Die Dämmung der Fassade kann den Wärmeverlust älterer Gebäude erheblich reduzieren. Für viele Hausbesitzer stellt sich jedoch die Frage, ob sich diese Investition finanziell auszahlt. Eine genaue Berechnung der möglichen Energieeinsparungen und eine Berücksichtigung von Förderprogrammen sind entscheidend, um die Wirtschaftlichkeit einer solchen Maßnahme zu beurteilen.
Wichtige Erkenntnisse
- Eine Fassadendämmung kann den Wärmeverlust um bis zu 87 Prozent reduzieren.
- Die Amortisationszeit hängt stark vom Gebäudetyp und den aktuellen Energiepreisen ab.
- Förderprogramme können die Investitionskosten erheblich senken.
- Bei ohnehin anstehenden Fassadensanierungen wird die Dämmung deutlich günstiger.
- Der U-Wert ist der zentrale Faktor zur Berechnung der Energieeinsparung.
Warum eine Fassadendämmung sinnvoll sein kann
In vielen unsanierten Häusern, insbesondere solchen, die vor 1978 gebaut wurden, entweicht ein erheblicher Teil der Heizwärme durch die Außenwände. Es wird geschätzt, dass rund ein Drittel der gesamten Heizenergie auf diese Weise verloren geht. Eine professionelle Fassadendämmung kann diesen Energieverlust drastisch minimieren und somit zu einer deutlichen Senkung der Heizkosten führen.
Ob sich diese Maßnahme finanziell lohnt, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Die individuellen Kosten der Dämmung, die Entwicklung der Energiepreise und die Inanspruchnahme von Förderprogrammen spielen eine große Rolle. Es ist ratsam, vorab eine detaillierte Kosten-Nutzen-Analyse durchzuführen.
Faktencheck
In Häusern, die vor 1978 gebaut und nicht saniert wurden, gehen etwa 33 Prozent der Heizwärme durch die Außenwände verloren. Eine Fassadendämmung kann diesen Anteil signifikant reduzieren.
So berechnen Sie Ihre mögliche Ersparnis
Um die potenzielle Einsparung durch eine Fassadendämmung zu ermitteln, sind drei wesentliche Werte notwendig: der U-Wert der Fassade, der Heizaufwand und die zu dämmende Fläche. Der U-Wert, auch Wärmedurchgangskoeffizient genannt, gibt an, wie viel Wärme pro Quadratmeter und Kelvin durch ein Bauteil entweicht. Dieser Wert muss sowohl für den aktuellen Zustand als auch für den Zustand nach der geplanten Dämmung bekannt sein.
Informationen zum aktuellen U-Wert finden sich oft in Bauplänen oder Bauantrags-Unterlagen. Falls diese nicht verfügbar sind, können Wandstärke und Materialart zur Berechnung herangezogen werden. Online-Rechner bieten hierfür eine erste Orientierung. Der Heizaufwand, oft als Gradtagzahl bezeichnet, beziffert die notwendige Heizenergie über eine Heizperiode. Er wird in Kilokelvinstunden (kKh) angegeben und kann aus Fachliteratur oder von Experten ermittelt werden.
Der U-Wert als Schlüsselgröße
Die Differenz zwischen dem alten und dem neuen U-Wert ist entscheidend. Je größer diese Differenz, desto höher ist das Einsparpotenzial. Nehmen wir an, der U-Wert einer ungedämmten Wand liegt bei 1,5 W/m²K und sinkt nach der Dämmung auf 0,19 W/m²K. Die Differenz beträgt dann 1,31 W/m²K.
Die zu dämmende Fassadenfläche muss ebenfalls bekannt sein. Diese sollte realistisch ermittelt werden, idealerweise basierend auf einem Angebot einer Fachfirma. Durch die Multiplikation dieser drei Werte – Differenz der U-Werte, Heizaufwand und Fassadenfläche – erhalten Sie die geschätzte jährliche Einsparung an Heizenergie in Kilowattstunden (kWh).
Was ist der U-Wert?
Der U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient) ist ein Maß für den Wärmeverlust eines Bauteils. Ein niedriger U-Wert bedeutet eine bessere Dämmwirkung und somit weniger Energieverlust.
Praxisbeispiel 1: Ungedämmte Ziegelmauer
Familie Muster aus Hagen plant die Dämmung ihres freistehenden Einfamilienhauses mit einer Fassadenfläche von 110 Quadratmetern. Der U-Wert der ungedämmten Außenwand beträgt 1,5 W/m²K. Mit einer 16 Zentimeter dicken Dämmung würde der U-Wert auf 0,19 W/m²K sinken, was einer Reduzierung des Energieverlusts um 87 Prozent entspricht. Die Differenz der U-Werte liegt bei 1,31 W/m²K.
