Immer mehr Menschen in Deutschland erzeugen ihren eigenen Solarstrom direkt am Balkon, auf der Terrasse oder dem Garagendach. Steckersolar-Geräte, oft auch als Mini-Solaranlagen oder Balkonkraftwerke bezeichnet, ermöglichen es, unkompliziert und sicher einen Beitrag zur Energiewende zu leisten und gleichzeitig die Stromkosten zu senken. Diese Systeme sind für den Eigenverbrauch konzipiert und bieten eine einfache Möglichkeit, erneuerbare Energien im Haushalt zu nutzen.
Wichtige Punkte
- Steckersolar-Geräte ermöglichen die einfache Erzeugung von Solarstrom für den Eigenverbrauch.
- Die Anmeldung beim Netzbetreiber entfällt seit Mai 2024, die Registrierung im Marktstammdatenregister wurde vereinfacht.
- Die gesetzliche Leistungsgrenze für den Wechselrichter liegt bei 800 Watt (AC), für die Module bei 2.000 Watt (p).
- Geräte sind sicher, wenn sie Normen entsprechen und korrekt installiert werden.
- Ein Standardmodul kann jährlich bis zu 280 Kilowattstunden Strom liefern.
Was ist ein Steckersolar-Gerät und wie funktioniert es?
Ein Steckersolar-Gerät ist ein kleines Photovoltaiksystem. Es besteht typischerweise aus einem oder zwei Solarmodulen, einem Wechselrichter und Montagematerial. Diese Systeme werden oft auch Mini-Solaranlagen, Plug & Play-Solaranlagen oder Balkonkraftwerke genannt. Sie sind dafür gedacht, Strom für den Eigenbedarf zu erzeugen und direkt im Haushalt zu verbrauchen.
Die Module wandeln Sonnenlicht in Gleichstrom um. Der Wechselrichter transformiert diesen in Wechselstrom, der direkt in das hauseigene Stromnetz eingespeist wird. Sie können das Gerät einfach in eine vorhandene Steckdose stecken. Der erzeugte Strom fließt dann zu Ihren Haushaltsgeräten. Dies reduziert den Strombezug aus dem öffentlichen Netz.
Wichtig ist, dass Steckersolar-Geräte ohne Netzanschluss keinen Strom produzieren. Für Anwendungen wie Camping oder Schrebergärten ohne Netzanschluss gibt es spezielle „Inselsysteme“ mit Batterie und einem anderen Wechselrichtertyp. Alle modernen Stromzähler in Deutschland saldieren den Strom über alle Phasen. Es spielt also keine Rolle, an welcher Phase das Gerät angeschlossen ist.
Faktencheck
Ein Standard-Solarmodul ist etwa 1,1 Meter mal 1,7 Meter groß und wiegt rund 20 Kilogramm. Es liefert eine Nennleistung von 400 Watt oder mehr. Kleinere, leichtere Module sind für die Balkonmontage besser geeignet, haben aber eine geringere Leistung.
Komponenten eines Steckersolar-Geräts
- Solarmodule: Erzeugen Gleichstrom aus Sonnenlicht. Es gibt Standardgrößen und kleinere Varianten.
- Wechselrichter: Wandelt Gleichstrom in Haushaltswechselstrom um. Erfüllt alle relevanten Sicherheitsnormen und wird meist direkt am Modul befestigt.
- Anschluss ans Stromnetz: Erfolgt über ein Kabel mit Steckverbindung, meist ein Schutzkontakt-Stecker. Ein fester Anschluss ist nicht vorgesehen, um Flexibilität zu gewährleisten.
- Modul-Befestigung: Erfordert sorgfältige Planung und geeignetes Material, um Windschäden oder Herabfallen zu verhindern. Hersteller bieten oft passende Montagesets an.
- Monitoring: Viele Wechselrichter haben integrierte Überwachungsfunktionen per WLAN. Alternativ können Steckdosen-Messgeräte den Ertrag anzeigen.
- Batteriespeicher: Solarstrom wird direkt verbraucht. Batteriespeicher sind als Ergänzung erhältlich, unterliegen aber denselben Anmeldepflichten wie andere Speicher.
Unterschiede zu großen Photovoltaikanlagen
Der Hauptunterschied liegt in der Leistung und der Handhabung. Steckersolar-Geräte sind auf maximal 800 Watt (AC) Ausgangsleistung des Wechselrichters begrenzt. Sie sind für die einfache Selbstmontage und den direkten Eigenverbrauch ausgelegt. Die Anmeldung im Marktstammdatenregister kann von Privatpersonen selbst vorgenommen werden. Ein großer Vorteil ist die Flexibilität: Steckersolar-Geräte lassen sich bei einem Umzug einfach mitnehmen.
Große Photovoltaikanlagen auf Privathäusern haben typischerweise Leistungen von 5 bis 15 Kilowatt. Ihre Installation und Wartung erfordert einen Fachbetrieb, der auch die Anmeldungen beim Netzbetreiber übernimmt. Diese Anlagen sind fest installiert und nur mit erheblichem Aufwand zu versetzen. Die gesetzliche Modulleistung für Steckersolar-Geräte darf seit Mai 2024 bis zu 2.000 Watt (p) betragen, während der Wechselrichter weiterhin auf 800 Watt (AC) begrenzt ist.
