Der Kauf eines gebrauchten Elektroautos birgt oft Unsicherheiten, insbesondere im Hinblick auf den Zustand der Batterie. Um mehr Transparenz für Käufer zu schaffen, hat das Gebrauchtwagenportal mobile.de eine wichtige Neuerung eingeführt: Wer ein gebrauchtes Elektroauto mit einem beworbenen Batteriezertifikat anbietet, muss dieses Zertifikat nun auch verpflichtend hochladen. Diese Regelung, die seit dem 1. November in Kraft ist, soll das Vertrauen der Kunden stärken und den Verkauf von E-Autos erleichtern.
Wichtige Erkenntnisse
- mobile.de verlangt nun das Hochladen von Batteriezertifikaten, wenn diese in Inseraten beworben werden.
- Die Regelung gilt seit dem 1. November und soll Transparenz für Käufer schaffen.
- Der State Of Health (SOH) der Batterie ist ein zentraler Wert im Zertifikat.
- Ein intaktes Batteriesystem ohne defekte Zellen ist wichtiger als der reine Verschleiß.
- Der Markt für gebrauchte Elektroautos wächst, und Zertifikate werden zunehmend wichtiger.
Mehr Transparenz auf dem Gebrauchtwagenmarkt
Bisher reichte es oft aus, im Inserat lediglich anzugeben, dass ein Batteriezertifikat vorhanden ist. Diese Praxis führte jedoch zu Misstrauen, da Käufer keine Möglichkeit hatten, die Existenz oder den Inhalt des Zertifikats direkt zu überprüfen. Mit der neuen Vorschrift von mobile.de müssen professionelle Händler das Dokument nun direkt im Inserat hinterlegen. Dies schafft eine deutlich höhere Sicherheit für potenzielle Käufer.
Für Verkäufer bedeutet dies zwar einen zusätzlichen Schritt, aber es erhöht auch die Attraktivität ihrer Angebote. Ein transparentes Batteriezertifikat kann den Verkaufsprozess beschleunigen und einen besseren Preis erzielen, da es die größte Unsicherheit beim Kauf eines gebrauchten Elektroautos – den Zustand der Traktionsbatterie – beseitigt.
Faktencheck: mobile.de und Elektroautos
- Von fast 1,5 Millionen Inseraten sind rund 82.000 Elektroautos.
- 21,4 Prozent der gelisteten Elektroautos werden bereits mit Batteriezertifikat angeboten (Stand: Recherchetag).
- Dieser Anteil ist im Vergleich zu August (17,5 Prozent) gestiegen.
Was ein Batteriezertifikat verrät
Ein Batteriezertifikat, wie es beispielsweise vom Marktführer Aviloo angeboten wird, liefert wichtige Informationen über den Zustand der Hochvoltbatterie. Der zentrale Wert ist der State Of Health (SOH), der angibt, wie viel Prozent des ursprünglichen Energieinhalts der Batterie noch nutzbar sind. Werte wie 96 Prozent, 87 Prozent oder 74 Prozent sind üblich. Ein SOH von 100 Prozent bei einem Gebrauchtwagen sollte jedoch misstrauisch machen, da dies bei einem genutzten Fahrzeug unrealistisch ist.
Noch entscheidender als der reine Verschleiß ist die Bewertung des gesamten Batteriesystems. Das Zertifikat zeigt auf, ob einzelne Zellen im Verbund geschwächt oder sogar defekt sind. Ein solcher Defekt kann gravierende Auswirkungen auf die Leistung und Lebensdauer der Batterie haben und ist oft kostspieliger zu beheben als der normale Verschleiß.
„Ein Batteriezertifikat gibt Käufern die Sicherheit, dass das wertvollste Bauteil eines Elektroautos – die Traktionsbatterie – geprüft wurde und keine versteckten Mängel aufweist.“
Die Rolle der Batterie im Elektroauto
Die Traktionsbatterie ist das Herzstück eines Elektroautos und gleichzeitig sein teuerstes Bauteil. Ein Batterietest kostet in der Regel etwa 100 Euro. Diese Investition kann sich jedoch lohnen, um spätere böse Überraschungen zu vermeiden. Besonders bei älteren Modellen oder Fahrzeugen mit hoher Laufleistung ist ein solches Zertifikat dringend zu empfehlen.
