Die Dämmung der Fassade kann den Wärmeverlust älterer Häuser erheblich senken. Doch wann ist eine solche Maßnahme finanziell sinnvoll? Wir zeigen, wie Hausbesitzer die Wirtschaftlichkeit einer Fassadendämmung präzise berechnen können und welche Faktoren dabei entscheidend sind.
Wichtige Erkenntnisse
- Unsanierten Häusern vor 1978 entweicht ein Drittel der Heizwärme über die Wände.
- Eine Fassadendämmung kann den Wärmeverlust signifikant reduzieren.
- Die Amortisationszeit hängt stark von den individuellen Kosten, Energiepreisen und Förderprogrammen ab.
- Die Berechnung des U-Wertes und des Heizaufwands sind entscheidend für die Einsparungsprognose.
- Bei ohnehin anstehenden Fassadensanierungen wird die Dämmung deutlich wirtschaftlicher.
Warum Fassadendämmung für ältere Gebäude wichtig ist
In vielen Bestandsgebäuden, insbesondere jenen, die vor dem Jahr 1978 errichtet wurden und noch keine Sanierung erfahren haben, geht ein erheblicher Teil der Heizenergie verloren. Schätzungen zeigen, dass rund ein Drittel der Wärme direkt durch die Außenwände entweicht. Dies führt nicht nur zu hohen Heizkosten, sondern auch zu einem unnötig hohen CO2-Ausstoß.
Eine gezielte Fassadendämmung kann diesen Wärmeverlust drastisch mindern. Sie schafft eine effektive Barriere gegen Kälte im Winter und Hitze im Sommer, was das Raumklima verbessert und den Energieverbrauch senkt. Ob sich diese Investition finanziell auszahlt, hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab.
Faktencheck: Wärmeverlust
Gebäude, die vor 1978 ohne Dämmung gebaut wurden, verlieren bis zu 33% ihrer Heizwärme über die Außenwände.
Die Berechnung der Energieeinsparung
Um die potenzielle Einsparung durch eine Fassadendämmung zu ermitteln, sind mehrere Kennzahlen notwendig. Der wichtigste Wert ist der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert), der angibt, wie viel Wärme durch ein Bauteil verloren geht. Dieser Wert muss sowohl für den aktuellen, ungedämmten Zustand als auch für den Zustand nach der geplanten Dämmung bekannt sein.
Informationen zum aktuellen U-Wert finden sich oft in Bauplänen oder Bauantragsunterlagen. Falls diese nicht vorliegen, kann der U-Wert auch durch Messung der Wanddicke und Kenntnis des Materials ermittelt werden, häufig unterstützt durch Online-Rechner. Für die zukünftige Dämmung ist der U-Wert des geplanten Dämmsystems maßgeblich.
Heizaufwand und Fassadenfläche bestimmen
Neben dem U-Wert ist der Heizaufwand ein weiterer wichtiger Faktor. Dieser wird oft als Gradtagzahl angegeben und beschreibt, wie viel Heizenergie über die kälteren Monate benötigt wird. Dieser Wert muss in Kilokelvinstunden (kKh) umgerechnet werden, indem man den Kelvintag-Wert mit 24 multipliziert und dann durch 1000 teilt. Fachliteratur oder Energieberater können hier präzise Werte für die jeweilige Region liefern.
Schließlich ist die genaue Fassadenfläche zu ermitteln, die gedämmt werden soll. Diese muss nicht auf den Millimeter genau sein, sollte aber konsistent mit der Fläche sein, die auch für die Kostenkalkulation der Dämmung herangezogen wird. Eine Fachfirma, die ein Angebot erstellt, wird diese Fläche ohnehin genau ausmessen.
„Die präzise Ermittlung des U-Wertes und des Heizaufwands ist der Schlüssel zur realistischen Einschätzung der Einsparungen. Hier sollte man keine Kompromisse machen.“
Die Formel zur Einsparung
Die jährliche Heizenergieeinsparung in Kilowattstunden (kWh) ergibt sich aus der Multiplikation dreier Werte:
- Die Differenz zwischen dem alten und dem neuen U-Wert (ΔU-Wert in W/m²K)
- Der Heizaufwand (in kKh/a)
- Die zu dämmende Fassadenfläche (in m²)
ΔU-Wert x Heizaufwand x Fassadenfläche = Jährliche Heizenergieeinsparung (kWh)
Diese kWh-Einsparung multipliziert mit dem aktuellen Energiepreis pro kWh ergibt die jährliche Geldersparnis. Diese Summe wird dann mit den Investitionskosten verglichen, um die Amortisationszeit zu bestimmen.
Hintergrund: U-Wert
Der U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) ist ein Maß für den Wärmeverlust eines Bauteils. Ein niedriger U-Wert bedeutet eine bessere Dämmung und weniger Wärmeverlust. Die Einheit ist Watt pro Quadratmeter und Kelvin (W/m²K).
Praxisbeispiel 1: Ungedämmte Ziegelmauer
Familie Muster in Hagen besitzt ein freistehendes Einfamilienhaus mit 110 Quadratmetern ungedämmter Außenwandfläche. Der aktuelle U-Wert der Wand beträgt 1,5 W/m²K. Mit einer 16 Zentimeter dicken Dämmung könnte dieser Wert auf 0,19 W/m²K gesenkt werden, was eine Reduzierung des Energieverlusts um 87 Prozent bedeuten würde. Die Differenz beträgt somit 1,31 W/m²K.
