Unitree Robotics hat den G1-D vorgestellt, eine neue Version seiner G1-Humanoidenplattform, die Beine gegen ein Radfahrwerk tauscht. Diese Entwicklung zielt darauf ab, ein Kernproblem in der Entwicklung von KI-Robotern zu lösen: den Mangel an hochwertigen Trainingsdaten. Der G1-D ist nicht nur ein Roboter, sondern Teil eines neuen "End-to-End"-Systems zur Datenerfassung und zum Training, das die Verallgemeinerungsfähigkeit von eingebetteter KI verbessern soll.
Wichtigste Erkenntnisse
- Der G1-D tauscht Beine gegen Räder für mehr Stabilität und längere Betriebszeiten.
- Die Akkulaufzeit beträgt bis zu 6 Stunden, entscheidend für Datenerfassung.
- Unitree bietet eine umfassende Software-Suite, UnifoLM, zur Datenverarbeitung und zum Training.
- Der Roboter ist Teil einer Strategie zur Lösung des Datenengpasses in der KI-Robotik.
- Der Fokus liegt auf Manipulation und Hand-Auge-Koordination, nicht auf komplexer Fortbewegung.
Stabilität und Ausdauer für die Datenrevolution
Der G1-D unterscheidet sich von seinen zweibeinigen Geschwistern durch seine robuste Radbasis. Dieser Austausch bringt wichtige Vorteile mit sich: erhöhte Stabilität, eine größere Nutzlastkapazität und eine deutlich längere Akkulaufzeit. Während die Geländeanpassungsfähigkeit von Beinen verloren geht, gewinnt der Roboter an Effizienz und Betriebsdauer, was für die Datenerfassung unerlässlich ist.
Der Roboter ist in zwei Konfigurationen erhältlich: einem Standardmodell und einer "Flaggschiff"-Edition. Das Flaggschiff-Modell verfügt über eine Teleskopsäule, die es dem Roboter ermöglicht, seine Höhe zwischen 1,26 Metern und 1,68 Metern anzupassen. Dies schafft einen vertikalen Arbeitsbereich von fast zwei Metern, vom Boden bis zu oberen Regalen.
Faktencheck G1-D (Flaggschiff)
- Höhe: 1260–1680 mm (anpassbar)
- Gewicht: ca. 80 kg
- Freiheitsgrade: 19 insgesamt (7 pro Arm, 2 Taille, 1 Säule, 2 Basis)
- Rechenleistung: NVIDIA Jetson Orin NX 16GB (ca. 100 TOPS)
- Sensoren: LiDAR, Tiefenkameras, Handgelenkkameras
Die verlängerte Betriebszeit ist ein entscheidender Faktor. Zweibeinige Humanoide haben oft Schwierigkeiten, länger als eine Stunde mit einer Akkuladung auszukommen, da das Gleichhalten viel Energie verbraucht. Der Flaggschiff G1-D hingegen erreicht eine Akkulaufzeit von etwa 6 Stunden. Diese lange Laufzeit ist für die sich wiederholenden, langwierigen Datenerfassungsaufgaben, die zum Training moderner KI-Modelle benötigt werden, von entscheidender Bedeutung.
Die "Data Engine"-Strategie von Unitree
Die Einführung des G1-D ist Teil einer strategischen Neuausrichtung von Unitree. Das Unternehmen konzentriert sich nicht mehr nur auf die Herstellung von Hardware, sondern bietet nun auch Werkzeuge zur Datengenerierung an. Unitrees Strategie "Daten rein, Modell raus" sieht den G1-D als integralen Bestandteil der neuen UnifoLM-Software-Suite, um hochwertige Daten menschlicher Interaktion für das Modelltraining zu erfassen.
Hintergrund: Das Verallgemeinerungsproblem
Ein großes Problem in der Robotik-KI ist die mangelnde Verallgemeinerungsfähigkeit. Modelle, die in einer Umgebung trainiert wurden, funktionieren oft nicht gut in einer anderen. Dies liegt oft an fragmentierten Datenstandards und unzureichenden Trainingsdaten. Unitree versucht, mit einem standardisierten Hardware-Software-Paket eine konsistente Grundlage für die Forschung im Bereich der verkörperten KI zu schaffen.
Die Software-Suite "UnifoLM" verspricht, den komplexen Prozess des robotischen Lernens zu vereinfachen. Dies umfasst:
- Erfassung: Standardisierte Werkzeuge zur Teleoperation des Roboters, um Daten zu sammeln.
- Verarbeitung: Automatisierte Kennzeichnung und Überprüfung der gesammelten Daten.
- Training: Integration mit Open-Source-Frameworks wie PI und GROOT sowie einem proprietären Weltmodell namens UnifoLM-WMA-0.
- Sim2Real: Eine digitale Zwillingsumgebung zur Validierung von Modellen, bevor sie auf den physischen Roboter übertragen werden.
Wang Xingxing, CEO von Unitree, betonte auf dem Hongqiao Forum, dass fragmentierte Datenstandards und eine schlechte Verallgemeinerung die Branche zurückhalten. Mit einem standardisierten Hard- und Softwarepaket will Unitree hier Abhilfe schaffen.
Ein pragmatischer Ansatz für die Robotik
Der G1-D tritt in einen Markt ein, der sich zunehmend in zwei Lager teilt: zweibeinige Generalisten, die menschliche Arbeit vollständig ersetzen sollen (wie der Unitree H2 oder Figure 03), und spezialisierte Formfaktoren, die Funktion über Anthropomorphismus stellen. Der G1-D gehört zur zweiten Kategorie. Indem er Beine gegen Räder tauscht, priorisiert er Stabilität und Ausdauer.
Mit einer Akkulaufzeit von etwa 6 Stunden und einem Differentialantriebssystem, das eine 360-Grad-Drehung auf der Stelle ermöglicht, ist der G1-D für viele Manipulationsaufgaben besser geeignet. Das Falten von Wäsche, die Montage in Fabriken oder mobile Wartungsaufgaben sind Beispiele, bei denen Beine derzeit mehr Probleme als Nutzen verursachen könnten.
"Für viele Manipulationsaufgaben sind Beine derzeit mehr Ärger als sie wert sind", so Unitree.
Räder bieten eine stabile, vibrationsfreie Plattform, die den Navigationsaspekt vereinfacht. Dies ermöglicht es Forschern, sich vollständig auf das schwierigere Problem zu konzentrieren: die Hand-Auge-Koordination und die Objektmanipulation. Obwohl Versprechen wie "Ein-Klick-Training" und "Out-of-the-Box-Einsatz" in der Robotik immer mit Skepsis betrachtet werden sollten, stellt der G1-D einen ausgereiften, pragmatischen Schritt dar.
Er bietet Laboren eine Möglichkeit, die riesigen Datensätze zu sammeln, die für eine Zuverlässigkeit von 80/80 Prozent erforderlich sind, ohne befürchten zu müssen, dass ihr Roboter alle paar Minuten umfällt. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung der praktischen Anwendung von Robotik in der realen Welt.





