Argentinien geht neue Wege bei der Energieversorgung. Das Land setzt verstärkt auf Batteriespeichersysteme, um saisonale Stromspitzen abzufedern. Eine erste Ausschreibung, die sogenannte AlmaGBA-Ausschreibung, hat bereits beeindruckende Ergebnisse geliefert und den Weg für zukünftige Projekte geebnet.
Wichtige Erkenntnisse
- Argentinien nutzt Batteriespeicher zur Glättung von Stromspitzen.
- Die AlmaGBA-Ausschreibung vergab fast 700 MW an Speicherkapazität.
- Die Kosten pro MW/Monat lagen deutlich unter dem Maximalpreis.
- Zukünftige Ausschreibungen sollen das ganze Land umfassen.
Herausforderung Strombedarf: Hohe Schwankungen
Der Strombedarf in Argentinien schwankt stark. Dies gilt sowohl für die Sommermonate als auch für den Winter. Juan Luchilo, Manager für Analyse und Kontrolle beim Großhandelsmarktbetreiber CAMMESA, erklärte dies kürzlich. Er sprach im Rahmen der vierten Ausgabe der Energy Storage Latin America in Santiago, Chile, über die Strategie Argentiniens.
Im Sommer kann der Energiebedarf an heißen Tagen bis zu 31 GW erreichen. An normalen Sommertagen liegt er bei etwa 21 GW. Dies bedeutet, dass das Land für nur wenige Tage im Jahr zusätzliche 10 GW an thermischer Konditionierung benötigt. Ein Großteil dieses Bedarfs konzentriert sich auf Buenos Aires. Hier setzte die AlmaGBA-Ausschreibung an.
Faktencheck
- Maximaler Strombedarf im Sommer: 31 GW
- Normaler Sommerbedarf: 21 GW
- Benötigte Spitzenlastkapazität: 10 GW für wenige Tage im Jahr
Batteriespeicher als ideale Lösung
Historisch gesehen wurden diese Spitzenlasten durch Wasserkraftwerke und thermische Anlagen abgedeckt. Diese Anlagen werden jedoch nur für kurze Zeiträume genutzt, oft nur 100 bis 200 Stunden pro Jahr. Dies stellt eine erhebliche Kapitalinvestition für sehr niedrige Auslastungsraten dar.
„Speicher passen perfekt zu unseren Anforderungen. Unsere Spitzenlast dauert vier Stunden. Daher reicht ein Stromspeichersystem mit dieser Kapazität aus, um die vom argentinischen System benötigte Spitzenlastglättung zu gewährleisten.“
Juan Luchilo, CAMMESA
Batteriespeichersysteme bieten hier eine effiziente Alternative. Sie können genau dann Strom abgeben, wenn er am dringendsten benötigt wird, und sich in Phasen geringeren Bedarfs wieder aufladen. Dies optimiert die Nutzung der vorhandenen Infrastruktur und reduziert die Notwendigkeit, teure Spitzenlastkraftwerke zu betreiben.
Die AlmaGBA-Ausschreibung: Ein voller Erfolg
Die erste Ausschreibung, AlmaGBA, zielte auf eine Kapazität von 500 MW ab. Letztendlich wurden fast 700 MW an Batteriespeichersystemen (BESS) vergeben. Dies zeigt das große Interesse und das Vertrauen in diese Technologie.
CAMMESA agierte bei dieser Ausschreibung als Bürge und operativer Verwalter der Verträge zwischen den Erzeugern und den Verteilern Edenor und Edesur. Die Bezahlung erfolgte hauptsächlich auf Basis der bereitgestellten Leistung. Der Höchstpreis lag bei 15.000 US-Dollar/MW/Monat. Der durchschnittliche Preis betrug jedoch nur etwa 11.700 US-Dollar/MW/Monat. Dies entspricht 78 % des maximal angebotenen Preises.
Hintergrund: CAMMESA
CAMMESA (Compañía Administradora del Mercado Mayorista Eléctrico Sociedad Anónima) ist der Großhandelsmarktbetreiber in Argentinien. Er spielt eine zentrale Rolle bei der Verwaltung und Steuerung des nationalen Stromsystems.
