Der Traum vom Roboterboxen, einst nur in Science-Fiction-Filmen zu sehen, wird in den Vereinigten Staaten Realität. Zwei unterschiedliche Organisationen haben fast gleichzeitig die Einführung von Kampfroboter-Events angekündigt. REK (Robot Embodied Kombat) plant eine US-Tour durch fünf Städte, während UFB (Ultimate Fighting Bots) eine Partnerschaft mit dem Robotikunternehmen Unitree für eigene Veranstaltungen bekannt gab. Diese Entwicklungen markieren einen entscheidenden Schritt für den neuen Sport, bei dem von Menschen gesteuerte, zweibeinige Roboter in der Arena gegeneinander antreten.
Wichtige Punkte
- Zwei Ligen, REK und UFB, starten unabhängige Roboter-Kampf-Events in den USA.
- REK setzt auf VR-gesteuerte Roboter für ein immersives Erlebnis.
- UFB ermöglicht die Steuerung über Game-Controller und bietet Fernzugriff über Webbrowser.
- Unitree G1 Roboter (ca. 16.000 US-Dollar) sind weit verbreitet, aber leistungsstärkere Modelle wie der H1_2 (über 100.000 US-Dollar) werden für intensivere Kämpfe getestet.
- Die Events dienen auch als Marketingplattform für Robotikhersteller und könnten einen neuen Unterhaltungsmarkt schaffen.
Zwei Ligen betreten den Ring
Die Organisation REK, gegründet von @cixliv, kündigte am 7. November die „REK AMERICA“-Roadshow an. Diese Tour bringt humanoide Roboterkämpfe in verschiedene Städte, beginnend am 11. November in Los Angeles. Weitere Stopps sind Vegas am 13. November, Austin am 17. November und Miami am 20. November, bevor die Tour am 25. November in New York City endet. Das Ziel ist es, den Sport landesweit bekannt zu machen.
Fakt: REK AMERICA Tourdaten
- 11. November: Los Angeles
- 13. November: Vegas
- 17. November: Austin
- 20. November: Miami
- 25. November: New York City
Nur wenige Tage später meldete sich das Robotikunternehmen Unitree. Es gab eine Partnerschaft mit der neuen Liga @UFBots bekannt. UFB, oder Ultimate Fighting Bots, bezeichnet sich selbst als „die weltweit erste Roboter-Kampfliga, in der Menschen Roboter in Echtzeit-Kämpfen steuern“. Unitree wird als Robotikpartner für das UFB-Event am 15. November in Los Angeles fungieren. Dies führt zu einer direkten Konkurrenz mit dem REK-Tourstopp in derselben Stadt.
Hintergrund: Evolution des Roboterkampfes
Frühere Roboterkämpfe wie BattleBots oder Robot Wars konzentrierten sich auf Maschinen mit Rädern, die für maximale Zerstörung gebaut wurden. Die neuen Ligen legen den Fokus auf die Balance, Agilität und Motorsteuerung zweibeiniger humanoider Roboter. Dies stellt eine erhebliche Weiterentwicklung dar.
Steuerungskonzepte: VR versus Game-Controller
Die beiden Ligen verfolgen unterschiedliche Ansätze bei der Steuerung der Roboter. REK entwickelt ein System, das VR-Headsets nutzt. Dies ermöglicht den Bedienern, die Maschinen eins zu eins zu „verkörpern“. Das Ziel ist ein immersives Erlebnis. REK veranstaltete bereits den „weltweit ersten VR-gesteuerten humanoiden Roboterkampf“ in San Francisco. Dieses Event war Berichten zufolge ein großer Erfolg und übertraf die Kapazität des Veranstaltungsortes von 2.500 Personen deutlich.
„Die Veranstaltung im Temple Night Club war ein massiver Erfolg, der die Kapazität des Veranstaltungsortes von 2.500 Personen erheblich übertraf.“
UFB scheint hingegen auf ein zugänglicheres, spielähnliches Erlebnis abzuzielen. Ihre Plattform ermöglicht es den Piloten, die Roboter mit traditionellen Game-Controllern oder einer Tastatur zu steuern. Die Kämpfe sind zudem remote über einen Webbrowser zugänglich. Dieser Ansatz könnte eine breitere Zielgruppe ansprechen, die bereits mit Videospielen vertraut ist.
