klimabilanz von Elektrofahrzeugen.
- Experten in Deutschland bestätigen die Ergebnisse der US-Studie.
Langfristige Vorteile von Elektrofahrzeugen
Die Debatte um die Umweltfreundlichkeit von Elektroautos im Vergleich zu Verbrennern ist lang und komplex. Während der emissionsfreie Betrieb von E-Autos unbestreitbar ist, werfen Kritiker oft Fragen zum Energieaufwand bei der Batterieherstellung und zum Strommix auf. Eine neue Studie aus den USA liefert nun klare Antworten.
Das Team um Pankaj Sadavarte veröffentlichte seine Ergebnisse in der Open-Access-Fachzeitschrift PLOS Climate. Sie untersuchten die langfristige Klimabilanz von Elektrofahrzeugen und kamen zu einem eindeutigen Schluss: Elektroautos schneiden in Bezug auf Kohlendioxidemissionen über die gesamte Betriebsdauer besser ab.
Faktencheck
- Studienlaufzeit: Die Studie setzte eine durchschnittliche Betriebsdauer von 18 Jahren für Fahrzeuge an.
- Amortisationszeit: Nach etwa zwei Jahren gleichen sich die höheren Produktions-Emissionen der Elektroautos aus.
- CO2-Reduktion (2030): Ein 2030 in den USA gekauftes E-Auto wird voraussichtlich 40 Prozent weniger CO2 über den gesamten Lebenszyklus ausstoßen als ein Verbrenner.
Produktion und Betrieb im Vergleich
Bei der Herstellung eines Elektroautos, insbesondere der energieintensiven Batterieproduktion, werden zunächst mehr Kohlendioxidemissionen freigesetzt als bei einem herkömmlichen Verbrenner. Dies ist ein oft genannter Kritikpunkt.
Die US-Forscher ermittelten zunächst die CO2-Emissionen bei der Produktion von Elektroautos mit Lithium-Ionen-Akkus und von Verbrennern. Anschließend modellierten sie die voraussichtlichen Verkaufszahlen beider Fahrzeugtypen in den kommenden Jahren in den USA.
Für die Abschätzung der Umweltauswirkungen berechneten die Autoren die Kohlendioxidemissionen sowie weitere Schadstoffe wie Schwefeldioxid und Stickoxide, die über die Betriebsdauer bei einer durchschnittlichen Jahresfahrleistung anfallen.
"Diese Ergebnisse liegen in derselben Größenordnung wie die vieler anderer Studien. Eine aktuelle Studienübersicht kommt im Vergleich mehrerer Lebenszyklusanalysen von Pkw zu einem sehr ähnlichen Ergebnis", so Stefan Lechtenböhmer, Leiter des Fachgebiets Sustainable Technology Design an der Universität Kassel.
Bestätigung durch deutsche Experten
Die Ergebnisse der US-Studie finden auch in Deutschland breite Zustimmung. Mehrere deutsche Forscher bestätigten gegenüber dem Science Media Center, dass die Erkenntnisse mit denen anderer Studien übereinstimmen.
Petra Zapp, Abteilungsleiterin Nachhaltige Lebenszyklen am Forschungszentrum Jülich (FZJ), hob hervor, dass die Studie im Gegensatz zu vielen anderen vergleichbaren Analysen auch die Umwelteffekte der Batterieproduktion berücksichtige, selbst wenn diese nicht zwingend in den USA anfallen.
Hintergrund: Finanzierung der Studie
Die Studie wurde teilweise von Albemarle finanziert, einem der weltweit größten Lithium-Produzenten. Die Studienautoren betonten jedoch, dass das Unternehmen keinen Einfluss auf ihre Arbeit genommen habe. Dies ist ein wichtiger Aspekt für die Glaubwürdigkeit wissenschaftlicher Veröffentlichungen.
Die Rolle des Strommixes
Ein wesentlicher Faktor für die tatsächliche Klimabilanz eines Elektrofahrzeugs ist der Strommix, mit dem es geladen wird. Je grüner der Strom, desto geringer die Emissionen im Betrieb.
Der globale Trend zeigt eine Verschiebung hin zu erneuerbaren Energien. Im ersten Halbjahr 2025 wurde weltweit erstmals mehr Strom aus Wind- und Solarkraftwerken erzeugt als aus Kohlekraftwerken. Dies verbessert die Klimabilanz von Elektroautos kontinuierlich.
Martin Wietschel, Leiter des Competence Centers Energietechnologien und Energiesysteme am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung, merkte an, dass die Aussagekraft der Studie noch größer gewesen wäre, wenn sie auch Feinstaubemissionen und den Verbrauch kritischer Rohstoffe einbezogen hätte.
Deutschland im Kontext
Die CO2-Intensität der Stromerzeugung in den USA liegt derzeit auf einem ähnlichen Niveau wie in Deutschland. Sie liegt unter dem weltweiten Durchschnitt, aber über den durchschnittlichen Emissionen der EU.
Wietschel betont die Dringlichkeit der Verkehrswende: "Wenn nach 2035 weiterhin Fahrzeuge verkauft werden, die fossile Kraftstoffe nutzen, wird es schwierig, das deutsche Klimaziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 zu erreichen, da die Lebensdauer von Fahrzeugen heute deutlich über zehn Jahren liegt und der Verkehrssektor ein relevanter Emittent von Treibhausgasen ist."
Die Studie unterstreicht, dass der schnelle Umstieg auf Elektrofahrzeuge aus Klima- und Umweltsicht vorteilhaft ist. Dies gilt insbesondere, wenn der Anteil erneuerbarer Energien im Strommix weiter steigt.
- Globale Entwicklung: Erstmals mehr Strom aus Wind und Sonne als aus Kohle.
- Politische Ziele: Das Erreichen der Treibhausgasneutralität bis 2045 erfordert eine konsequente Elektrifizierung des Verkehrs.
- Langfristige Perspektive: Die Lebensdauer moderner Fahrzeuge macht eine frühzeitige Umstellung auf emissionsfreie Antriebe notwendig.





