Millionen Tonnen Plastikmüll gelangen jährlich in die Weltmeere. Diese Verschmutzung hat weitreichende Folgen für marine Ökosysteme, Tiere und potenziell auch für den Menschen. Der Müll zerfällt in immer kleinere Teile, die aber nicht vollständig abgebaut werden. Stattdessen werden sie von Meeresbewohnern aufgenommen und reichern sich in der Nahrungskette an. Umweltschützer und Wissenschaftler fordern dringend Maßnahmen zur Reduzierung und besseren Entsorgung von Kunststoffen.
Wichtige Erkenntnisse
- Plastikmüll gelangt über Flüsse, Schiffe und Wind in die Meere.
- Mikroplastik entsteht durch Reifenabrieb, Synthetikfasern und Kosmetika.
- Meerestiere verwechseln Plastik mit Nahrung, was zu Verhungern führt.
- Plastik baut sich nur sehr langsam ab und sammelt sich in Ozeanen an.
- Recyclingquoten verbessern sich, aber Vermeidung ist der beste Schutz.
Woher stammt der Plastikmüll in den Ozeanen?
Der Plastikmüll in den Weltmeeren hat vielfältige Ursachen. Ein erheblicher Teil stammt von Landseite. Hierzu zählen Abfälle, die an Ufern zurückgelassen, durch Hochwasser mitgerissen oder vom Wind ins Wasser geweht werden. Besonders dünne Plastiktüten sind anfällig dafür, über weite Strecken transportiert zu werden.
Ein weiterer Verursacher sind Schiffe. Sie entsorgen Abfälle illegal im Meer oder verlieren Ladungen bei Stürmen. Fischereiausrüstung wie Netze trägt ebenfalls zur Meeresverschmutzung bei, wenn sie verloren geht oder absichtlich entsorgt wird. Weltweit gelangen etwa 80 Prozent des Kunststoffmülls von Land ins Meer, die restlichen 20 Prozent stammen von Schiffen und der Fischerei.
Mikroplastik: Eine unsichtbare Gefahr
Neben größeren Plastikteilen ist Mikroplastik ein großes Problem. Dies sind Kunststoffpartikel, die kleiner als fünf Millimeter sind. Laut Fraunhofer UMSICHT gelangen in Deutschland jährlich etwa 4 Kilogramm Mikroplastik pro Kopf in die Umwelt, insgesamt rund 330.000 Tonnen pro Jahr.
Faktencheck: Mikroplastikquellen
- Reifenabrieb: Der Abrieb von Autoreifen ist eine bedeutende Quelle. Eine Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung und der Universität Wien schätzt, dass in Deutschland jährlich etwa 133.000 Tonnen Mikroplastik durch Reifenabrieb entstehen.
- Synthetiktextilien: Beim Waschen von Kleidung aus Synthetikfasern lösen sich winzige Partikel, die über das Abwasser in Flüsse und Meere gelangen. Kläranlagen können diese Fasern nicht vollständig filtern.
- Kosmetika: Einige Kosmetikprodukte enthalten bewusst kleinste Kunststoffpartikel als Scheuermittel oder zur Beeinflussung von Konsistenz und Farbe.
Auswirkungen auf Umwelt und Lebewesen
Die Folgen von Plastikmüll in den Meeren sind weitreichend und bereits sichtbar. Meerestiere und -vögel verwechseln Plastikteile oft mit Nahrung. Dies führt dazu, dass ihre Mägen gefüllt sind, sie aber keine Nährstoffe aufnehmen und letztlich verhungern. Auch in kleinen Krebstieren wurden bereits Kunststoffpartikel gefunden.
"In den Mägen vieler Seevögel kann man massenhaft Kunststoffstückchen finden, die fälschlicherweise für Nahrung gehalten wurden. Die Tiere verhungern mit vollem Magen."
Größere Plastikteile wie Netze, Ringe oder Tüten können Meerestieren gefährlich werden, indem sie sich darin verfangen. Die Tiere erleiden Verletzungen oder sterben einen qualvollen Tod. Durch Meeresströmungen sammeln sich Plastikabfälle in bestimmten Gebieten an. Diese Ansammlungen werden oft als "Plastikinseln" bezeichnet, doch der Begriff "Plastiksuppe" beschreibt die Situation besser, da sich der Müll auch in tieferen Wasserschichten und am Meeresboden befindet. Der bekannteste dieser Sammelpunkte ist der Great Pacific Garbage Patch im Nordpazifik.
Plastik in der Nahrungskette
Die Aufnahme von Mikroplastik durch kleine Meeresorganismen birgt die Gefahr, dass diese Partikel über die Nahrungskette bis auf unseren Teller gelangen. Die langfristigen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind noch nicht vollständig erforscht, aber Wissenschaftler warnen vor potenziellen Risiken.