„Steckersolar-Geräte sind ein wichtiger Schritt, um die Energiewende für jeden zugänglich zu machen. Sie senken nicht nur die Stromrechnung, sondern fördern auch das Bewusstsein für nachhaltige Energiequellen.“
Wo kann ein Steckersolar-Gerät installiert werden?
Ein Steckersolar-Gerät benötigt kein Dach. Es kann an jedem sonnigen Ort mit sicherer Befestigung installiert werden. Dazu gehören Balkone, Terrassen, Gärten, Dachflächen über der Wohnung, Garagendächer, Carports oder Außenwände. Da die Geräte relativ einfach abgebaut werden können, sind sie ideal für Mieter, die sie bei einem Umzug mitnehmen können.
Für Mieter und Eigentümer in Mehrfamilienhäusern gilt: Bei Anbringung außerhalb der Wohnung, beispielsweise an der Balkonbrüstung oder Hauswand, ist die Zustimmung des Vermieters oder der Eigentümergemeinschaft erforderlich. Seit Oktober 2024 ist diese Zustimmung privilegiert. Eine Ablehnung ist nur bei Unzumutbarkeit erlaubt, nicht aus rein optischen Gründen. Denkmalschutz oder andere baurechtliche Vorgaben können in Einzelfällen Einschränkungen bedeuten.
Wichtige Änderungen durch das „Solarpaket I“ (Mai 2024)
- Die Anmeldung beim Netzbetreiber ist komplett entfallen.
- Die Anmeldung im Marktstammdatenregister wurde vereinfacht.
- Die Geräte können direkt in Betrieb genommen werden, ohne auf einen Zählerwechsel warten zu müssen.
- Steckersolar-Geräte sind erstmals im Gesetz als eigene Kategorie definiert.
- Die gesetzlichen Leistungsgrenzen betragen maximal 800 Watt (AC) am Wechselrichter und maximal 2.000 Watt (p) für die Module.
Sind Steckersolar-Geräte sicher?
Ja, Steckersolar-Geräte sind grundsätzlich sehr sicher. Die verwendete Technik ist ausgereift und entspricht oft den Komponenten, die auch in professionellen Photovoltaikanlagen zum Einsatz kommen. Es dürfen nur normgemäß hergestellte und geprüfte Bauteile verwendet werden. Achten Sie darauf, dass der Modulwechselrichter die Norm VDE-AR-N 4105 erfüllt.
Die Installationsnorm sieht vor, dass eine Elektrofachkraft die Eignung des Stromkreises prüft. Dies ist besonders ratsam, wenn Sie Zweifel am Zustand Ihrer Elektroinstallation haben. Schließen Sie immer nur ein Steckersolar-Gerät an eine fest installierte Steckdose an. Die Kopplung mehrerer Geräte über eine Mehrfachsteckdose ist gefährlich. Die maximalen 800 Watt AC-Leistung dürfen pro Stromzähler nur einmal ausgeschöpft werden.
Eine Produktnorm für Steckersolar-Geräte wird derzeit entwickelt und wird voraussichtlich 2025 veröffentlicht. Bis dahin bietet der DGS-Sicherheitsstandard der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) eine gute Orientierung für den Kauf technisch sicherer Geräte. Beachten Sie stets die Montageanleitung des Herstellers für eine sichere Befestigung und Nutzung.
Wirtschaftlichkeit und Erträge
Ein Steckersolar-Gerät bietet eine gute Möglichkeit, die Stromkosten zu senken und einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Ein Standard-Solarmodul mit 400 Watt Leistung, optimal an einem Südbalkon montiert, kann jährlich etwa 280 Kilowattstunden Strom liefern. Davon können etwa 200 Kilowattstunden direkt im Haushalt verbraucht werden. Dies entspricht dem Jahresverbrauch eines Kühlschranks und einer Spülmaschine in einem Zweipersonenhaushalt.
Bei einem Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde ergibt sich eine jährliche Ersparnis von rund 60 Euro. Die Anschaffungskosten für ein Standard-Steckersolar-Gerät liegen zwischen 200 und 400 Euro und sind seit 2023 von der Umsatzsteuer befreit. Die Amortisationszeit beträgt in der Regel 3 bis 10 Jahre. Ein weiterer Vorteil ist die Reduzierung von CO2-Emissionen: Ein Mini-Solarsystem spart über 20 Jahre etwa 2,5 Tonnen CO2-Ausstoß.
Tipp zur Ausrichtung
Eine senkrechte Montage an einer Südbalkonbrüstung ist oft sinnvoll. Sie reduziert Erzeugungsspitzen im Sommer und erhöht die nutzbaren Erträge im Winterhalbjahr. Höchste Jahreserträge erzielt ein Modul mit 30 Grad Neigung nach Süden.
Ungeeignete Montageorte
- Hinter der Balkonbrüstung in der Balkonnische.
- An der Wand unter einem darüber liegenden Balkon.
- Stark verschattete Bereiche durch Bäume, Laternen oder Gebäude.
