Deutschland erlebt einen Durchbruch im Bereich der Batteriespeichersysteme (BESS). Neue technologische Integrationen und vereinfachte Genehmigungsverfahren versprechen, die Energielandschaft des Landes grundlegend zu verändern. Diese Entwicklungen markieren einen wichtigen Schritt zur Stärkung der Netzstabilität und zur Integration erneuerbarer Energien.
Wichtigste Erkenntnisse
- Erstmals werden Monitoring, Diagnostik und Energiehandel auf einer einzigen Plattform integriert.
- Ein neues Modell erlaubt mehreren Unternehmen, einen einzigen Batteriespeicher zu handeln.
- Eine Gesetzesänderung beschleunigt Genehmigungsverfahren für Energiespeicher erheblich.
- Die Innovationen sollen Effizienz steigern und Betriebskosten senken.
Revolutionäre Integration: Alles auf einer Plattform
Ein Projekt in Tangermünde, Sachsen-Anhalt, setzt neue Maßstäbe. Investor Dynamic hat sich mit den Unternehmen Amperecloud, Volytica und Enspired zusammengetan. Sie haben ein Batteriespeichersystem mit einer Kapazität von 15,8 MW/32 MWh entwickelt.
Das Besondere daran ist die vollständige Integration. Zum ersten Mal sind Monitoring, Batteriediagnostik und Energiehandel in einem einzigen, koordinierten System vereint. Diese Integration vereinfacht den Betrieb erheblich und steigert die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Energiemarkt.
„Normalerweise gibt es einzelne Software-Tools für das Asset-Management, den Handel, den Zugriff auf BMS-Daten und die Analyse. Diese sind oft nicht miteinander verbunden“, erklärt ein Sprecher von Volytica. „Unser integrierter Ansatz spart Zeit und Geld, verbessert die Effizienz und Transparenz.“
Diese Lösung adressiert ein Kernproblem der BESS-Industrie: die Zersplitterung digitaler Werkzeuge. Durch die Bündelung können Betreiber ihre Systeme kontinuierlich und datengesteuert verwalten, von der Leistungsüberwachung bis zur Marktteilnahme.
Faktencheck: Das Tangermünde-Projekt
- Kapazität: 15,8 MW / 32 MWh
- Standort: Tangermünde, Sachsen-Anhalt
- Partner: Dynamic, Amperecloud, Volytica, Enspired
- Innovation: Erste vollständige Integration von Monitoring, Diagnostik und Energiehandel.
Virtuelle Aggregation: Ein Speicher, mehrere Händler
Eine weitere wegweisende Entwicklung kommt von Terralayr. Das Unternehmen hat eine „virtuelle Aggregationsplattform“ geschaffen. Ihr neuestes Kommerzialisierungsmodell ermöglicht es, einen 200 MW BESS virtuell aufzuteilen.
Optimierer wie Entrix, Suena und The Mobility House können nun Anteile dieses Speichers handeln. So können beispielsweise Entrix und Suena jeweils 50 MW handeln, während The Mobility House 100 MW verwaltet. Dieses Modell nennt sich „Enhanced Trading of Flexibility – ETF“.
Terralayr verspricht, dass dieses Modell die Markteffizienz fördert. Es senkt die Umsatzvolatilität und schafft ein stabileres Risiko-Rendite-Profil für die Betreiber. Ein zusätzlicher Vorteil sind die sogenannten „Netting-Off-Effekte“. Hierbei gleichen sich die Fahrpläne der Optimierer aus, was Batterieladezyklen spart und die Degradation reduziert.
Hintergrund: Terralayr und die Energiewende
Terralayr wurde 2022 gegründet und hat bereits große Energieunternehmen wie RWE und Vattenfall für seine Plattform gewonnen. Das Unternehmen setzt auch eigene, kleinere Batteriespeicherprojekte um, um die Kapazität seiner Plattform zu erweitern und deren Funktionalität zu demonstrieren. Diese Innovationen sind entscheidend für eine effiziente Nutzung erneuerbarer Energien.
Gesetzesänderungen beschleunigen den Ausbau
Parallel zu diesen technologischen Fortschritten hat der Deutsche Bundestag eine wichtige Gesetzesänderung verabschiedet. Die Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes und des Baugesetzbuches vereinfacht die Entwicklung von Energiespeicherprojekten erheblich.
Die Reform schafft mehr Rechtssicherheit für die privilegierte Behandlung von Wärmespeichern, Wasserstoffspeichern und großen Batteriespeichersystemen im Außenbereich. Diese Projekte erhalten nun ausdrücklich einen privilegierten Status.
Ziel der Reform ist es, Genehmigungsverfahren für Energiespeicher zu beschleunigen. Zuvor herrschte hier oft erhebliche Rechtsunsicherheit. Diese Vereinfachung ist ein wichtiger Schritt, um den Ausbau der Speicherinfrastruktur voranzutreiben.
Herausforderungen und Ausblick
Derzeit konzentriert sich die Entwicklung großer Speicherprojekte in Deutschland auf solche, die vor August 2028 in Betrieb gehen. Dann läuft eine dreijährige Befreiung von Netzentgelten für das Laden und Entladen aus. Die Regierung diskutiert noch eine langfristige Lösung.
Es bleibt abzuwarten, wie sich diese jüngsten Gesetzesänderungen auf Projekte auswirken, die innerhalb der nächsten drei Jahre realisiert werden können. Unabhängig davon sind die technologischen Fortschritte und die rechtlichen Anpassungen ein klares Signal für die Bedeutung von Energiespeichern in der deutschen Energiewende. Sie ebnen den Weg für eine stabilere und effizientere Energieversorgung.
- Gesetzesänderung: Vereinfacht Genehmigungen für Energiespeicher.
- Privilegierung: Wärmespeicher, Wasserstoffspeicher, große BESS im Außenbereich.
- Ziel: Beschleunigung des Ausbaus und mehr Rechtssicherheit.





