KTM, bekannt für seine Offroad- und Naked-Bikes, präsentiert mit der 990 RC R endlich ein vollverkleidetes Sportmotorrad. Diese Neuentwicklung markiert eine Rückkehr des österreichischen Herstellers in das Segment der Supersportler. Mit 130 PS und einem Hubraum von 947 cm³ positioniert sich die Maschine im oberen Bereich der Mittelklasse.
Wichtige Fakten zur KTM 990 RC R
- Vollverkleidetes Sportmotorrad mit aggressiver Optik.
- LC8c-Reihenzweizylinder-Motor mit 130 PS und 103 Nm Drehmoment.
- Stahlrohrrahmen und einstellbare Ergonomie.
- Neues 8,8-Zoll-TFT-Display mit Touch- und Joystick-Bedienung.
- Preis von 15.985 Euro, optionale Track- und Tech-Pakete.
KTMs Rückkehr ins Sportbike-Segment
Nach jahrelanger Präsenz in der MotoGP ohne ein entsprechendes Serienmodell schließt KTM diese Lücke. Die 990 RC R soll die Expertise aus dem Rennsport auf die Straße bringen. Ursprünglich war die Vorstellung früher geplant, doch die zwischenzeitliche Insolvenz des Unternehmens verzögerte das Projekt. Nun läuft die Produktion in Mattighofen wieder.
Die Entscheidung, ein vollverkleidetes Motorrad zu entwickeln, ist für KTM ein wichtiger Schritt. Es ermöglicht dem Unternehmen, seine Rennsport-Erfolge direkt auf den Endkundenmarkt zu übertragen. Dies stärkt die Markenidentität und bietet Fans ein Produkt, das die Renn-DNA widerspiegelt.
Faktencheck: Der LC8c-Motor
- Typ: Reihenzweizylinder
- Hubraum: 947 cm³
- Leistung: 130 PS bei 9500 U/min
- Drehmoment: 103 Nm bei 6750 U/min
- Bohrung x Hub: 92,5 x 70,4 mm (kurzhubig ausgelegt)
Design und Ergonomie für die Rennstrecke
Das Design der 990 RC R hebt sich deutlich von den Duke-Modellen ab. Eine markante Front mit einem kleinen LED-Spot und schmaler Tagfahrleuchte prägt das Erscheinungsbild. Große Winglets an der Front und sogenannte "Belly Wings" am Bug betonen den sportlichen Charakter. Die Vollverkleidung geht nahtlos in den Tank über und verdeckt den Blick auf den Motor.
Der aufgedockte Soziussitz über dem winzigen Höcker wirkt für viele Beobachter eher unpraktisch. Er fügt sich nicht harmonisch in die ansonsten aggressive Linienführung ein. Der Tank bietet jedoch mit seinen Einbuchtungen optimalen Knieschluss. Die Sitzhöhe von 845 mm unterstreicht die sportliche Ausrichtung der Maschine.
Robuster Stahlrohrrahmen und einstellbare Komponenten
Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern setzt KTM bei der 990 RC R auf einen Stahlrohrrahmen. Dies ist eine Abkehr vom gängigen Aluminiumrahmen-Konzept im Supersport-Segment. Der neu konstruierte Heckrahmen und die Schwinge bestehen hingegen aus Aluminium.
Die Ergonomie ist umfassend anpassbar. Stummellenker und Handhebel lassen sich einstellen. Auch die Fußrasten können um 25 mm nach hinten und 17 mm nach oben verlegt werden. Das dünne Sitzpolster und die tief platzierten Lenkerstummel signalisieren klar: Komfort steht hier nicht an erster Stelle, die Maschine ist für die Rennstrecke optimiert.
"Die 990 RC R ist ein hervorragendes Sportmotorrad mit hoher Rennstreckentauglichkeit. Die Zutaten sind überzeugend und die lange MotoGP-, Moto2- und Moto3-Erfahrung von KTM dürfte auch in die Serie eingeflossen sein."
Leistung und Fahrwerk: Kraft aus der Mitte
Mit 130 PS liegt die 990 RC R zwar unter der Leistung von Superbikes mit über 200 PS, passt aber gut in den Trend zu leistungsstarken Sportmodellen der Mittelklasse. Der LC8c-Reihenzweizylinder erreicht seine Höchstleistung bereits bei 9500 U/min und ein maximales Drehmoment von 103 Nm bei 6750 U/min. Dies sorgt für kräftigen Druck aus der Mitte und guten Durchzug.