Die Hardware-Herausforderung: Vom 'Shrimp' zum 'Biest'
Die am häufigsten verwendete Roboterplattform ist der Unitree G1. Dieser Roboter kostet etwa 16.000 US-Dollar. Amanda Watson, CTO von REK, beschrieb ihn als „Shrimp“, der „keinen Schaden anrichten kann“. Die Liga arbeitet jedoch auch mit deutlich leistungsstärkerer Hardware. Watson erläuterte die Herausforderungen bei der Arbeit mit dem Unitree H1_2, Unitrees früherem Flaggschiffmodell. Der H1_2 ist fast 1,80 Meter groß, wiegt 70 kg und kostet über 100.000 US-Dollar.
Watson bezeichnete den H1_2 als „Biest“ und bemerkte, dass „der Boden bebt, wenn er läuft“. Diese Kraft ist genau der Grund, warum REK daran interessiert ist. „Im Gegensatz zum Unitree G1 könnte der H1_2 Ihnen wehtun“, schrieb Watson. „Wenn er mir wehtun kann, kann er wahrscheinlich auch einem anderen Roboter im Ring Schaden zufügen.“
Technische Daten: Unitree H1_2
- Größe: Fast 1,80 Meter
- Gewicht: 70 kg
- Kosten: Über 100.000 US-Dollar
Diese Leistung bringt jedoch erhebliche technische Herausforderungen mit sich. Der H1_2 wird „ausgemustert“, und seine Unterstützung ist „in einer weniger unterstützenden Zeit eingefroren“. Der Roboter hat zudem erhebliche Bewegungseinschränkungen. Er kann sich zum Beispiel nicht in der Taille beugen, sondern nur drehen. Auch die Unterarmrotation oder Kopfbewegungen sind eingeschränkt. Die Bereitstellung von Code für den H1_2 wird als „furchterregend“ beschrieben. Es gibt keinen physischen Not-Aus-Schalter, nur einen seriellen Port und eine BLE-Fernbedienung mit einem „gedämpften Befehl“.
Diese Einschränkungen verdeutlichen den Unterschied zwischen der älteren H1-Serie und Unitrees neuem H2. Der H2 verfügt unter anderem über eine 3-DOF-Taille und einen 2-DOF-Gelenkhals, um genau diese Bewegungsprobleme zu lösen.
Sport, Spektakel und ein neuer Markt
Der plötzliche Boom der Roboterkämpfe ist nicht nur ein US-Phänomen. Unitree hat bereits an einem Kampfsportevent in Hangzhou, China, teilgenommen, bei dem G1-Roboter eingesetzt wurden. Das in Shenzhen ansässige Unternehmen EngineAI plant ebenfalls ein eigenes „Mecha King“-Turnier. Für Hardwarehersteller sind diese hochkarätigen Events ein starkes PR-Instrument und potenziell ein neues Geschäftsfeld.
Durch Partnerschaften mit Ligen wie UFB positioniert Unitree seine Roboter als führende Plattform für diesen aufstrebenden Sport. Sie zeigen ihre Haltbarkeit und Kontrolle einem breiten Publikum. Wenn das „Real Steel“-Konzept im Mainstream ankommt, könnte es einen bedeutenden neuen kommerziellen Markt für diese Unternehmen eröffnen. Dieser Markt wäre unabhängig von ihren langfristigen Zielen in der Industrie- und Heimautomatisierung.
Dieser Schritt in die Unterhaltung nutzt dieselbe Kerntechnologie der Teleoperation, die auch für andere Zwecke entwickelt wird. Unitree demonstrierte kürzlich einen „Embodied Avatar“ Motion-Capture-Anzug. Dieser wurde explizit als „Ganzkörper-Datenerfassungsplattform“ für das Training von Robotern für Hausarbeiten bezeichnet. Während dieses System darauf abzielt, den Engpass bei KI-Daten zu lösen, verdeutlichen die in derselben Ankündigung enthaltenen Box-Demos eine klare und vielleicht unmittelbarere kommerzielle Anwendung: die nächste Generation des hochriskanten, von Menschen gesteuerten Sports anzutreiben.





