Im zweiten Quartal 2025 zeigten deutsche Haushalte ein deutliches Wachstum ihrer Finanzanlagen, die auf 9.216 Milliarden Euro stiegen. Dies entspricht einem Zuwachs von 138 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorquartal. Gleichzeitig verlagerten Haushalte kurzfristige Termineinlagen zu Sichteinlagen. Die externe Finanzierung von Unternehmen ging zurück, während die Schuldenquote stabil blieb.
Wichtige Erkenntnisse
- Finanzanlagen der Haushalte stiegen auf 9.216 Milliarden Euro.
- Haushalte reduzierten Termineinlagen um 14 Milliarden Euro und erhöhten Sichteinlagen um 51 Milliarden Euro.
- Der reale Gesamtertrag für einkommensschwächere Haushalte blieb negativ.
- Externe Unternehmensfinanzierung sank auf 37 Milliarden Euro.
- Die Schuldenquote der Haushalte blieb bei 49,1 % stabil.
Deutlicher Anstieg der Finanzanlagen bei Haushalten
Die Finanzanlagen deutscher Haushalte erreichten im zweiten Quartal 2025 einen Wert von 9.216 Milliarden Euro. Dies ist ein Anstieg von 138 Milliarden Euro gegenüber dem Vorquartal. Dieser Zuwachs resultierte aus der Bildung neuer Forderungen in Höhe von 69 Milliarden Euro und positiven Bewertungsentwicklungen von ebenfalls 69 Milliarden Euro. Nach anfänglichen Verlusten zu Jahresbeginn erholten sich die Marktwerte vieler Anlagen deutlich.
Haushalte reduzierten ihre Termineinlagen, insbesondere kurzfristige, um 14 Milliarden Euro. Freigewordene Mittel flossen vermehrt in Sichteinlagen. Bargeld und Sichteinlagen stiegen um 51 Milliarden Euro. Dies ist auf die vorherrschenden Zinssätze zurückzuführen. Die Zinsen für kurzfristige Termineinlagen sanken stärker als die für Sichteinlagen, nachdem die Leitzinsen gesenkt wurden.
Faktencheck
Die Verlagerung von Termineinlagen zu Sichteinlagen wird durch Zinsbedingungen beeinflusst. Sinkende Zinsen auf Termineinlagen machen Sichteinlagen attraktiver.
Zusätzlich führten die Ankündigung von Zöllen durch die US-Regierung im April und die daraus resultierende Unsicherheit dazu, dass Haushalte mehr Liquiditätspuffer aufbauten. Dies trug ebenfalls zur Erhöhung der Sichteinlagen bei.
Entwicklung bei Aktien und Investmentfonds
Die Forderungen aus Aktien und sonstigen Beteiligungen stiegen um 7 Milliarden Euro. Davon entfielen 4 Milliarden Euro auf ausländische börsennotierte Aktien. Bei inländischen börsennotierten Aktien gab es nur wenige Nettokäufe.
Der starke Aufbau von Investmentfondsanteilen, der in den Vorquartalen zu beobachten war, verlangsamte sich im Berichtszeitraum. Dennoch blieb er mit 24 Milliarden Euro robust. Der Anteil der Geldmarktfondsanteile sank auf 4 Milliarden Euro, was einer Normalisierung entspricht.
Im Gegensatz dazu zeigten sich bei Schuldverschreibungen geringe Bewegungen. Netto wurden diese erneut in Höhe von 1 Milliarde Euro erworben. Versicherungs- und Pensionsansprüche wurden in ähnlichem Umfang wie im Vorquartal erworben, gingen aber von 16 Milliarden Euro auf 13 Milliarden Euro zurück.
Bewertungsgewinne treiben Finanzanlagen an
Bewertungsgewinne waren ein wesentlicher Faktor für den Anstieg der Finanzanlagen im zweiten Quartal 2025. Insgesamt wurden positive Bewertungen von 69 Milliarden Euro verzeichnet. Im Vorquartal gab es noch Bewertungsverluste von 74 Milliarden Euro.
Aktien und sonstige Beteiligungen trugen mit 42 Milliarden Euro am stärksten zu den Bewertungsgewinnen bei. Investmentfonds verzeichneten ebenfalls wieder Bewertungsgewinne von 19 Milliarden Euro, nach erheblichen Verlusten im ersten Quartal. Versicherungs- und Pensionsansprüche zeigten kleinere Bewertungsgewinne von 3 Milliarden Euro.
„Die Erholung der Marktwerte vieler Anlagen nach den Verlusten zu Jahresbeginn war ein entscheidender Faktor für das Wachstum der Finanzanlagen der Haushalte.“
Realer Ertrag der Finanzanlagen leicht gestiegen
Der reale Gesamtertrag, also der inflationsbereinigte Ertrag, spiegelt den tatsächlichen Wertzuwachs der Finanzanlagen wider. Die Bundesbank liefert über die Distributionellen Vermögensrechnungen (DWA) zusätzliche Daten zur Verteilung des Vermögens der Haushalte. Unter Berücksichtigung der individuellen Struktur der Finanzanlagen zeigt sich, dass der durchschnittliche reale Ertrag über alle Gruppen hinweg im zweiten Quartal leicht anstieg.