Plastik in Kosmetika: Erkennen und Vermeiden
Manche Kosmetikprodukte enthalten bewusst Kunststoffe. Diese dienen beispielsweise als Schleifmittel in Peelings oder Zahnpasten. Auch wenn es umweltfreundliche Alternativen gibt, wie Kreidepulver für Zahnpasta oder gemahlene Nussschalen für Peelings, setzen einige Hersteller weiterhin auf Kunststoffe. In anderen Produkten beeinflussen feine Kunststoffpartikel die Konsistenz oder Farbe.
Verbraucherbeschwerden und verstärkte Aufmerksamkeit haben jedoch dazu geführt, dass heute weniger Produkte Mikroplastik enthalten als noch vor einigen Jahren. Um Kunststoffe in Kosmetika zu erkennen, können Verbraucher die Inhaltsstofflisten auf den Verpackungen prüfen. Hier sind einige gängige Abkürzungen:
- PE: Polyethylen
- PP: Polypropylen
- PET: Polyethylenterephthalat
- PES: Polyester
- PA: Polyamid
- PUR: Polyurethan
- EVA: Ethylen-Vinylacetat-Copolymere
- PI: Polyimid
Apps wie die ToxFox App vom BUND können ebenfalls helfen, Produkte schnell auf Mikroplastik zu scannen.
Abbau von Plastik: Ein langsamer Prozess
Kunststoffe sind chemisch sehr stabil. Sie zersetzen sich in der Umwelt nur extrem langsam oder gar nicht. Stattdessen zerfallen sie in immer kleinere Teilchen. Eine Plastikflasche kann mehrere Jahrhunderte benötigen, um sich abzubauen. Die Aufdrucke auf manchen Plastiktüten, die Begriffe wie "100% recyclebar" oder "abbaubar" verwenden, können irreführend sein.
Missverständnisse bei Produktkennzeichnungen
Die Verbraucherzentrale weist auf folgende Punkte hin:
- "100% recyclebar": Dies bedeutet, dass der Kunststoff recycelt werden kann, wenn er korrekt über die Wertstofftonne entsorgt wird. Wird er jedoch in die Umwelt geworfen, zerfällt er lediglich zu Mikroplastik.
- "Grundwasserneutral": Dies besagt, dass die Tüte keine schädlichen Chemikalien abgibt. Sie baut sich aber trotzdem kaum ab.
- "Abbaubar": Oft bezieht sich dies auf einen optischen Abbau. Das Material ist nicht mehr sichtbar, kann aber weiterhin als winzige Plastikpartikel in der Umwelt vorhanden sein.
Der einzige Weg, Plastik schnell zu zersetzen, ist die Verbrennung. Dies ist jedoch keine umweltfreundliche Lösung für die globale Plastikmüllkrise.
Recycling und Vermeidung von Plastikmüll
Kunststoffabfälle, die im Restmüll landen, werden in Müllverbrennungsanlagen verbrannt. Dabei entstehen Kohlendioxid und Wasserdampf, und in einigen Anlagen wird die Wärme zur Energiegewinnung genutzt. Dies wird manchmal als "thermisches Recycling" bezeichnet.
Plastikabfälle aus der Gelben Tonne oder dem Gelben Sack werden sortiert und nach Kunststoffarten getrennt. Besonders leicht zu recycelnde Sorten wie PET werden zu neuen Produkten verarbeitet. Kunststoffe, für die es noch keine effizienten Recyclingtechniken gibt, werden oft zu Ersatzbrennstoffen gepresst und beispielsweise in Zementwerken verfeuert.
Aktuelle Recyclingquoten
Mehr als die Hälfte des anfallenden Plastikmülls wird recycelt. Bei Verpackungsabfällen liegt die Quote bei etwa 60 Prozent. Diese Zahlen verbessern sich dank strengerer Gesetze und technischer Fortschritte kontinuierlich.
Trotzdem bleibt die Vermeidung von Plastikmüll die effektivste Strategie zum Umweltschutz. Besonders Verpackungen, die fast zwei Drittel der Kunststoffabfälle ausmachen, bieten großes Vermeidungspotenzial. Der Einsatz von Mehrwegsystemen ist ökologisch oft sinnvoller als das Recycling von Einwegprodukten. Eine Mehrwegflasche kann 15 bis 25 Mal wiederbefüllt werden, bevor ihr Material recycelt wird.
Beim Transport spielen auch andere Faktoren eine Rolle: Leichte PET-Mehrwegflaschen können bei längeren Transportwegen ökologisch vorteilhafter sein als schwere Glasflaschen. Glas ist besonders umweltfreundlich, wenn regional abgefüllte Produkte über kurze Distanzen (unter 50 Kilometer) transportiert werden.