Unter Annahme eines Heizaufwands von 65 Kilokelvinstunden pro Jahr (kKh/a) ergibt sich folgende jährliche Energieeinsparung:
- 1,31 W/m²K (U-Wert-Differenz)
- x 65 kKh/a (Heizaufwand)
- x 110 m² (Fassadenfläche)
- = 9.370 kWh Einsparung pro Jahr
Heizt Familie Muster mit Gas zu einem Preis von 12 Cent pro Kilowattstunde, beträgt die jährliche Ersparnis:
- 9.370 kWh/Jahr x 0,12 €/kWh = 1.120 € Ersparnis pro Jahr
Die Investitionskosten für eine Wärmedämmung mit Verbundsystem (WDVS) liegen bei etwa 160 bis 190 Euro pro Quadratmeter. Familie Muster rechnet mit einem Durchschnittspreis von 175 Euro pro Quadratmeter. Bei einer Förderung von 15 Prozent belaufen sich die Gesamtkosten auf:
- 110 m² x 175 €/m² - 15% Förderung = 16.360 € Investition
Die Amortisationszeit beträgt in diesem Fall etwa 14 bis 15 Jahre. Da eine sanierte Fassade laut Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung in der Regel rund 40 Jahre genutzt wird, ist die Dämmung für Familie Muster eine lohnende Investition. Zusätzlich steigt der Immobilienwert und das Raumklima verbessert sich.
„Eine Fassadendämmung ist nicht nur gut für den Geldbeutel, sondern auch für den Wohnkomfort und den Wert der Immobilie.“
Kosten sinken bei Kombination mit Sanierung
Besonders attraktiv wird eine Fassadendämmung, wenn sie im Rahmen einer ohnehin geplanten Fassadensanierung umgesetzt wird. In diesem Fall fallen die größten Baukosten, wie Gerüstaufbau und Arbeitszeit, ohnehin an. Die reinen Dämmkosten reduzieren sich dann auf etwa 90 bis 100 Euro pro Quadratmeter. Dies würde die Amortisationszeit im Beispiel von Familie Muster auf etwa acht Jahre verkürzen und die Gesamtersparnis deutlich erhöhen.
Praxisbeispiel 2: Außenwand mit älterer Dämmung
Familie Schnitt aus Dinslaken besitzt ein Einfamilienhaus mit einer 90 Quadratmeter großen Fassade, die bereits in den 1980er Jahren eine sechs Zentimeter dicke Dämmung erhalten hat. Der U-Wert dieser Wand liegt bei 0,50 W/m²K. Familie Schnitt überlegt, ob eine zusätzliche Dämmung von zwölf Zentimetern sinnvoll wäre, die den U-Wert auf 0,18 W/m²K senken würde. Dies würde den Energieverlust um 64 Prozent reduzieren.
Die Differenz der U-Werte beträgt in diesem Fall 0,32 W/m²K. Bei einem angenommenen Heizaufwand von 65 Kilokelvinstunden pro Jahr (kKh/a) ergibt sich folgende jährliche Energieeinsparung:
- 0,32 W/m²K (U-Wert-Differenz)
- x 65 kKh/a (Heizaufwand)
- x 90 m² (Fassadenfläche)
- = 1.870 kWh Einsparung pro Jahr
Familie Schnitt heizt mit einer Wärmepumpe, deren Strompreis im Heizstromtarif bei 25 Cent pro Kilowattstunde liegt. Mit einer Jahresarbeitszahl (JAZ) von 2,8 für die Wärmepumpe ergibt sich ein effektiver Wärmepreis von etwa 8,9 Cent pro Kilowattstunde. Die jährliche Ersparnis beträgt somit:
- 1.870 kWh/Jahr x 0,089 €/kWh = 170 € Ersparnis pro Jahr
Die Kosten für eine zusätzliche zwölf Zentimeter dicke Dämmung belaufen sich laut Angebot auf 14.900 Euro (ca. 165 Euro pro Quadratmeter). Nach Abzug einer 15-prozentigen Förderung verbleiben:
- 14.900 € - 15% Förderung = 12.655 € Investition
Bei einer jährlichen Ersparnis von 170 Euro würde die Amortisationszeit über 70 Jahre betragen. Dies ist deutlich länger als die übliche Lebensdauer einer sanierten Fassade. Unter diesen spezifischen Bedingungen ist eine zusätzliche Dämmung für Familie Schnitt finanziell nicht rentabel.
Förderprogramme und Energiepreisentwicklung
Die Berechnung der Wirtschaftlichkeit einer Dämmung berücksichtigt in der Regel den aktuellen Energiepreis. Steigende Energiepreise würden die Amortisationszeit verkürzen und eine Dämmung schneller rentabel machen. Zukünftige Preisentwicklungen sind jedoch spekulativ und werden oft nicht in den initialen Berechnungen berücksichtigt.
Es ist wichtig, sich umfassend über verfügbare Förderprogramme zu informieren. Neben den staatlichen Förderungen des Bundes gibt es oft zusätzliche finanzielle Unterstützung auf Landes- und Kommunalebene. Diese können die Investitionskosten erheblich senken und die Wirtschaftlichkeit einer Dämmmaßnahme positiv beeinflussen.
Tipp: Förderungen prüfen!
Informieren Sie sich über alle möglichen Förderprogramme auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene. Diese können die anfänglichen Investitionskosten für eine Fassadendämmung deutlich reduzieren.
Eine sorgfältige Planung und die Konsultation von Fachleuten sind unerlässlich, um die beste Entscheidung für Ihr Eigenheim zu treffen. Eine energetische Sanierung ist eine langfristige Investition, die nicht nur Heizkosten spart, sondern auch den Wohnkomfort erhöht und einen Beitrag zum Klimaschutz leistet.