Die Mehrleistung von sieben PS gegenüber der 990 Duke resultiert aus einer geänderten Airbox und einer neuen Edelstahlauspuffanlage. Drehzahlorgien sind nicht notwendig, um auf diesem Sportbike kräftigen Vortrieb zu erzielen. Das Leergewicht der 990 RC R beträgt mit zu 90 Prozent gefülltem 15,7-Liter-Tank 195 kg, wovon 57,2 kg auf den Motor entfallen.
Hintergrund: KTMs MotoGP-Engagement
KTM ist seit acht Jahren in der MotoGP aktiv. Dieses Engagement hat dem Unternehmen wertvolle Erfahrungen im Bereich Hochleistungsmotorräder und Rennsporttechnologien eingebracht. Die 990 RC R ist ein direktes Ergebnis dieser Entwicklungsarbeit, die nun in ein Serienprodukt mündet.
Hochwertige Fahrwerkskomponenten
KTM setzt bei den Federelementen auf die konzerneigene Marke WP. Eine 48 mm WP APEX Open Cartridge-Gabel mit 147 mm Federweg vorne und ein WP APEX-Federbein mit 134 mm Federweg hinten sind voll einstellbar. Der Radstand von 1481 mm, ein Lenkkopfwinkel von 65,8 Grad und 98,5 mm Nachlauf sorgen für Agilität auf der Rennstrecke und gleichzeitig für Fahrstabilität bei Geschwindigkeiten von über 250 km/h.
Serienmäßig sind Michelin Power Cup 2-Reifen aufgezogen, die für ihre hohe Haftung auf der Rennstrecke bekannt sind. Bei den Bremsen vertraut KTM auf Brembo mit radialen Hypure-Vierkolben-Bremszangen vorne (320 mm Scheiben) und einem Einkolben-Bremssattel hinten (240 mm Scheibe). Der Brembo-MCS-Hauptzylinder ermöglicht die Einstellung des Übersetzungsverhältnisses des Bremshebels in drei Stufen.
Technologie und Preisstrategie
Ein Highlight ist das neue 8,8 Zoll große TFT-Display im Wide-Screen-Format. Es ist das erste seiner Art bei KTM und kann per Touch oder über einen Fünf-Wege-Joystick bedient werden. Das Display soll neue Maßstäbe in Schärfe und Reaktionsgeschwindigkeit setzen und verfügt über eine Split-Screen-Funktion, die beispielsweise eine Navi-Anzeige ermöglicht.
Der Preis der KTM 990 RC R liegt bei 15.985 Euro inklusive Nebenkosten. Dies ist ambitioniert, insbesondere im Vergleich zu anderen Mittelklasse-Sportlern wie der Honda CBR 650 R (10.410 Euro), die in Deutschland sehr erfolgreich ist. Wichtige Ausstattungen für den Rennstreckeneinsatz, wie Quickshifter und Track-Fahrmodus, sind bei der KTM aufpreispflichtig.
Zusatzpakete und Kosten
- Track Pack: Neunstufige Schlupfregelung, Wheelie- und Launch Control, Lap Timer, Telemetrie, einstellbare Gasannahme.
- Tech Pack: Zusätzlich zum Track Pack: Quickshifter+, Motorschleppmoment-Regelung, adaptives Bremslicht, Tempomat.
- Das Tech Pack kostet für die 990 Duke 979 Euro. Ein vergleichbarer Preis für die 990 RC R würde den Gesamtpreis für eine voll ausgestattete Rennstreckenmaschine auf knapp 17.000 Euro erhöhen.
Der umstrittene "Demo-Modus"
KTM hält am "Demo-Modus" fest. Das bedeutet, das Neufahrzeug wird mit allen optionalen elektronischen Assistenzsystemen ausgeliefert. Kunden können diese Funktionen 1500 km lang nutzen. Zahlen sie danach nicht den Aufpreis, werden die Systeme automatisch deaktiviert. Diese Marketingstrategie war bereits in der Vergangenheit umstritten und sorgte für Unmut bei den Käufern, da sie das Gefühl hatten, der Hersteller entziehe ihnen nachträglich Funktionen.
Markterfolg: Eine offene Frage
Die KTM 990 RC R ist zweifellos ein technisch überzeugendes und rennstreckentaugliches Motorrad. Die langjährige Erfahrung von KTM im Motorsport fließt in dieses Modell ein. Ob die Preispolitik angesichts der starken Konkurrenz im Mittelklasse-Segment und der Nähe zu den deutlich leistungsstärkeren Superbikes zum Erfolg führt, bleibt abzuwarten. Die Lücke zwischen günstigeren Mittelklasse-Sportlern und leistungsstarken Superbikes ist schmal.





