Anleger stehen oft vor der Herausforderung, die tatsächlichen Kosten von Finanzprodukten zu durchschauen. Viele Gebühren sind im Kleingedruckten oder in Produktinformationsblättern versteckt. Diese Kosten können die Rendite erheblich schmälern und den langfristigen Erfolg einer Geldanlage beeinflussen.
Wichtige Erkenntnisse
- Kosten für Finanzprodukte schmälern die Rendite.
- Besonders Rentenversicherungen und Investmentfonds haben oft hohe Gebühren.
- Günstige ETFs können eine kosteneffiziente Alternative sein.
- Ein Kostenvergleich zeigt deutliche Unterschiede im Langzeitertrag.
- Transparenz bei Honorarberatung ist entscheidend.
Warum Kosten bei Finanzprodukten so wichtig sind
Kosten sind bei Finanzprodukten immer ein Faktor, während Erträge nicht garantiert sind. Dies führt dazu, dass hohe Gebühren selbst gute Anlageergebnisse zunichtemachen können. Ein monatlicher Betrag von 100 Euro, der in eine fondsgebundene Rentenversicherung fließt, verdeutlicht dies. Allein durch Verwaltungskosten und Abschlusskosten können schnell 7 bis 11 Euro pro Monat abgezogen werden. So werden oft nur 89 Euro tatsächlich angelegt.
Besonders am Anfang der Vertragslaufzeit sind die Auswirkungen spürbar. Versicherungen ziehen Abschlusskosten oft geballt in den ersten fünf Jahren ab. Dies bedeutet, dass in dieser Phase noch weniger Geld für die eigentliche Anlage zur Verfügung steht. Hinzu kommen laufende Kosten für das Management, die jährlich vom angelegten Vermögen abgezogen werden.
Faktencheck: Kostenfalle Dachfonds
Ein Dachfonds, der in andere Investmentfonds investiert, kann zusätzliche Kosten verursachen. Neben den jährlichen Verwaltungsentgelten des Dachfonds, die oft 1 Prozent des verwalteten Geldes betragen, fallen weitere 1 bis 2 Prozent an laufenden Kosten für die Zielfonds an. Insgesamt müssen die Fondsmanager dann jährlich 2 bis 3 Prozent Rendite erwirtschaften, nur um diese Kosten auszugleichen. Studien zeigen, dass dies oft nicht gelingt.
Studien belegen Underperformance
Mehrere Studien untermauern die Problematik der Kosten bei aktiv verwalteten Investmentfonds. Eine Untersuchung von Leippold und Rüegg (2019) zeigt beispielsweise, dass viele Fonds zwar vor Kosten eine Outperformance erzielen, nach Abzug der Gebühren jedoch eine Underperformance aufweisen. Carhart (1997) stellte fest, dass die meisten Fonds in etwa die Höhe ihrer Kosten als Underperformance verbuchen.
„Der Anteil der Aktienfonds in Europa mit risikobereinigter Underperformance über eine Haltedauer von 10 Jahren beträgt 94,50 Prozent.“
Auch in den USA ist die Situation ähnlich. Der S&P SPIVA Report U.S. Year-End 2023 zeigt, dass 96,83 Prozent der US-Aktienfonds über einen Zeitraum von 20 Jahren eine risikobereinigte Underperformance aufweisen. Diese Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit, Kosten bei der Geldanlage zu minimieren.
Kostenvergleich: Günstig vs. Typisch
Ein vereinfachter Kostenvergleich der Verbraucherzentralen illustriert den erheblichen Unterschied zwischen günstigen und typischen Kostenstrukturen. Das Beispiel basiert auf einem Sparvertrag mit monatlichen Einzahlungen von 100 Euro, der weltweit in Aktien investiert. Die angenommene reale, inflationsbereinigte Rendite liegt bei 5,1 Prozent pro Jahr.
Variante „Günstig“
- Vertriebskosten: 0,5 Prozent pro Einzahlung (99,50 Euro werden angelegt).
- Verwaltungskosten: 0,2 Prozent pro Jahr auf das vorhandene Vermögen.
- Diese Kosten sind vergleichbar mit einem Sparplan, der Aktien-ETFs nutzt.
Variante „Typische Kosten“
- Vertriebsvergütung: 4 Prozent pro Einzahlung (96 Euro werden angelegt).
- Verwaltungskosten: 1,5 Prozent pro Jahr auf das vorhandene Vermögen.
- Solche Kosten fallen oft bei vielen Fondssparplänen und fondsgebundenen Rentenversicherungen an, teilweise auch deutlich höher.
Ergebnisse des Kostenvergleichs (100 Euro monatlich)
| Laufzeit | Einzahlungen (Euro) | Realer Ertrag bei „typischen Kosten“ (Euro) | Realer Ertrag bei „günstigen Kosten“ (Euro) |
|---|---|---|---|
| 10 Jahre | 12.000 | 2.322 | 3.405 |
| 20 Jahre | 24.000 | 10.517 | 16.223 |
| 40 Jahre | 48.000 | 55.550 | 96.739 |
Nach 40 Jahren liegt der Ertrag bei der günstigen Variante fast doppelt so hoch wie bei der typischen Variante. Dies zeigt die immense Auswirkung selbst kleiner Kostenunterschiede über lange Zeiträume.
