Verbraucher in Deutschland sehen sich zunehmend mit einer Welle betrügerischer Inkasso-Forderungen konfrontiert. Diese gefälschten Schreiben geben sich als seriöse Unternehmen aus und drohen mit schwerwiegenden Konsequenzen wie Schufa-Einträgen oder Kontopfändungen. Es ist entscheidend, wachsam zu bleiben und die Echtheit solcher Forderungen genau zu prüfen.
Wichtigste Erkenntnisse
- Betrüger nutzen Namen realer Inkasso-Firmen für gefälschte Forderungen.
- Drohungen mit Schufa-Einträgen oder Pfändungen sind typische Merkmale.
- Geforderte Zahlungen gehen oft auf ausländische Konten.
- Niemals Geld überweisen oder persönliche Daten preisgeben.
- Bei Unsicherheit immer die Verbraucherzentrale kontaktieren.
Die Masche der Betrüger: Wie sie vorgehen
Die Täter werden immer raffinierter. Sie verwenden nicht nur gefälschte Absenderadressen, sondern oft auch Kontaktinformationen real existierender Inkassounternehmen. Dies macht es für den Laien schwierig, echte von falschen Forderungen zu unterscheiden. Die Schreiben sind meistens mit einer Vielzahl von fiktiven Daten und Drohungen gespickt, um Druck auf die Empfänger auszuüben.
Ein häufiges Szenario ist eine angebliche Schuldforderung aus einem Lotteriegewinnspiel, wie der Euromillion Lotterie, oder aus Online-Bestellungen, etwa bei Amazon. Die Betrüger fordern die Zahlung einer bestimmten Summe und drohen mit negativen Schufa-Einträgen, Gerichtsverfahren, Zwangsvollstreckung oder Lohn- und Kontopfändung, sollte die Zahlung nicht erfolgen.
Faktencheck: Typische Drohungen
- Eintrag in Schuldnerverzeichnisse (z.B. Schufa, Creditreform)
- Gerichtliche Mahnverfahren
- Zwangsvollstreckungsmaßnahmen
- Kontopfändung oder Lohnpfändung
- Sperrung von Online-Konten (z.B. Amazon)
Indizien für Betrug: Worauf Sie achten müssen
Es gibt mehrere deutliche Anzeichen, die auf einen Betrug hinweisen. Eines der auffälligsten Merkmale ist, wenn im Schreiben keine konkrete Bankverbindung angegeben ist. Stattdessen wird der Empfänger oft aufgefordert, eine Telefonnummer anzurufen, um die Kontodaten "aus Sicherheitsgründen" persönlich zu erfragen.
Eine weitere rote Flagge sind ausländische Bankverbindungen. Obwohl Betrüger inzwischen auch deutsche Konten nutzen, ist eine IBAN, die mit Codes wie IT (Italien), BG (Bulgarien), LT (Litauen), ES (Spanien), GB (Großbritannien), PL (Polen), HU (Ungarn), GR (Griechenland), BE (Belgien), SK (Slowakei), FR (Frankreich), RO (Rumänien), NO (Norwegen), CZ (Tschechische Republik) oder LU (Luxemburg) beginnt, ein starkes Indiz für eine betrügerische Absicht. Seriöse deutsche Inkassounternehmen fordern Zahlungen in der Regel auf deutsche Konten.
„Wenn ein Inkassobrief keine direkte Bankverbindung enthält oder Sie aufgefordert werden, eine teure Hotline anzurufen, um diese zu erhalten, sollten alle Alarmglocken läuten.“
Konkrete Beispiele für betrügerische Forderungen
In jüngster Zeit tauchten vermehrt gefälschte Schreiben auf, die sich als Jedermann Inkasso GmbH ausgeben und eine angebliche Schuld bei der Euromillion Lotterie eintreiben wollen. Auch die UNIVERSAL INKASSO AG wurde missbraucht, um angebliche Forderungen der ZEAL Network SE einzutreiben. Ein weiterer Fall betrifft die DIS Deutsche Inkasso Service GmbH, bei der es um angebliche, nicht bezahlte Online-Bestellungen bei Amazon EU S.à.r.l. geht. Hier wurden Empfänger aufgefordert, auf italienische oder bulgarische Konten zu überweisen.
