Der Mangel an Lkw-Stellplätzen entlang der deutschen Autobahnen hat sich in den letzten drei Jahren kaum verbessert. Eine aktuelle Untersuchung des ADAC zeigt, dass Fernfahrer weiterhin gezwungen sind, ihre Fahrzeuge in gefährlichen Bereichen abzustellen. Dies führt nicht nur zu Frust bei den Fahrern, sondern erhöht auch das Unfallrisiko für alle Verkehrsteilnehmer erheblich.
Wichtige Erkenntnisse
- Lkw-Stellplatzmangel an deutschen Autobahnen unverändert.
- 85% der Raststätten zeigen Parkverstöße.
- Fahrer parken in Ein- und Ausfahrten sowie auf Seitenstreifen.
- Es fehlen zwischen 20.000 und 40.000 Stellplätze.
- Neue digitale Informationsdienste sollen Entspannung bringen.
Gefährliche Parksituation: Eine Momentaufnahme
Autofahrer kennen die Situation: Man fährt nachts einen Rastplatz an und plötzlich steht ein Lkw unerwartet in der Fahrspur. Was für Pkw-Fahrer unangenehm ist, stellt für Lkw-Fahrer ein ernstes Dilemma dar. Sie müssen ihre gesetzlich vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten einhalten, finden aber oft keine freien Parkflächen.
Der ADAC hat die Situation erneut untersucht und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Es gibt praktisch keine Fortschritte im Vergleich zur Erhebung vor drei Jahren. Die Tester besuchten Raststätten um 22, 23 und 0 Uhr. Bereits um 22 Uhr waren die meisten Parkplätze vollständig belegt.
Faktencheck Parkverstöße
- Auf 85 von 100 getesteten Anlagen standen Lkw im absoluten Halteverbot oder auf nicht zugelassenen Flächen (z.B. Pkw-Parkplätze).
- An 48 von 100 Raststätten wurden Lkw in hochriskanten Bereichen wie Ein- und Ausfahrten oder auf dem Seitenstreifen abgestellt.
Regionale Unterschiede und Hotspots
Die Lage ist regional kaum unterschiedlich. Bestimmte Raststätten fallen immer wieder negativ auf. Die Raststätte „Kassel Ost Lohfelden“ an der A7 in Hessen war erneut das Schlusslicht. Hier zählten die Tester bis zu 138 Parkverstöße.
Besonders kritisch war die Situation auch an den Raststätten „Lichtendorf Nord“ (A1, Nordrhein-Westfalen) und „Tecklenburger Land West“ (A1, Nordrhein-Westfalen). Dort wurden jeweils bis zu acht Lkw in hochriskanten Bereichen registriert.
„Die aktuelle Untersuchung zeigt praktisch keine Fortschritte gegenüber der Stichprobe vor drei Jahren“, so ein Sprecher des ADAC.
Nur wenige Anlagen zeigten eine bessere Situation. An den Raststätten „Plater Berge West“ an der A14 in Mecklenburg-Vorpommern und „Kutzhof Süd“ an der A8 im Saarland gab es entweder gar keine oder nur einen einzigen Verstoß.
Der Bedarf ist enorm: Fehlende Stellplätze
Zwischen 2018 und 2023 sind bundesweit rund 4500 neue Stellplätze für Lkw an Autobahnen hinzugekommen. Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung, reicht aber bei Weitem nicht aus.
Hintergrund: Warum die Suche so schwierig ist
Lkw-Fahrer sind an strenge Lenk- und Ruhezeiten gebunden. Diese Vorschriften dienen der Verkehrssicherheit und dem Schutz der Fahrer. Werden sie nicht eingehalten, drohen hohe Strafen. Die fehlenden Parkplätze zwingen die Fahrer jedoch oft, diese Regeln zu brechen oder riskante Parkmanöver durchzuführen.
Der ADAC schätzt, dass immer noch rund 20.000 Lkw-Parkplätze an Autobahnen fehlen. Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) geht sogar von einem noch höheren Bedarf aus. Laut BGL müssten rund 40.000 Stellplätze geschaffen werden, um das Problem nachhaltig zu lösen.
Digitale Lösungen zur Entspannung
Es gibt jedoch auch positive Entwicklungen. Seit Juli 2025 können Lkw-Fahrer Echtzeitdaten von etwa 1000 Raststätten über die zentrale Verkehrsdaten-Plattform des Bundes abrufen. Dies soll die stressige Suche nach einem freien Platz erleichtern.
Der sogenannte Stellplatz-Informationsdienst wird ab 2026 auf alle verbliebenen Anlagen erweitert. Auch private Parkraumanbieter wie Autohöfe sollen in Zukunft eingebunden werden. Diese digitalen Hilfen können den Fahrern helfen, freie Kapazitäten frühzeitig zu erkennen und so gefährliches Wildparken zu vermeiden.
Trotz dieser technologischen Fortschritte bleibt der Ausbau der physischen Parkflächen eine dringende Aufgabe für die Politik und die Infrastrukturplanung. Nur eine Kombination aus mehr Stellplätzen und besseren Informationen kann die Situation langfristig verbessern und die Sicherheit auf Deutschlands Autobahnen erhöhen.





