Google DeepMind verstärkt seine Hardware-Expertise mit einer prominenten Personalie: Aaron Saunders, der ehemalige Technikchef von Boston Dynamics, wechselt als Vice President of Hardware Engineering zu dem KI-Labor. Diese Einstellung unterstreicht DeepMinds Ambition, künstliche Intelligenz verstärkt in der physischen Welt zu verankern und das Gemini-KI-Modell zu einem universellen Betriebssystem für Roboter zu entwickeln.
Wichtige Erkenntnisse
- Aaron Saunders, ehemaliger CTO von Boston Dynamics, ist neuer VP of Hardware Engineering bei DeepMind.
- DeepMind strebt an, Gemini zum "Android der Robotik" zu machen, einem universellen KI-Gehirn für verschiedene Roboterplattformen.
- Die Einstellung markiert einen strategischen Schritt zur Überbrückung der Lücke zwischen Simulation und realer Anwendung von KI.
- Saunders bringt über zwei Jahrzehnte Erfahrung in der Entwicklung führender Roboter wie Atlas und Spot mit.
- Die Roboterbranche erlebt einen intensiven Wettbewerb um physische Intelligenz.
Ein Brückenbauer zwischen Hardware und KI
Aaron Saunders war über zwei Jahrzehnte bei Boston Dynamics tätig. Dort spielte er eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung ikonischer Maschinen. Dazu gehören der vierbeinige BigDog, der kommerzielle Spot-Roboter und der humanoide Atlas. Seine Ankunft bei DeepMind ist eine signifikante Ergänzung mechanischer Expertise. Das Unternehmen konzentrierte sich bisher vor allem auf Softwareentwicklung.
DeepMind-CEO Demis Hassabis verfolgt eine klare Vision: Das Gemini-KI-Modell soll ein universelles "Betriebssystem" für Roboter werden. Er spricht von einem "Android für die physische Welt", das verschiedene Maschinenkörper steuern kann. Diese Strategie erfordert ein tiefes Verständnis für die Integration von Software und Hardware.
Faktencheck
- 23 Jahre Erfahrung: Aaron Saunders war 23 Jahre bei Boston Dynamics und hat die Entwicklung von BigDog, Spot und Atlas maßgeblich mitgestaltet.
- "Android der Robotik": DeepMind CEO Demis Hassabis beschreibt Gemini als potenzielles universelles Betriebssystem für Roboter.
- Wettbewerb: Unternehmen wie Tesla, Figure AI und Unitree treiben die Entwicklung von Robotern massiv voran.
Die Vision eines universellen Roboter-Gehirns
DeepMind konzentriert sich zunehmend auf "Physical AI". Dies bedeutet, grundlegende KI-Modelle in realer Hardware einzusetzen. Hassabis stellt sich eine Zukunft vor, in der Gemini als Allzweck-Gehirn agiert. Es soll in der Lage sein, verschiedene Roboterformen "out-of-the-box" zu steuern. Carolina Parada, DeepMinds Leiterin für Robotik, bestätigte diese "Nordstern-Vision". Ziel ist eine einzige, vielseitige KI, die jeden Roboter verkörpern kann.
Die größte Herausforderung bleibt die Überbrückung der "Sim-to-Real"-Lücke. KI-Modelle, die in virtuellen Umgebungen trainiert wurden, scheitern oft an der Unvorhersehbarkeit der realen Welt. Saunders' Expertise in der Hardware-Software-Integration ist hier entscheidend. Er hat 23 Jahre lang genau diese Probleme gelöst.
"Wir sehen eine Zukunft, in der Gemini als ein General-Purpose-Gehirn agiert, das in der Lage ist, die unterschiedlichsten Roboterformen direkt zu steuern."