Hintergrund: Inkasso-Unternehmen
Inkassounternehmen sind Firmen, die im Auftrag von Gläubigern offene Forderungen eintreiben. Sie müssen bestimmte rechtliche Vorgaben erfüllen und sind registriert. Betrüger nutzen die Glaubwürdigkeit dieser Branche aus, um ihre Opfer zu täuschen.
Was tun, wenn Sie ein solches Schreiben erhalten?
Das Wichtigste ist, Ruhe zu bewahren und nicht in Panik zu geraten. Ignorieren Sie Forderungen, die Ihnen unseriös erscheinen, und gehen Sie auf keinen Fall auf die Forderungen der Betrüger ein. Das bedeutet:
- Kein Geld überweisen: Zahlen Sie niemals auf die geforderten Konten.
- Keinen Kontakt aufnehmen: Rufen Sie nicht die angegebenen Telefonnummern an und antworten Sie nicht auf E-Mails.
- Keine Einzugsermächtigungen erteilen: Geben Sie unseriösen Firmen keine Erlaubnis, Geld von Ihrem Konto abzubuchen.
- Keine Links anklicken: In betrügerischen E-Mails können Links zu Phishing-Websites führen oder Schadsoftware enthalten.
Wenn Sie unsicher sind, ob eine Inkasso-Forderung echt ist, sollten Sie unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Die Verbraucherzentralen bieten hierfür eine kostenlose Überprüfung an. Sie können Ihnen helfen, die Echtheit des Schreibens zu beurteilen und die richtigen Schritte einzuleiten.
Schwarze Liste: Firmen, vor denen gewarnt wird
Es gibt eine wachsende Liste von Firmennamen und Bankverbindungen, die im Zusammenhang mit betrügerischen Inkasso-Forderungen bekannt geworden sind. Diese Liste wird regelmäßig aktualisiert, um Verbraucher zu schützen. Einige Beispiele für Firmen, vor denen gewarnt wird, sind:
- Euro Inkasso Management (oft mit polnischem Konto)
- Meister Inkasso GmbH
- Kanzlei Dr. Schutz & Recht (oft mit britischem Konto)
- Leistung Inkasso GmbH
- Restö Forderungsmanagement GmbH
- Lösung Inkasso GmbH
- M.A. Inkasso Management (oft mit litauischem Konto)
- Dienst Inkasso GmbH
- Fokus Inkasso GmbH
- Neu Inkasso GmbH
- Inkasso Global GmbH
- Partner Inkasso GmbH
- Gusto Inkasso Management (oft mit spanischem Konto)
- Anwaltssozietät Konrad & Udo Wolf
- Garantie Inkasso GmbH
- Dr. Andre Holzbrecht & Kollegen
- Kanzlei Dr. Müller & Kollegen (oft mit britischem Konto)
Diese Liste ist nicht vollständig und wird ständig erweitert. Die Betrüger ändern ihre Namen und Methoden fortlaufend. Daher ist es wichtig, die genannten Vorsichtsmaßnahmen generell zu beachten, unabhängig davon, ob der Absendername auf einer bekannten Warnliste steht.
Die ersten beiden Buchstaben der IBAN geben Aufschluss über das Land, in dem das Konto geführt wird. Dies kann ein schneller erster Check sein, um die Seriosität einer Forderung zu beurteilen. Wenn Sie beispielsweise eine Forderung von einem deutschen Unternehmen erhalten, die auf ein Konto in Griechenland (GR) oder Belgien (BE) gehen soll, ist dies ein klares Warnsignal.
Fazit: Wachsamkeit und Vorsicht sind gefragt
Angesichts der zunehmenden Anzahl gefälschter Inkasso-Forderungen ist es unerlässlich, dass Verbraucher äußerst wachsam sind. Lassen Sie sich nicht von aggressiven Drohungen einschüchtern. Im Zweifelsfall ist es immer besser, eine unabhängige Stelle wie die Verbraucherzentrale zu konsultieren, bevor Sie handeln oder gar Geld überweisen. Schützen Sie Ihre finanziellen Daten und Ihr Vermögen vor diesen betrügerischen Machenschaften.