Der Markt für gebrauchte Elektroautos befindet sich noch in der Entwicklung. Zehn Jahre zuvor waren Elektroautos eine Nischenerscheinung. Die steigenden Neuzulassungszahlen der letzten Jahre führen nun zu einem wachsenden Angebot an Gebrauchten. Im Zeitraum bis September wurden 2023 in Deutschland 382.202 Elektroautos neu zugelassen, was 18,1 Prozent aller Neuzulassungen entspricht. Bei den Gebrauchtwagenkäufen waren es im selben Zeitraum 166.988 Elektroautos, was einem Anteil von 3,4 Prozent entspricht. Diese Zahlen zeigen den Nachholbedarf im Gebrauchtwagenmarkt.
Hintergrund: Der wachsende Markt für E-Gebrauchtwagen
Der Markt für gebrauchte Elektroautos wächst stetig, aber langsamer als der Neufahrzeugmarkt. Viele E-Autos, die heute als Gebrauchtwagen angeboten werden, stammen aus den ersten Jahren der Elektromobilität, als die Stückzahlen noch gering waren. Mit zunehmenden Neuzulassungen wird auch das Angebot an jungen Gebrauchten steigen, was die Nachfrage nach transparenten Batteriezustandsberichten weiter befeuern wird.
Praxisbeispiele und wichtige Kennzahlen
Ein Beispiel von mobile.de zeigt einen Volvo XC40 mit Erstzulassung 8/2021 und 121.800 km Laufleistung. Der SOH liegt bei 95,3 Prozent, was bedeutet, dass noch 71,4 kWh der ursprünglichen 75 kWh Batteriekapazität vorhanden sind. Der geforderte Preis beträgt 26.999 Euro. Ein weiteres Beispiel ist ein Opel Mokka aus 6/2021 mit 48.410 km. Hier sind noch 93,3 Prozent der ursprünglichen Kapazität (41,1 kWh) vorhanden, der Preis liegt bei 15.999 Euro.
Es ist wichtig zu beachten, dass Anbieter wie Aviloo den SOH streng definieren. So hat ein VW ID.3 mit einer Netto-Kapazität von 58 kWh bei Aviloo nur 54 kWh, da der Puffer unterhalb von null Prozent nicht eingerechnet wird. Dies sorgt für eine realistische Einschätzung der tatsächlich nutzbaren Kapazität.
Käufer sollten auf Zertifikate bestehen
Obwohl mobile.de die Pflicht zum Hochladen von Zertifikaten eingeführt hat, sind noch nicht alle Verkäufer dieser Aufforderung nachgekommen. Käufer sollten daher proaktiv ein Batteriezertifikat einfordern. Auch wenn die meisten Hersteller eine achtjährige Werksgarantie auf die Traktionsbatterie geben, kann der Nachweis eines Batterieschadens und die Durchsetzung der Garantieleistung mühsam sein.
Ein Batteriezertifikat bietet hier eine deutlich höhere Sicherheit. Auch bei Konkurrenzportalen wie autoscout24.de gibt es die Möglichkeit, nach Fahrzeugen mit Batteriezertifikat zu filtern. Dort wird das Ergebnis eines Batterietests oft in der Fotostrecke oder im Fließtext des Inserats beschrieben, ein direktes Hochladen ist jedoch nicht immer verpflichtend.
Elektroautos sind auch nur Autos
Letztlich bieten Elektroautos durch die Möglichkeit der Batteriezertifizierung eine Transparenz, die bei Verbrennungsmotoren in dieser Form nicht existierte. Fragen nach dem Zustand von Kupplung, Getriebe oder Nockenwelle bei Verbrennern sind oft schwer zu beantworten. Bei der Traktionsbatterie eines Elektroautos gibt es hingegen klare technische Möglichkeiten zur Zustandsprüfung.
Trotzdem sollten Käufer von gebrauchten Elektroautos auch alle anderen Komponenten sorgfältig prüfen, die ein Auto ausmachen. Dazu gehören das Ladegerät, Reifen, Bremsen und Hinweise auf Vorschäden. Ein gründlicher Check ist unabhängig vom Antrieb immer empfehlenswert, um einen sicheren und zuverlässigen Gebrauchtwagen zu erwerben.





