BMW hat auf der Eicma in Mailand die Serienversion der F 450 GS vorgestellt. Dieses neue Enduro-Modell zielt speziell auf Fahrer mit einem A2-Führerschein ab und bietet eine Leistung von 48 PS. Die Maschine ist optisch stark an die größere R 1300 GS angelehnt, birgt jedoch in der Grundausstattung einige Kompromisse für den Offroad-Einsatz.
Wichtige Punkte
- Die BMW F 450 GS ist für A2-Führerscheininhaber konzipiert.
- Sie wird in Indien gefertigt, um Kosten zu senken.
- Die Optik orientiert sich stark an der R 1300 GS.
- Für echten Geländeeinsatz sind teure Nachrüstungen nötig.
- Der Preis startet bei 7220 Euro, steigt aber mit Offroad-Extras deutlich.
Entwicklung und Marktpositionierung
Nachdem die G 310, ein Einzylindermodell, nicht den erwarteten Erfolg erzielte, setzt BMW nun auf einen Zweizylinder. Die F 450 GS entstand in Zusammenarbeit mit dem indischen Hersteller TVS. Diese Kooperation ermöglicht eine Produktion in Indien, was die Herstellungskosten erheblich senkt.
Der Prototyp der F 450 GS wurde bereits vor einem Jahr auf der Eicma gezeigt. Das nun vorgestellte Serienmodell unterscheidet sich in einigen Details, die in den letzten zwölf Monaten verfeinert wurden. BMW möchte mit diesem Modell eine jüngere Käuferschicht ansprechen, die in die Welt der Enduros einsteigen möchte.
Produktionsstandort Indien
Die Fertigung der F 450 GS in Indien trägt maßgeblich zur Senkung der Produktionskosten bei. Dieser Ansatz wurde bereits bei der G 310 verfolgt.
Design und Ausstattung im Detail
Die F 450 GS übernimmt viele Designmerkmale der größeren Boxer-Enduro R 1300 GS. Dazu gehören der markante „Schnabel“ an der Frontverkleidung und die Form des Tanks mit seiner steilen „Abbruchkante“ hinter dem Tankdeckel. Auch die seitlichen Kühlerverkleidungen ähneln denen des größeren Modells.
Das Cockpit verfügt über ein 6,5-Zoll-TFT-Display. Während der Prototyp noch die x-förmigen LED-Scheinwerfer der Boxer-Modelle zeigte, entschied sich BMW für die Serienversion für zwei übereinander angeordnete Scheinwerfer, flankiert von vier kleineren LED-Spots.
Fahrwerk und Offroad-Tauglichkeit
Ein wichtiger Punkt für Enduro-Fahrer sind die Räder. Die F 450 GS wird standardmäßig mit Gussfelgen im Fünfspeichen-Design geliefert. Diese sind für den anspruchsvollen Offroad-Einsatz jedoch nicht ideal, da die Bruchgefahr bei Stößen zu hoch ist. BMW bietet optional Drahtspeichenfelgen an, die einen Aufpreis von 1082 Euro kosten. Enduroreifen sind hierbei noch nicht inbegriffen.
Das Vorderrad hat einen Durchmesser von 19 Zoll, obwohl 21 Zoll im Gelände vorteilhafter wären. Dies deutet darauf hin, dass die Grundausstattung eher für leichte Offroad-Fahrten oder den Straßeneinsatz ausgelegt ist.
Wichtige Felgenwahl
Für ernsthafte Geländefahrten sind Drahtspeichenfelgen unerlässlich. Gussfelgen sind für die Belastungen abseits befestigter Wege nicht ausgelegt und können leicht beschädigt werden.
Der Lenker ist hoch gekröpft, was das Fahren im Stehen erleichtert. Der zweigeteilte Sitz mit seiner ausgeprägten Stufe zum Soziusabteil kann jedoch bei schnellen Gewichtsverlagerungen im Gelände hinderlich sein. Die Sitzhöhe beträgt 845 mm.
Der Auspuffendtopf ist tiefer montiert als am Prototyp. Dies erhöht die Gefahr von Beschädigungen bei Stürzen oder Bodenkontakt im Gelände.
