Chinesische Zulieferer im Bereich humanoider Roboter tätigen derzeit massive Investitionen in ihre Produktionskapazitäten. Dies geschieht, obwohl noch keine Großaufträge vorliegen. Sie setzen auf einen erwarteten Massenproduktionsstart in der zweiten Hälfte des Jahres 2026. Diese Strategie birgt Risiken, zeigt aber auch großes Vertrauen in die Zukunft der Robotik.
Wichtige Erkenntnisse
- Chinesische Zulieferer bauen aggressive Kapazitäten für humanoide Roboter auf.
- Erwarteter Massenproduktionsstart in der zweiten Jahreshälfte 2026.
- Investitionen erfolgen präventiv, ohne bestätigte Großaufträge.
- Automobilindustrie spielt eine Schlüsselrolle bei der Technologieübertragung.
- Tesla Optimus Gen 3 und neue Auftragsziele sind entscheidende Meilensteine.
Aggressive Kapazitätsplanung ohne feste Aufträge
Ein aktueller Feldforschungsbericht von Goldman Sachs zeigt, dass führende Akteure in Chinas Lieferkette für humanoide Roboter erhebliche, präventive Investitionen in die Produktionskapazität tätigen. Die Unternehmen wetten stark auf einen Wendepunkt in der Massenproduktion, der für die zweite Jahreshälfte 2026 erwartet wird. Zwischen dem 3. und 6. November 2025 wurden neun chinesische Zulieferunternehmen, darunter Sanhua und Tuopu Group, befragt.
Der Bericht enthüllt eine „Kapazität zuerst“-Strategie. Zulieferer planen aktiv jährliche Produktionskapazitäten von 100.000 bis zu 1 Million Robotereinheiten. Diese aggressive Planung erfolgt, obwohl laut Bericht kein Unternehmen bestätigte Großaufträge oder einen klaren Produktionszeitplan erhalten hat.
Faktencheck
- Geplante Kapazität: 100.000 bis 1 Million Robotereinheiten pro Jahr.
- Massiver Sprung: Dies ist ein Vielfaches der aktuellen Produktionszahlen.
- Prognose 2035: Goldman Sachs prognostiziert 1,38 Millionen weltweite Auslieferungen bis 2035.
Ein risikoreiches Vertrauensspiel
Die Strategie der Zulieferer stellt ein hohes Risiko dar. Sie basiert auf der Erwartung zukünftiger Nachfrage von großen Robotik-Kunden wie Tesla, XPeng, Zhiyuan (AgiBot) und Leju Robot. Durch Investitionen in Grundstücke, Fabriken und Produktionslinien demonstrieren sie starkes Vertrauen in eine erwartete Nachfrageexplosion. Dieser „Kapazität zuerst“-Ansatz birgt jedoch das erhebliche Risiko ungenutzter Kapazitäten, falls die Aufträge nicht wie erwartet eintreffen.
Der Bericht merkt an, dass diese geplante Kapazität sehr aggressiv erscheint. Besonders im Vergleich zur eigenen Prognose von Goldman Sachs, die globale Auslieferungen humanoider Roboter auf 1,38 Millionen Einheiten bis 2035 schätzt. Um unmittelbare Risiken zu mindern, wenden die meisten Zulieferer eine „graduelle Hochlauf“-Strategie an. Sie wollen Produktionslinien basierend auf tatsächlichen Aufträgen skalieren.
Vom Autoteil zum Robotermodul: Eine Branchenentwicklung
Der Bericht hebt eine bedeutende Entwicklung in der Wertschöpfungskette hervor. Zulieferer wechseln von der Herstellung einzelner Komponenten zur Bereitstellung integrierter, modularer Lösungen. Diese Lösungen kombinieren Aktoren, Sensoren und Strukturteile. Dieser Schritt deutet darauf hin, dass sich der Wert in der Branche bei den vorgelagerten Zulieferern konsolidiert, die komplette Systeme anbieten können.
Ein bemerkenswerter Trend ist die tiefe Beteiligung der Automobilindustrie. Viele dieser Unternehmen, wie die Minth Group, nutzen ihr bestehendes Fachwissen in Präzisionsfertigung und automatisierten Produktionslinien aus dem Automobilsektor. Sie sehen die Robotik als eine „zweite Wachstumskurve“. Sie wenden ihre bestehenden Technologien – wie Präzisionsumformung und optische Beschichtungen – auf neue Anwendungen in Robotikomponenten an.
„Die Automobilindustrie ist ein entscheidender Beschleuniger. Ihr Know-how in Präzision und Massenproduktion ist für die Robotik von unschätzbarem Wert.“
Hintergrund: Chinas Geschwindigkeit
Diese Zulieferer betonen die „China-Geschwindigkeit“. Dies ist die Fähigkeit, schnell vom Design zum Produkt zu gelangen. Sie sehen dies als einen Kernwettbewerbsvorteil, um ihre Position in der aufstrebenden Lieferkette zu sichern. Diese schnelle Umsetzung ist ein Markenzeichen der chinesischen Fertigungsindustrie.
Alle Augen auf 2026: Die entscheidenden Meilensteine
Der Branchenkonsens konzentriert sich auf die zweite Jahreshälfte 2026 als Wendepunkt für die Massenproduktion. Laut Goldman Sachs beobachtet der Markt nun zwei kritische Ereignisse. Diese werden als „Lackmustests“ für diesen Optimismus dienen.
Tesla Optimus Gen 3
Die Enthüllung von Teslas humanoider Roboter der dritten Generation wird für Februar oder März 2026 erwartet. Sie gilt als wichtiger technischer und kommerzieller Validierungsfaktor. Die Fortschritte von Tesla werden genau beobachtet, da das Unternehmen eine Führungsrolle in der Robotik anstrebt.
Bestellziele für 2026
Die Ankündigung der Bestell- und Auslieferungsziele für 2026 durch globale humanoide Roboterunternehmen wird für Ende 2025 oder Anfang 2026 erwartet. Diese Ankündigungen sind entscheidend. Sie werden zeigen, ob die aktuellen, greifbaren Investitionen der Lieferkette in tatsächliche Aufträge umgesetzt werden. Oder ob der Optimismus der Branche die Realität übertroffen hat.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die mutigen Wetten der chinesischen Zulieferer aufgehen. Der Erfolg von Robotern wie XPengs Iron wird ein wichtiger Bestätigungspunkt für die erheblichen Kapazitätsinvestitionen sein, die in der gesamten Lieferkette getätigt werden.





