Drei führende chinesische Unternehmen im Bereich humanoider Robotik bereiten sich gleichzeitig auf Börsengänge vor. Unitree Robotics, Aelos Robotics (Leju) und Zhiyuan Robotics (AgiBot) signalisieren damit eine neue Phase für die Branche. Der Fokus verschiebt sich von der Entwicklung hin zur kommerziellen Umsetzbarkeit und Massenproduktion.
Wichtigste Erkenntnisse
- Unitree, Aelos und AgiBot streben gleichzeitig Börsengänge an.
- Der Sektor konzentriert sich auf kommerzielle Rentabilität und Skalierung.
- Unitree und Aelos punkten mit Hardware, AgiBot mit KI.
- Kommerzialisierung ist die größte Herausforderung für alle drei.
Ein neues Kapitel für die Robotik
Die Branche der humanoiden Robotik in China erlebt einen entscheidenden Wandel. Lange Zeit von Risikokapital und großen Versprechungen getragen, müssen Unternehmen nun beweisen, dass ihre Technologie auch im großen Maßstab wirtschaftlich ist. Die gleichzeitigen IPO-Vorbereitungen von Unitree, Aelos und AgiBot unterstreichen diesen Trend. Es geht darum, die Praxistauglichkeit und eine klare Kapitalrendite zu demonstrieren.
Jedes der drei Unternehmen verfolgt dabei eine eigene Strategie, um an die Börse zu gelangen. Diese Schritte werden von Beobachtern genau verfolgt, da sie Aufschluss über die Reifung des gesamten Sektors geben.
Faktencheck: IPO-Vorbereitungen
- Aelos Robotics (Leju): Hat sich bei der China Securities Regulatory Commission (CSRC) für ein A-Aktien-Listing registriert. Zuvor gab es eine Pre-IPO-Finanzierungsrunde über 1,5 Milliarden Yuan.
- Unitree Robotics: Änderte kürzlich seinen Namen und ernannte Gründer Wang Xingxing zum Vorstandsvorsitzenden – ein wichtiger Schritt im IPO-Prozess.
- Zhiyuan Robotics (AgiBot): Plant aggressive Kapitalmanöver, einschließlich einer angeblichen Reverse-Akquisition von Swancor Advanced Materials, um den Titel der „ersten humanoiden Robotik-Aktie“ zu erlangen. Ein Hongkong-IPO ist für nächstes Jahr geplant.
Zwei Generationen, ein Ziel
Die drei Unternehmen repräsentieren unterschiedliche Ursprünge in der Robotik. Aelos und Unitree wurden beide 2016 gegründet, in einer Zeit des Aufschwungs für Serviceroboter. Sie konzentrierten sich auf die schwierigere Nische der laufenden Robotik. Ihre Stärken liegen in der Hardware und der Bewegungssteuerung, die sie über fast ein Jahrzehnt entwickelt haben.
Unitree gilt als führend bei Kernkomponenten wie Servomotoren und Gelenken. Aelos ist bekannt für seine zweibeinigen Strukturen und Balance-Algorithmen. Diese Unternehmen bauten ihre Expertise von Grund auf auf, oft gegen anfängliche Skepsis der Investoren.
Hintergrund: Verkörperte Intelligenz
Der Begriff 'verkörperte Intelligenz' (embodied intelligence) beschreibt Robotersysteme, die durch ihre physische Präsenz in der Welt lernen und interagieren. Sie nutzen Sensoren, Aktuatoren und KI, um ihre Umgebung wahrzunehmen und darauf zu reagieren. AgiBot ist ein prominenter Vertreter dieser neuen Welle, die stark auf KI und maschinelles Lernen setzt, um Robotern autonome Fähigkeiten zu verleihen.
Im Gegensatz dazu wurde AgiBot erst 2023 gegründet, als Teil der neuen Welle der „verkörperten Intelligenz“. Gründer Peng Zhihui, eine bekannte Persönlichkeit, hat AgiBot stark auf künstliche Intelligenz ausgerichtet. Das Unternehmen konzentriert sich auf selbst entwickelte multimodale große Modelle und Reinforcement Learning, um seinen Robotern autonome Fähigkeiten zu verleihen.
Diese beiden Generationen nähern sich nun an. Die hardwareorientierten Unternehmen wie Unitree und Aelos entwickeln aggressiv eigene KI-„Gehirne“, um aufzuholen. Gleichzeitig muss das KI-zentrierte AgiBot beweisen, dass es Hochleistungs-Hardware im großen Maßstab beherrschen kann. Die Konvergenz von Hardware und Software ist entscheidend für den zukünftigen Erfolg.
Die größte Hürde: Kommerzialisierung
Unabhängig von ihrer Herkunft stehen alle drei Unternehmen vor derselben grundlegenden Herausforderung: Sie müssen beweisen, dass sie die Massenproduktion zu überschaubaren Kosten skalieren können. Zudem müssen sie Anwendungsszenarien mit einer klaren Kapitalrendite (ROI) identifizieren.
Unitree scheint bei der Kommerzialisierung am weitesten fortgeschritten zu sein. Gründer Wang Xingxing berichtete im Juni, dass der Jahresumsatz des Unternehmens 1 Milliarde RMB überschritten habe und es seit 2020 profitabel sei. Der Umsatz ist diversifiziert, wobei vierbeinige Roboter im Jahr 2024 noch den Großteil (etwa 65%) der Verkäufe ausmachen. Unitree verfolgt eine zweigleisige Strategie: den Massenmarkt mit kostengünstigen Modellen wie dem R1 (ca. 5.500 US-Dollar) zu erobern und gleichzeitig Hochleistungs-Flaggschiffe wie den neu vorgestellten H2-Roboter zu entwickeln.
„Roboter in bestimmten Rollen könnten ihre Kosten innerhalb von zwei Jahren amortisieren.“ – Chang Lin, CEO von Aelos Robotics
Aelos (Leju) konzentriert sich stark auf die „kommerzielle Lieferung“. CEO Chang Lin betont die Bedeutung des ROI. Ein Vizepräsident des Unternehmens gab kürzlich an, dass Aelos in diesem Jahr 1.000 bis 2.000 Roboter in voller Größe ausliefern will, hauptsächlich für Service- und Forschungszwecke. Als Beweis für seine Skalierungsfähigkeit lieferte das Unternehmen kürzlich den branchenweit größten Einzelauftrag: ein Projekt über 100 Roboter im Wert von 82,95 Millionen RMB für ein Datentrainingszentrum.
AgiBot, das jüngste der drei Unternehmen, verfolgt ebenfalls aggressiv die Kommerzialisierung. Das Unternehmen, das im Januar 2025 seinen 1.000. Roboter produzierte, zielt auf acht Szenarien ab, von Fertigung und Logistik bis hin zu Unterhaltung. Aufgrund seiner hohen Bewertung und der kapitalgestützten Gründung steht AgiBot jedoch unter erhöhtem Druck, seine ambitionierten Versprechen einzuhalten.
Während sich die Technologie weiterentwickelt und das Kapital rationaler wird, geht es bei diesem IPO-Wettlauf weniger darum, welches Unternehmen zuerst an die Börse geht. Vielmehr ist entscheidend, wer als Erster die grundlegenden Fragen nach Kosten, Skalierung und realem Nutzen überzeugend beantworten kann. Der Markt wartet auf echte Lösungen, nicht nur auf vielversprechende Konzepte.