Haushalte in der unteren Hälfte der Vermögensverteilung verzeichneten weiterhin einen negativen Ertrag. Diese Haushalte halten ihre Finanzanlagen fast ausschließlich in risikoarmen Anlageformen wie Einlagen und Versicherungsansprüchen, deren Renditen schwach waren.
Hintergrund: Distributionelle Vermögensrechnungen (DWA)
Die DWA der Bundesbank liefern Einblicke in die Verteilung des Haushaltsvermögens. Sie zeigen, wie sich Finanzanlagen und Schulden auf verschiedene Vermögensgruppen verteilen und ermöglichen eine differenzierte Analyse der realen Erträge.
Positive Beiträge aus Kapitalmarktanlagen führten vor allem bei den reichsten 10 % der Haushalte zu höheren Renditen. Dies beeinflusst den realen Gesamtertrag der Finanzanlagen maßgeblich. Insgesamt stieg der aggregierte reale Gesamtertrag für alle Haushalte im zweiten Quartal 2025 auf etwa 1,4 %. Aktien und Investmentfondsanteile leisteten hierbei besonders positive Beiträge. Ein negativer Realertrag auf Einlagen wirkte sich weiterhin dämpfend aus.
Leichter Anstieg der Kreditaufnahme, Schuldenquote stabil
Die Verbindlichkeiten der Haushalte stiegen im zweiten Quartal 2025 auf insgesamt 2.151 Milliarden Euro. Dies wurde durch einen Anstieg der Kreditaufnahme um 11 Milliarden Euro verursacht. Einen solchen Anstieg gab es zuletzt im vierten Quartal 2022. Aufgrund des Anstiegs des nominalen Bruttoinlandsprodukts blieb die Schuldenquote der Haushalte stabil bei 49,1 %.
Die Nettofinanzanlagen der Haushalte erhöhten sich insgesamt um 128 Milliarden Euro auf 7.064 Milliarden Euro.
Externe Finanzierung von Unternehmen geht zurück
Die externe Finanzierung nichtfinanzieller Unternehmen sank im zweiten Quartal um 19 Milliarden Euro auf 37 Milliarden Euro. Dies folgte auf deutliche Zuflüsse im Vorquartal.
Die kreditbasierte externe Finanzierung fiel von 36 Milliarden Euro im Vorquartal auf 16 Milliarden Euro. Dies lag an einem Rückgang der Kreditaufnahme bei inländischen monetären Finanzinstituten und anderen inländischen Unternehmen. Kredite aus dem Ausland in Höhe von 14 Milliarden Euro trugen jedoch erheblich zur Stabilisierung dieses Teils der externen Finanzierung bei. Insgesamt entsprach die Kreditaufnahme den Entwicklungen seit 2023.
- Rückgang der Kreditaufnahme: Von 36 Mrd. Euro auf 16 Mrd. Euro.
- Ausländische Kredite: 14 Mrd. Euro stabilisierten die Finanzierung.
- Schuldverschreibungen: Nettoemission sank auf fast null.
Die Nettoemission von Schuldverschreibungen sank von 3 Milliarden Euro im Vorquartal auf nahezu Null. Die Emission von Aktien und sonstigen Beteiligungen blieb mit 8 Milliarden Euro stabil, nach 10 Milliarden Euro im Vorquartal.
Auf Jahressicht, basierend auf gleitenden Vier-Quartals-Summen, stagnierte die externe Finanzierung im Vergleich zum Vorquartal und zeigte weiterhin wenig Dynamik. Ende des zweiten Quartals 2025 stiegen die Verbindlichkeiten nichtfinanzieller Unternehmen um 218 Milliarden Euro auf 12.051 Milliarden Euro. Dies war neben der externen Finanzierung auch auf Bewertungseffekte von 181 Milliarden Euro zurückzuführen, die hauptsächlich auf die emittierten Eigenkapitalinstrumente entfielen (151 Milliarden Euro).
Unternehmensschuldenquote
Die Dynamik bei den Schuldinstrumenten nahm im Vergleich zum Vorquartal ab. In Verbindung mit einer höheren nominalen Wirtschaftsleistung führte dies zu einer seitwärts gerichteten Entwicklung der Schuldenquote von 68,2 %.
Die Finanzanlagen nichtfinanzieller Unternehmen stiegen um 43 Milliarden Euro und lagen am Ende des Berichtszeitraums bei 8.931 Milliarden Euro. Die Nettofinanzanlagen nichtfinanzieller Unternehmen sanken insgesamt auf −3.120 Milliarden Euro.