- Flächen mit Ausrichtung zwischen Nordost und Nordwest.
Verschattungen oder Verschmutzungen können die Erträge stark mindern. Eine regelmäßige Überprüfung und Reinigung der Module ist daher wichtig.
Batteriespeicher und Förderung
Ein Batteriespeicher kann sich lohnen, wenn Sie Platz für zwei oder mehr Module haben und einen hohen Stromverbrauch aufweisen. Steckersolar-Geräte mit Speicher sind eine günstigere Alternative zu großen Photovoltaikanlagen mit hohen Anfangsinvestitionen. Ein kleines Solarkraftwerk mit Speicher kostet etwa 1.500 Euro. Einige Batteriespeicher bieten auch Zusatzfunktionen wie Notstromversorgung bei Stromausfall oder die Möglichkeit, sie mobil zu nutzen.
Immer mehr Kommunen, Landkreise und Bundesländer fördern Steckersolar-Geräte mit Zuschüssen. Achten Sie bei der Beantragung auf die Förderbedingungen. Diese können spezielle Anforderungen wie den Einsatz einer bestimmten Einspeisesteckdose oder die Überprüfung der Elektroinstallation durch einen Elektriker vorschreiben.
Anmeldung und Zählerwechsel
Die Anmeldung Ihres Steckersolar-Geräts ist im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur verpflichtend. Dieser Prozess wurde vereinfacht und erfordert nur wenige Angaben: Leistung der Module, Leistung des Wechselrichters, Standort, Datum der Inbetriebnahme und Stromzählernummer. Die Anmeldung kann online vorgenommen werden. Die früher notwendige Anmeldung beim Netzbetreiber ist seit Mai 2024 komplett entfallen.
Analoge Stromzähler (Ferraris-Zähler) könnten durch ein Steckersolar-Gerät rückwärts laufen. Daher wird Ihr alter Zähler kostenlos durch einen modernen elektronischen Zähler, oft einen Zweirichtungszähler, ersetzt. Dies geschieht automatisch durch den Messstellenbetreiber, der über Ihre Anmeldung bei der Bundesnetzagentur informiert wird. Sie müssen den Zählerwechsel nicht abwarten, um Ihr Gerät in Betrieb zu nehmen. Bis zum Tausch werden rückwärtslaufende Zähler geduldet.
Unabhängig von Steckersolar-Geräten werden bis 2032 alle alten analogen Zähler in Deutschland durch digitale ersetzt. Bei sehr alten Elektroinstallationen kann ein Zählertausch einen Umbau des Zählerschranks notwendig machen. Diese Kosten tragen die Anschlussnutzer.
Worauf beim Kauf achten?
Kaufen Sie nur steckerfertige Geräte. Der Wechselrichter muss eine Konformitätserklärung gemäß VDE AR 4105 besitzen und auf maximal 800 Watt (AC) Ausgangsleistung begrenzt sein. Die Solarmodule dürfen eine höhere Leistung haben, bis zu 2.000 Watt (p) sind erlaubt.
Die Verbraucherzentralen empfehlen, beim Kauf auf die Einhaltung des DGS-Sicherheitsstandards (DGS 0001:2023-01) zu achten. Dieser dient bis zur Veröffentlichung einer Produktnorm im Jahr 2025 als gute Orientierung für sichere Geräte. Steckersolar-Geräte sind im spezialisierten Onlinehandel, bei Discountern und Elektronikmärkten erhältlich. Achten Sie darauf, dass das Angebot technisch vollständig ist und auch die Unterkonstruktion enthält. Die Installation einer Steckdose darf nur von einer Elektrofachkraft durchgeführt werden.
Funktionsprüfung und Leistungskontrolle
Die Funktionstüchtigkeit und aktuelle Leistung von Solarmodulen oder Modulwechselrichtern wird nicht direkt angezeigt. Viele Wechselrichter bieten jedoch eine Leistungsmessung, die über eine Hersteller-App auf dem Smartphone abgerufen werden kann. So sehen Sie, wie viel Strom erzeugt wird. Alternativ können Sie handelsübliche Strommessgeräte oder „intelligente Steckdosen“ mit WLAN-Funktion verwenden, um die erzeugte Energie zu messen.
Checkliste: Schritt für Schritt zum Steckersolar-Gerät
- Prüfen Sie die örtlichen Gegebenheiten: Gibt es ausreichend Sonneneinstrahlung?
- Stellen Sie sicher, dass Montageort, Steckdose und Stromkreis technisch aktuell sind.
- Holen Sie bei Bedarf die Zustimmung von Vermieter oder Eigentümergemeinschaft ein.
- Klären Sie mögliche baurechtliche Einschränkungen (z.B. Denkmalschutz).
- Informieren Sie sich über Förderprogramme und deren Anforderungen.
- Wählen Sie ein passendes Angebot, das alle technischen und sicherheitstechnischen Standards erfüllt (z.B. DGS-Sicherheitsstandard).
- Planen Sie ein Monitoring-System zur Leistungskontrolle.
- Halten Sie die technischen Daten für die Anmeldung im Marktstammdatenregister bereit.