Deutschland verstärkt seine Anstrengungen im Bereich der Batteriespeicher-Systeme (BESS). Drei große Projekte mit einer Gesamtkapazität von 213 MWh wurden kürzlich bekannt gegeben. Diese Entwicklungen unterstreichen die führende Rolle Deutschlands auf dem europäischen Energiespeichermarkt und die Attraktivität des Landes für Investitionen in diesem Sektor.
Die Unternehmen Statkraft, Kyon Energy und Juniz Energy sind maßgeblich an diesen Fortschritten beteiligt. Sie tragen dazu bei, die Energiesicherheit und die Integration erneuerbarer Energien in das deutsche Stromnetz zu verbessern.
Wichtige Punkte
- Drei neue BESS-Projekte mit insgesamt 213 MWh Kapazität in Deutschland.
- Statkraft nimmt größtes EEG-Innovationsprojekt mit Solar und Speicher in Betrieb.
- Juniz Energy sichert Finanzierung für 100 MWh Pipeline.
- Kyon Energy setzt auf E-Storage von Canadian Solar für 56 MWh Projekt.
- Deutschland gilt als attraktivster Speichermarkt in Europa.
Statkrafts Hybridkraftwerk in Zerbst geht ans Netz
Statkraft, Europas größter Erzeuger erneuerbarer Energien, hat sein bisher größtes Hybridprojekt in Deutschland in Betrieb genommen. Das Kraftwerk in Zerbst, Sachsen-Anhalt, kombiniert eine Solaranlage mit einem Batteriespeicher-System. Es ist Teil des deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und wurde im Rahmen der sogenannten Innovationsausschreibung gefördert.
Das Projekt umfasst eine 46,4 MW starke Solaranlage und einen 16 MW/57 MWh Batteriespeicher. Dieser Speicher besteht aus 88 Batteriewürfeln, die laut Branchenbeobachtern vom Systemintegrator Fluence stammen. Die Investitionskosten für das gesamte Projekt belaufen sich auf rund 45 Millionen Euro.
Faktencheck
- Gesamtkapazität Statkraft-Projekt: 46,4 MW Solar + 16 MW/57 MWh BESS
- Investition: 45 Millionen Euro
- Netzeinspeisung: Seit Oktober 2025
Seit Oktober 2025 speist die Anlage bereits Energie in das Stromnetz ein. Derzeit laufen noch letzte Tests, um eine stabile Netzverbindung sicherzustellen. Solche Hybridprojekte sind entscheidend für die Stabilität des Netzes, da sie die Schwankungen der erneuerbaren Energieerzeugung ausgleichen können.
Juniz Energy sichert Finanzierung für 100 MWh Projekte
Das deutsche BESS-Plattformunternehmen Juniz Energy hat eine Finanzierung von der Hamburg Commercial Bank AG (HCOB) erhalten. Diese Finanzierung ermöglicht den Bau und Betrieb von drei Batteriespeicherprojekten mit einer Gesamtkapazität von etwa 100 MWh.
Die HCOB agierte dabei als Kreditgeber, Agent, Kontoführende Bank und Hedging-Bank. Juniz Energy, ein Portfoliounternehmen des Private-Equity-Unternehmens EQT, das 2024 erworben wurde, sieht in dieser Finanzierung einen wichtigen Schritt zur Realisierung seiner Projektpipeline.
"Diese Finanzierung ist ein wichtiger Schritt zur Realisierung unserer Batterieprojekte in Deutschland. Wir sehen in den kommenden Jahren große Wachstumschancen, die wir gemeinsam mit unseren Partnern nutzen wollen. Flexible, attraktive Finanzierungslösungen sind für uns ein wichtiger Werttreiber. Wir danken dem Expertenteam der HCOB aufrichtig für ihr Vertrauen und ihre Zusammenarbeit."
Die Unterstützung durch Finanzinstitute wie die HCOB unterstreicht das Vertrauen in den deutschen Energiespeichermarkt und die Geschäftsmodelle der Entwickler.
Kyon Energy setzt auf Canadian Solars E-Storage
Kyon Energy, ein Entwickler von Energiespeicherprojekten, hat Canadian Solars BESS-Sparte E-Storage beauftragt. E-Storage wird ein Batteriespeicher-System mit einer Leistung von 20,7 MW und einer Kapazität von 56 MWh für ein Projekt in Niedersachsen liefern. Der Vertrag beinhaltet zudem eine 20-jährige Langzeit-Servicevereinbarung (LTSA).
Die Auslieferung der Solbank-Lösung von E-Storage ist für März 2026 geplant, die Inbetriebnahme soll noch im selben Jahr erfolgen. Kyon Energy, seit Januar 2024 im Besitz des Öl- und Gaskonzerns TotalEnergies, entwickelt und managt das Projekt als EPC-Manager (Engineering, Procurement, and Construction).
Hintergrundinformationen
TotalEnergies besitzt seit 2016 auch den BESS-Integrator Saft. Saft liefert die Batteriespeicher für sieben weitere von Kyon entwickelte Projekte in Deutschland mit einer Gesamtleistung von 321 MW. Die Entscheidung von Kyon, in diesem speziellen Fall einen anderen BESS-Anbieter wie E-Storage zu nutzen, ist bemerkenswert.
Deutscher Markt als europäischer Vorreiter
Deutschland gilt aufgrund seines tiefen Großhandelsenergiemarktes und der Arbitragemöglichkeiten als der attraktivste Energiespeichermarkt in Europa. Aktuelle Verbesserungen im Regulierungsrahmen für Speicheranlagen tragen zusätzlich zur Attraktivität bei.
Die jüngsten Ankündigungen reihen sich in ein Jahr intensiver Aktivitäten auf dem deutschen Energiespeichermarkt ein. Erst vor Kurzem begannen RWE und Eco Stor mit dem Bau von zwei Großprojekten mit jeweils rund 700 MWh Kapazität. Diese sind die größten bisher in Deutschland gestarteten Bauvorhaben.
Darüber hinaus kündigte LEAG ein gigantisches 1 GW/4 GWh Projekt mit Fluence an, das bis 2027/28 in Betrieb gehen soll und zu den größten der Welt zählt. Diese Projekte zeigen das enorme Tempo und die strategische Bedeutung, die Deutschland dem Ausbau seiner Energiespeicherinfrastruktur beimisst.
Markt-Highlights
- RWE & Eco Stor: Baubeginn für zwei 700 MWh Projekte.
- LEAG & Fluence: Planung eines 1 GW/4 GWh Projekts bis 2027/28.
- Gesamtkapazität der neuen Projekte: 213 MWh
Der Ausbau von Batteriespeichern ist entscheidend für die Energiewende. Sie ermöglichen es, den Strom aus erneuerbaren Quellen wie Sonne und Wind effizient zu speichern und bei Bedarf wieder ins Netz einzuspeisen. Dies stabilisiert das Netz und reduziert die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.
Die Investitionen und Projekte in Deutschland sind ein klares Signal an den Rest Europas. Sie zeigen, dass der Weg zu einer nachhaltigen und sicheren Energieversorgung über den massiven Ausbau von Speicherkapazitäten führt. Deutschland festigt damit seine Position als Innovationsführer in diesem wichtigen Sektor.