Motorisierung und Leistung
Angetrieben wird die F 450 GS von einem flüssigkeitsgekühlten Reihenzweizylindermotor mit 420 cm³ Hubraum. Dieser Motor ist eine Neuentwicklung und leistet 48 PS (35 kW) bei 8750 U/min. Damit schöpft er das Leistungslimit der A2-Führerscheinklasse voll aus. Das maximale Drehmoment beträgt 43 Nm bei 6750 U/min.
Das Leistungsdiagramm zeigt eine recht lineare Leistungsentfaltung, allerdings mit einem kleinen Einbruch zwischen 7000 und 7500 U/min. Ein Sechsganggetriebe mit einer Ölbadkupplung gehört zur Standardausstattung.
"Die F 450 GS bietet eine solide Leistungsbasis für A2-Fahrer, die den Einstieg in die Enduro-Welt suchen."
Fahrwerkskomponenten und Bremsen
Der Motor ist als tragendes Element in einen Stahlrohrrahmen integriert. In der Basisausstattung fehlt ein Motorschutz, der für Geländefahrten dringend empfohlen wird. Ein Motorschutz kostet 163 Euro Aufpreis, Motorschutzbügel weitere 332 Euro. Auch Handprotektoren sind mit 106 Euro zusätzlich zu erwerben.
Die Federungskomponenten stammen von KYB. Eine Upside-down-Gabel mit 43 mm Durchmesser ist in der Druckstufe einstellbar. Das direkt angelenkte Federbein bietet eine einstellbare Vorspannung und Zugstufe. Beide Federelemente haben einen Federweg von 180 mm, was für eine Enduro als ausreichend, aber nicht üppig gilt.
Die Bremsanlage umfasst vorne einen Vierkolbenbremssattel mit einer 310 mm großen Bremsscheibe und hinten einen Einkolbensattel mit einer 240 mm Scheibe.
Gewicht und Reichweite
Das Leergewicht der F 450 GS beträgt 178 kg. Dies ist auf die A2-Vorgabe zurückzuführen, dass ein Motorrad mindestens 5 kg pro Kilowatt Leistung wiegen muss. Der 14-Liter-Tank und ein angegebener Verbrauch von 3,8 Litern auf 100 km ermöglichen eine theoretische Reichweite von 368 km.
Preisgestaltung und Pakete
Der Einstiegspreis für die BMW F 450 GS liegt bei 7220 Euro. Für den Offroad-Einsatz sind jedoch zusätzliche Investitionen notwendig. Allein die Kreuzspeichenfelgen und der Motorschutz erhöhen den Preis auf 8465 Euro.
BMW bietet verschiedene Ausstattungspakete an:
- GS Trophy Paket (770 Euro): Enthält die weiß-blau-rote Lackierung, eine Fliehkraftkupplung, Quickshifter, Handschutz, Motorschutz, Sportfederung und "Fahrmodi Pro". Letzterer ermöglicht das Abschalten des hinteren ABS und der Wheelie-Kontrolle. Zudem sind ABS, Schlupfregelung und Motorkennlinie einstellbar.
- Sport Paket (450 Euro): Bietet rote Lackierung, Fahrmodi Pro, Sportfederung, Quickshifter und Handschutz.
Wer die Top-Version GS Trophy mit den optionalen Kreuzspeichenfelgen wählt, erreicht einen Gesamtpreis von stattlichen 9072 Euro. Dies zeigt, dass die F 450 GS in ihrer voll ausgestatteten Offroad-Variante preislich deutlich über dem Basismodell liegt.
Fazit zur A2-Enduro
Die BMW F 450 GS ist ein interessantes Angebot für A2-Führerscheininhaber, die eine optisch ansprechende und technisch solide Enduro suchen. Die enge Anlehnung an das Design der R 1300 GS ist ein Pluspunkt. Für ambitionierte Geländefahrer sind jedoch die zusätzlichen Kosten für Offroad-spezifische Ausstattungen wie Drahtspeichenfelgen und Motorschutz zu beachten. Diese machen die Maschine erst wirklich geländetauglich.