Unter Annahme eines Heizaufwands von 65 Kilokelvinstunden pro Jahr (kKh/a) ergibt sich folgende Einsparung:
1,31 W/m²K x 65 kKh/a x 110 m² = 9.370 kWh Einsparung pro Jahr.
Bei einem Gaspreis von 12 Cent pro Kilowattstunde spart Familie Muster jährlich 1.120 Euro (9.370 kWh x 0,12 €/kWh).
Kosten und Amortisation
Eine Außenwanddämmung mit Wärmedämmverbundsystem (WDVS) kostet durchschnittlich 160 bis 190 Euro pro Quadratmeter, inklusive Material, Arbeitskosten und Gerüst. Familie Muster kalkuliert mit einem Durchschnittspreis von 175 Euro pro Quadratmeter.
Gesamtkosten vor Förderung: 110 m² x 175 €/m² = 19.250 €.
Erhält Familie Muster 15 Prozent Fördermittel, reduziert sich die Investition auf 16.360 Euro.
Mit einer jährlichen Ersparnis von 1.120 Euro würde sich die Investition in etwa 14 bis 15 Jahren amortisieren. Da eine sanierte Fassade laut Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung eine Lebensdauer von etwa 40 Jahren hat, liegt die Kostenersparnis über die gesamte Nutzungsdauer deutlich über den Investitionskosten. Hinzu kommen der Wertzuwachs der Immobilie und ein verbessertes Raumklima.
Wirtschaftlichkeit bei bereits gedämmten Fassaden
Auch bei bereits gedämmten Fassaden kann eine zusätzliche Dämmung sinnvoll sein, jedoch ist die Amortisation oft länger.
Familie Schnitt in Dinslaken besitzt ein Einfamilienhaus mit 90 Quadratmetern Außenwandfläche, die bereits in den 1980er Jahren mit einer 6 cm dicken Dämmung versehen wurde. Der aktuelle U-Wert liegt bei 0,50 W/m²K. Eine zusätzliche 12 cm Dämmung könnte den U-Wert auf 0,18 W/m²K senken, was 64 Prozent weniger Energieverlust bedeutet. Die Differenz beträgt 0,32 W/m²K.
Mit einem Heizaufwand von 65 kKh/a ergibt sich folgende Einsparung:
0,32 W/m²K x 65 kKh/a x 90 m² = 1.870 kWh Einsparung pro Jahr.
Heizen mit Wärmepumpe
Familie Schnitt heizt mit einer Wärmepumpe. Der Strompreis im Heizstromtarif beträgt 25 Cent pro Kilowattstunde. Unter Berücksichtigung einer Jahresarbeitszahl (JAZ) von 2,8 für die Wärmepumpe, zahlt Familie Schnitt effektiv 8,9 Cent pro kWh Wärme (25 Cent / 2,8).
Die jährliche Geldersparnis beträgt somit: 1.870 kWh x 0,089 €/kWh = 170 Euro.
Amortisation bei Zusatzdämmung
Die Kosten für die zusätzliche Dämmung belaufen sich auf 14.900 Euro, was etwa 165 Euro pro Quadratmeter entspricht. Nach Abzug von 15 Prozent Fördermitteln verbleiben 12.655 Euro Investitionskosten.
Bei einer jährlichen Ersparnis von 170 Euro würde die Amortisationszeit über 70 Jahre betragen (12.655 € / 170 €). Dies ist deutlich länger als die übliche Lebensdauer einer Fassadensanierung. Unter diesen Umständen ist eine zusätzliche Dämmung finanziell nicht rentabel.
Wichtige Überlegungen und Fördermöglichkeiten
Die Wirtschaftlichkeit einer Dämmung kann sich bei steigenden Energiepreisen schneller einstellen. Zukünftige Preisentwicklungen sind jedoch spekulativ und wurden in den Berechnungen nicht berücksichtigt.
Besonders attraktiv wird eine Fassadendämmung, wenn sie im Rahmen einer ohnehin anstehenden Sanierung durchgeführt wird. In diesem Fall fallen die größten Baukosten (Gerüst, Arbeitszeit) sowieso an. Die reinen Dämmkosten reduzieren sich dann auf etwa 90 bis 100 Euro pro Quadratmeter, was die Amortisationszeit erheblich verkürzt.
Fördermittel nutzen
Neben den bundesweiten Förderprogrammen gibt es oft zusätzliche finanzielle Unterstützung auf Landes- und Kommunalebene. Eine umfassende Recherche vorab lohnt sich immer.
Es ist ratsam, sich umfassend über alle verfügbaren Förderprogramme zu informieren. Neben den bundesweiten Zuschüssen, die hier mit dem Mindestsatz von 15 Prozent berücksichtigt wurden, bieten auch Bundesländer und Kommunen oft zusätzliche finanzielle Anreize. Eine gute Beratung durch einen Energieeffizienzexperten kann hierbei helfen, alle Möglichkeiten auszuschöpfen und eine fundierte Entscheidung zu treffen.