Die Wettbewerbsfähigkeit der Preise überraschte selbst die Organisatoren. Luchilo sprach von „sehr wettbewerbsfähigen Preisen“ und führte dies auf „Glück“ zurück. Die meisten Projekte gingen an argentinische Unternehmen. Es besteht jedoch das klare Interesse, in Zukunft auch internationale Akteure anzuziehen, wie auch María Tettamanti, Argentiniens Energieministerin, betonte.
Zahlungsstruktur und variable Dienste
Neben der Leistungsvergütung umfasste die Zahlung auch variable Dienste. Hier wurde ein regulierter Betrag von 10 US-Dollar/MWh pro Lade- und Entladezyklus festgelegt. Hinzu kommen 20 US-Dollar/MWh für Verluste während des Lade- und Entladevorgangs. Diese Struktur wurde zur Vereinfachung des Ausschreibungsprozesses gewählt.
Es gab eine Begrenzung auf 180 Zyklen pro Jahr, anstatt der üblichen 360 Zyklen. Der Grund dafür ist, dass das argentinische System nicht so viele Zyklen pro Jahr benötigt. Dies unterstreicht die spezifische Anpassung an die lokalen Gegebenheiten.
Erkenntnisse und Zukunftsaussichten
Die erste Ausschreibung lieferte wichtige Erkenntnisse. Sie zeigte die Bereitschaft der Industrie, in diese „neuen Technologien“ für den argentinischen Markt zu investieren. Zudem wurde die Geschwindigkeit deutlich, mit der neue Kapazitäten ins Netz integriert werden können. Die Inbetriebnahme der jetzt vergebenen Projekte wird innerhalb der nächsten 12 bis 18 Monate erwartet.
Blick auf zukünftige Ausschreibungen
Für eine zukünftige Ausschreibung, die für den Sommer 2026 geplant ist, gibt es bereits erste Überlegungen. Eine wichtige Idee ist, die Ausschreibung auf das gesamte Land auszudehnen. Lokale Behörden und Provinzen sollen in ähnlicher Weise wie bei AlmaGBA in Buenos Aires teilnehmen können.
Die genauen Details werden noch erarbeitet. Luchilo erwähnte, dass verschiedene Optionen analysiert werden. Die Leistungsebene könnte zwischen 400 MW und 1.000-1.500 MW liegen. Dies hängt stark vom Zeitpunkt und den Bedürfnissen ab. Es gibt auch die Absicht, die autonome Entwicklung zu fördern, ohne sie durch zentralisierte Ausschreibungen zu blockieren.
Finanzierung und neue Dienstleistungen
Die Finanzierung zukünftiger Projekte soll ein Schema umfassen, das Leistungs- und Energiezahlungen beinhaltet. Dies könnte teilweise oder für einen bestimmten Zeitraum zu einem regulierten Preis erfolgen, gefolgt von einer Deregulierung.
Zudem sollen neue Dienstleistungen in die Verträge aufgenommen werden. Dazu gehören die Bereitstellung von Regulierungsreserveleistungen, insbesondere primäre Frequenzreserve, sowie die Konzepte der Spannungs- und Blindleistungsregelung. Dies würde dazu beitragen, kurzfristige Reservemärkte zu gestalten und die Netzstabilität weiter zu verbessern.
Ziele für die nächste Ausschreibung
- Nationale Ausweitung der Ausschreibung
- Kapazitätsbereich: 400 MW bis 1.500 MW
- Einbeziehung neuer Netzdienstleistungen
Argentinien und Chile im Vergleich
Luchilo wies auch auf Unterschiede zwischen dem argentinischen und anderen Märkten wie Chile hin. Argentinien hat derzeit kein Problem mit der Abregelung von erneuerbaren Energien. In Chile hingegen wächst dieses Problem im Jahr 2025 weiter, wenn auch langsamer. Batteriespeicher könnten in Argentinien auch zur Lösung von Beschränkungen beim Stromtransport eingesetzt werden, was die Effizienz des gesamten Netzes steigern würde.
Die Entwicklung in Argentinien zeigt, dass Batteriespeicher eine Schlüsseltechnologie für moderne und flexible Energiesysteme sind. Sie ermöglichen es, die Herausforderungen schwankender Energiebedarfe effektiv zu meistern und die Nutzung erneuerbarer Energien zu optimieren.





