Die Finanzierung für zwei große Batteriespeichersysteme (BESS) in Estland ist gesichert. Das Joint Venture Baltic Storage Platform (BSP) erhielt 86,5 Millionen Euro für die Projekte Hertz 1 und Hertz 2. Diese Entwicklung unterstreicht das wachsende Vertrauen in großflächige Energiespeicher als bankfähige Anlagen, die private Investitionen für Europas Energiewende anziehen können.
Wichtige Erkenntnisse
- 86,5 Millionen Euro Finanzierung für zwei estnische BESS-Projekte.
- Gesamtkapazität der Projekte: 200 MW/400 MWh.
- Finanzierung durch EBRD, Edmond de Rothschild AM und NIB.
- Litauens Förderprogramm für BESS überzeichnet.
- Baltische Staaten werden zum attraktiven Markt für Energiespeicher.
Meilenstein für Estlands Energiesicherheit
Die Baltic Storage Platform (BSP), ein Zusammenschluss von Corsica Sole, Evecon und Mirova, hat einen entscheidenden Schritt in Richtung einer stabilen Energieversorgung in Estland gemacht. Die bereitgestellten 86,5 Millionen Euro sind für die Projekte Hertz 1 und Hertz 2 bestimmt. Beide Projekte zusammen verfügen über eine Kapazität von 200 Megawatt (MW) und 400 Megawattstunden (MWh).
Die Bauarbeiten für diese Anlagen begannen bereits vor etwa einem Jahr. Hertz 1, in Kiisa gelegen, wurde am 1. Oktober 2025 in Betrieb genommen. Die vollständige Inbetriebnahme ist für Ende 2025 geplant, wobei alle Netzdienstleistungen bis zum ersten Quartal 2026 verfügbar sein sollen. Hertz 2 befindet sich noch im Bau und soll Ende 2026 den kommerziellen Betrieb aufnehmen.
Faktencheck
- Projekt Hertz 1: Inbetriebnahme 1. Oktober 2025, volle Netzdienste bis Q1 2026.
- Projekt Hertz 2: Kommerzieller Betrieb geplant bis Ende 2026.
- Gesamtkapazität: 200 MW / 400 MWh.
Innovatives Finanzierungsmodell
Die Finanzierung dieser Projekte gilt als wegweisend für die baltischen Staaten. BSP betont, dass es sich um die erste Projektfinanzierung in der Region handelt, die ausschließlich auf den Einnahmen aus Energiespeicheranlagen basiert. Dies zeigt eine neue Ära, in der Energiespeicher als eigenständige, bankfähige Vermögenswerte betrachtet werden.
Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), Edmond de Rothschild Asset Management und die Nordische Investitionsbank (NIB) stellen die Mittel bereit. Die Finanzierung der EBRD und NIB profitiert zudem von einer 'First-Loss'-Risikoabdeckung durch die EU im Rahmen ihres InvestEU-Programms. Eine solche Garantie bedeutet, dass der Garantiegeber Verluste bis zu einem vereinbarten Prozentsatz im Falle eines Ausfalls des Kreditnehmers trägt. Dies reduziert das Risiko für private Investoren und fördert die Beteiligung am Aufbau kritischer Infrastruktur.
„Diese Zusammenarbeit zeigt, wie großflächige Speicherprojekte nun als bankfähige Vermögenswerte gelten, die privates Kapital anziehen können, um Europas Energiewende zu unterstützen.“
Litauens Ambitionen im Speichersektor
Nicht nur Estland macht Fortschritte. Auch Litauen treibt den Ausbau von Batteriespeichersystemen voran. Das Energieministerium Litauens hatte ein Förderprogramm mit 45 Millionen Euro für Investitionsausgaben ausgeschrieben. Die Resonanz war groß: Es gingen 30 Anträge ein, die sich auf insgesamt 80 Millionen Euro beliefen – eine zweifache Überzeichnung des Programms.
Dieses Förderprogramm ist eine Fortsetzung einer ersten, 102 Millionen Euro umfassenden Initiative, die im Juni dieses Jahres abgeschlossen wurde. Die geförderten Projekte müssen eine Leistung von mindestens 15 MW haben und dürfen pro Projekt 300 MWh Kapazität nicht überschreiten. Die Subventionen sind auf maximal 30 Prozent der förderfähigen Kosten begrenzt, mit einem Höchstbetrag von 100.000 Euro pro Megawattstunde (MWh).
Hintergrund: Litauens Energiespeicherziele
Das litauische Ministerium strebt an, mit diesen Investitionsprogrammen eine Gesamtkapazität von 1.545 MW / 3.232 MWh zu unterstützen. Bis 2028 sollen mindestens 1,5 GW / 4,4 GWh an großen Batteriespeichersystemen online sein, um die Energieversorgung zu stabilisieren.
Der baltische Markt als Vorreiter
Die baltische Region, bestehend aus Estland, Litauen und Lettland, ist im Vergleich zu größeren europäischen Märkten wie Deutschland relativ klein. Dennoch wird sie von Experten als einer der attraktivsten Märkte für Energiespeicher beschrieben. Die Trennung der Region vom russischen Stromnetz hat den Bedarf an Flexibilität kurzfristig erhöht und attraktive Möglichkeiten für Zusatzdienstleistungen geschaffen.
Energieminister Žygimantas Vaičiūnas äußerte sich positiv zur Entwicklung in Litauen: „Wir sehen, dass der Markt aktiv und bereit ist, in die Flexibilität und Zuverlässigkeit des litauischen Energiesystems zu investieren. Hochleistungsspeicher sind von entscheidender Bedeutung, um die wachsende Kapazität erneuerbarer Energien auszugleichen und die Stabilität des gesamten Systems zu gewährleisten.“
Diese Entwicklung in den baltischen Staaten ist ein klares Zeichen für das Potenzial von Energiespeichersystemen. Sie spielen eine immer wichtigere Rolle bei der Integration erneuerbarer Energien und der Sicherstellung der Netzstabilität. Die erfolgreiche Finanzierung und die überzeichneten Förderprogramme in Estland und Litauen demonstrieren das Vertrauen in diese Technologie und ihre wirtschaftliche Tragfähigkeit.
- Regionale Bedeutung: Die baltischen Staaten sind Pioniere im Bereich der Energiespeicher.
- Unabhängigkeit: Die Entkopplung vom russischen Stromnetz fördert den Ausbau flexibler Energiesysteme.
- Wirtschaftlicher Anreiz: Lukrative Möglichkeiten für Zusatzdienstleistungen ziehen Investoren an.