Kosten bei Renten- und Lebensversicherungen
Rentenversicherungen, fondsgebundene Rentenversicherungen, Indexpolicen und kapitalbildende Lebensversicherungen werden häufig von Versicherungsvertretern und Maklern angeboten. Sie erhalten dafür hohe Provisionen. Auch Honorarberater vermitteln diese Produkte, erhalten jedoch ein Honorar vom Kunden statt einer Provision. Die hohen Kosten und Honorare führen oft dazu, dass die Wertentwicklung in den ersten Jahren negativ ausfällt.
Bei Altverträgen, die vor 2005 abgeschlossen wurden, gibt es Steuervorteile. Eine voreilige Kündigung teurer Verträge sollte daher vermieden werden. Bei einigen fondsgebundenen Rentenversicherungen besteht die Möglichkeit, teure aktiv verwaltete Investmentfonds gegen preiswerte ETFs auszutauschen, um die Kosten für die restliche Laufzeit erheblich zu senken.
Wo finde ich Informationen zu den Kosten?
- Einmalige Kosten: Abschluss- und Vertriebskosten.
- Jährliche Kosten: Verwaltungskosten.
- Informationsquellen: Jährliche Standmitteilung, Produktinformationsblatt. Bei Unklarheiten hilft ein schriftliches Nachfragen.
Kosten bei Investmentfonds
Investmentfonds werden von Banken und sogenannten freien Finanzberatern angeboten und sind oft auch in Rentenversicherungen enthalten. Aktiv verwaltete Fonds sind meist teuer und bieten geringere Renditechancen als gute und günstige ETFs. Letztere bilden einen Index passiv ab und verursachen daher deutlich geringere Kosten.
Kostenarten bei Investmentfonds
- Einmalige Kosten: Ausgabeaufschlag, manchmal auch Rücknahmeabschlag.
- Jährliche Kosten: Laufende Verwaltungskosten und gegebenenfalls erfolgsabhängige Vergütungen.
- Informationsquellen: Basisinformationsblatt, Jahreskostenreport (Kostenoffenlegung gemäß § 63 Abs. 7 WpHG) für das zurückliegende Geschäftsjahr.
Vermögensverwaltungen: Lohnt sich das?
Vermögensverwaltungsverträge bieten nicht nur unabhängige Vermögensverwalter an, sondern auch Banken und Sparkassen. Oft handelt es sich um standardisierte Vermögensverwaltungen, die hauseigene Investmentfonds einsetzen. Diese Angebote sind in der Regel teuer und bieten geringere Renditechancen als ein einfaches Depot mit günstigen ETFs.
Kosten bei Vermögensverwaltungen
- Einmalige Kosten: Meist keine.
- Jährliche Kosten: Vermögensverwaltungsvergütung, die zusätzlich zu den laufenden Kosten der Investmentfonds anfällt.
- Informationsquellen: Vermögensverwaltungsvertrag, Jahresabrechnung, gegebenenfalls Basisinformationsblatt der investierten Investmentfonds.
Honorarberatung und Honorarvermittlung
Hinter dem Begriff Honorarberatung verbergen sich unterschiedliche Angebote. Das Gesetz garantiert nicht immer, dass die Beratung im besten Interesse des Ratsuchenden erfolgt. Bei der Honorarvermittlung geht es oft um sogenannte Nettopolicen. Hierfür wird eine separate Vermittlungsvergütung vereinbart, die mehrere tausend Euro betragen kann.
Nettopolicen sind Rentenversicherungen, die ohne Provisionen kalkuliert sind. Das Geld wird hier teils in teure aktiv verwaltete Fonds, heutzutage aber meist in handelsübliche ETFs investiert. Trotz des Wegfalls der Provision können diese Angebote aufgrund der Vermittlungskosten und -honorare sowie der zusätzlichen Verwaltungskosten der Versicherung sehr teuer und unrentabel sein.
Kosten bei Honorarberatung/Honorarvermittlung
- Einmalige Kosten: Vermittlungsvergütung oder Beratungshonorar, Produktkosten der Versicherung.
- Jährliche Kosten: Betreuungshonorare, Entgelte für Verwaltungs- oder Managementtätigkeiten, laufende Kosten der Versicherung und Fonds.
- Informationsquellen: Honorarvertrag oder Vermittlungsvereinbarung, Produktinformationsblatt der Nettopolice.
Es gibt auch Honorarberatungsangebote, bei denen die Vergütung nicht vom Abschluss eines Versicherungsvertrags abhängt. Diese Anbieter verlangen stattdessen ein Stundenhonorar oder eine feste Vergütung gemäß Preis- und Leistungsverzeichnis.
Kosten bei Bausparverträgen
Bausparverträge werden von nahezu allen Banken und Sparkassen angeboten. Auch hier fallen Kosten an, die man kennen sollte.
Kostenarten bei Bausparverträgen
- Einmalige Kosten: Abschlussgebühr.
- Jährliche Kosten: Je nach Tarif eine Servicepauschale oder Entgelte für Kundenzeitschriften.
- Informationsquellen: Bausparbedingungen des jeweiligen Bauspartarifs, jährlicher Kontoauszug.
Die genaue Kenntnis dieser Kosten ist entscheidend, um fundierte Entscheidungen bei der Geldanlage zu treffen und die eigene Rendite langfristig zu sichern. Vergleichen Sie Angebote sorgfältig und achten Sie auf alle versteckten Gebühren.