Ein Kreis schließt sich: Rückkehr zu Google
Die Ernennung von Saunders hat eine gewisse Ironie. Googles Muttergesellschaft Alphabet hatte Boston Dynamics 2013 übernommen. 2017 verkaufte Alphabet das Unternehmen an SoftBank. Heute gehört Boston Dynamics mehrheitlich der Hyundai Motor Group. Während der Google-Ära gab es oft Berichte über kulturelle Differenzen zwischen den Robotik-Ingenieuren und dem softwareorientierten Management von Google.
Saunders' Rückkehr unter das DeepMind-Dach deutet auf eine Konvergenz dieser Philosophien hin. Die Branche hat einen Punkt erreicht, an dem die Hardware leistungsfähig genug für fortschrittliche KI ist. Gleichzeitig ist die KI so weit entwickelt, dass sie anspruchsvolle Hardware erfordert. Die Grenzen zwischen Software und Hardware verschwimmen zunehmend.
Hintergrund: Boston Dynamics und Google
Google erwarb Boston Dynamics im Jahr 2013, als es eine Welle von Robotik-Akquisitionen gab. Das Ziel war, eine neue Generation von Robotern zu entwickeln. Vier Jahre später verkaufte Google das Unternehmen jedoch. Berichte deuteten auf Schwierigkeiten bei der Integration der Robotik-Sparte in Googles Kultur hin, die stark auf Software und schnelle Monetarisierung ausgerichtet war. Nun, unter DeepMind, scheint ein neuer Ansatz gefunden zu sein.
Von BigDog zu Gemini: Eine neue Ära der Robotik
Saunders verließ Boston Dynamics im Sommer. Seine Amtszeit dort sah den Übergang des Unternehmens von einem forschungsintensiven F&E-Labor zu einem kommerziellen Unternehmen. Seine Erfahrung deckt das gesamte Spektrum der Robotikentwicklung ab. Das reicht von Hardware-Validierungsherausforderungen der "Phase Eins" bis zu den Komplexitäten der Skalierung von Flotten. Bei DeepMind wird Saunders voraussichtlich die Hardware-Plattformen beaufsichtigen. Diese sind notwendig, um die agentischen Fähigkeiten von Gemini zu testen und zu validieren.
DeepMind wird voraussichtlich keine Roboter für den Massenverkauf herstellen. Dennoch ist eine maßgeschneiderte, leistungsstarke Hardware entscheidend. Sie schließt den Feedback-Loop für ihre grundlegenden Modelle. Dies ermöglicht eine schnellere Iteration und Verbesserung der KI-Systeme in realen Anwendungen.
Der Wettlauf um physische Intelligenz
Die Einstellung von Saunders erfolgt in einer Zeit intensiven Wettbewerbs. Tesla plant die Produktion von Millionen von Optimus-Robotern. Figure AI setzt bereits Roboter in BMW-Werken ein. Chinesische Wettbewerber wie Unitree senken die Kosten für Hardware rapide. Hassabis prognostizierte in einem Interview, dass die KI-gesteuerte Robotik in den nächsten Jahren ihren "Durchbruchsmoment" erleben wird. Mit dem Gehirn von Gemini und der Ingenieurkompetenz hinter Atlas unter einem Dach positioniert sich DeepMind als Architekt dieses Durchbruchs.
Die Kombination aus fortschrittlicher KI und robuster Hardware ist der Schlüssel zur Entfaltung des vollen Potenzials der Robotik. Die Herausforderungen sind groß, aber die potenziellen Auswirkungen auf Industrie und Alltag sind enorm. Die Entwicklung hin zu vielseitigen, intelligenten Robotern schreitet schnell voran.
- Tesla: Plant die Massenproduktion von Optimus-Robotern.
- Figure AI: Setzt humanoide Roboter in BMW-Fabriken ein.
- Unitree: Treibt die Kosten für fortschrittliche Roboterhardware nach unten.
Diese Entwicklungen zeigen, dass die Zukunft der Robotik nicht nur in Software, sondern auch in der engen Verzahnung mit hochentwickelter Hardware liegt. DeepMind scheint diesen Weg nun mit voller Kraft zu beschreiten.





