Zwei prominente US-Start-ups im Bereich der Nicht-Lithium-Batteriespeicher, ESS Inc. und Eos Energy Enterprises, präsentierten ihre jüngsten Quartalsergebnisse. Diese Berichte geben Aufschluss über ihre Kommerzialisierungsstrategien und Fortschritte. Obwohl beide Unternehmen weiterhin Verluste verzeichnen, zeigen sich deutliche Unterschiede in ihren finanziellen Entwicklungen und strategischen Ausrichtungen. Ihre Zukunft hängt maßgeblich von der Marktnachfrage nach Langzeit-Energiespeichern und der Skalierung ihrer Produktion ab.
Wichtige Erkenntnisse
- Eos Energy Enterprises verzeichnete Rekordumsätze von 30,5 Millionen US-Dollar im dritten Quartal 2025.
- ESS Inc. meldete lediglich 214.000 US-Dollar Umsatz im gleichen Zeitraum und benötigt weitere Finanzierung.
- Beide Unternehmen setzen auf hohe inländische Wertschöpfung, um von Steuervergünstigungen zu profitieren.
- Langzeit-Energiespeicher und automatisierte Massenproduktion sind entscheidend für die Profitabilität.
Eos Energy Enterprises: Wachstum und Expansionspläne
Eos Energy Enterprises, bekannt für seine Zink-Hybrid-Kathodenbatterien, meldete am 5. November beeindruckende Ergebnisse für das dritte Quartal 2025. Das Unternehmen erreichte einen Rekordumsatz von 30,5 Millionen US-Dollar. Dies stellt eine Steigerung von 100 % gegenüber dem Vorquartal dar. Trotz eines erweiterten bereinigten EBITDA-Verlusts von 52,7 Millionen US-Dollar im Vergleich zu 51,6 Millionen US-Dollar im zweiten Quartal, bleibt die Unternehmensführung optimistisch.
Eos bestätigte seine Jahresprognose von 150 bis 160 Millionen US-Dollar Umsatz. Das Unternehmen hob einen starken Auftragsbestand von rund 644,4 Millionen US-Dollar hervor, was etwa 2,5 GWh an Kundenaufträgen entspricht. Die Pipeline für kommerzielle Möglichkeiten liegt bei beeindruckenden 22,6 Milliarden US-Dollar, oder etwa 91 GWh.
Faktencheck Eos
- Q3 2025 Umsatz: 30,5 Millionen US-Dollar
- Quartalswachstum: 100 %
- Auftragsbestand: 644,4 Millionen US-Dollar (ca. 2,5 GWh)
- Barmittelbestand: 126,8 Millionen US-Dollar (Ende Q3)
Strategische Investitionen und staatliche Unterstützung
Eos treibt seine Expansionspläne aggressiv voran. Das Unternehmen plant eine Investition von 352,9 Millionen US-Dollar in neue Produktionslinien. Zudem verlegt es seinen Hauptsitz von New Jersey nach Marshall Township, Pennsylvania. Dort entsteht eine Fertigungsstätte mit einer jährlichen Kapazität von bis zu 8 GWh. Ein Software-Hub in Pittsburgh wird ebenfalls entwickelt.
Die Regierung des Bundesstaates Pennsylvania unterstützt Eos mit rund 22 Millionen US-Dollar. Diese staatliche Unterstützung, zusammen mit Darlehen des US-Energieministeriums (DOE) im Rahmen des Loan Programs Office (LPO), ist ein wichtiger Pfeiler der Finanzierungsstrategie von Eos. Das Unternehmen sieht einen „klaren Weg“ zu profitablem Wachstum, indem es Produktionsengpässe beseitigt und Kosten reduziert. Die Margen sollen dadurch steigen.
„Mit den laufenden Schlüsselkundenprogrammen und gesichertem neuem Kapital konzentrieren wir uns nun voll und ganz auf die Umsetzung – die Bereitstellung der Energy Base Plattform und die Demonstration der Leistung und Zuverlässigkeit, die Kunden verlangen.“
ESS Inc.: Operative Herausforderungen und Neuausrichtung
Im Gegensatz zu Eos meldete ESS Tech Inc. (ESS Inc.), ein Anbieter von Eisen-Elektrolyt-Flow-Batterien, deutlich geringere Umsätze. Für das dritte Quartal betrug der Umsatz lediglich 214.000 US-Dollar. Dies ist ein Rückgang von 91 % gegenüber den 2,4 Millionen US-Dollar im zweiten Quartal 2025. Der bereinigte EBITDA-Verlust verbesserte sich leicht von 7,8 Millionen US-Dollar auf 7,1 Millionen US-Dollar.
Das Unternehmen gab keine weitere Umsatzprognose ab. Ende September verfügte ESS Inc. über liquide Mittel von nur 3,5 Millionen US-Dollar. Es warnte, dass zusätzliche Schulden oder Eigenkapitalfinanzierungen notwendig sind, um den kurzfristigen operativen Cashflow zu decken. Es bestehen erhebliche Zweifel an der Fähigkeit des Unternehmens, seinen Geschäftsbetrieb für die nächsten zwölf Monate aufrechtzuerhalten.
Hintergrund: SPAC-Boom
Beide Unternehmen gingen während des COVID-19-Booms über SPAC-Fusionen (Special Purpose Acquisition Company) an die Börse. Diese Methode galt als schnellerer Weg als ein traditioneller Börsengang. Die Aktienkurse beider Unternehmen haben seit ihren Höchstständen jedoch stark nachgegeben. Eos fiel um 52 % von seinem Höchstwert im Januar 2021, während ESS Inc. einen Rückgang von 99 % seit seinem Höchstwert im November 2021 verzeichnete.
Produktwechsel und Führungskräfteänderungen
ESS Inc. hat im vergangenen Jahr einen „operativen Reset“ durchgeführt. Dies beinhaltet eine Neuausrichtung auf das Produkt der nächsten Generation, die „Energy Base“. Diese ist für sehr große Langzeit-Energiespeicheranwendungen mit einer Dauer von zehn Stunden konzipiert. Das Unternehmen erwartet, dass die Energy Base bessere Umsätze generiert als die Vorgängerlösungen Energy Center und Energy Warehouse.
Derzeit leidet ESS Inc. jedoch unter den Auswirkungen der Einstellung dieser älteren Produkte. Umsatzerlöse aus dem Verkauf der Energy Base werden erst im nächsten Jahr erwartet. Im Februar trat CEO Eric Dresselhuys zurück. Kelly Goodman, die bisherige Vizepräsidentin für Recht bei ESS Inc., übernahm die Rolle des Interims-CEOs.
Faktencheck ESS Inc.
- Q3 2025 Umsatz: 214.000 US-Dollar
- Quartalsrückgang: 91 %
- Barmittelbestand: 3,5 Millionen US-Dollar (Ende Q3)
- Finanzierungsbedarf: Ja, für den kurzfristigen Betrieb
Neue Finanzierung und Pilotprojekte
Im dritten Quartal schloss ESS Inc. eine Finanzierung in Höhe von 40 Millionen US-Dollar mit einem von Yorkville Advisors Global verwalteten Investmentfonds ab. Zudem kündigte das Unternehmen ein 50 MWh Energy Base Pilotprojekt mit dem Energieversorger Salt River Project (SRP) in Arizona an. Interims-CEO Goodman betonte, dass ESS Inc. im Laufe des Jahres 2025 „starke Dynamik aufgebaut“ habe.
Gemeinsame Chancen für Nicht-Lithium-Technologien
Trotz ihrer unterschiedlichen finanziellen Lage teilen Eos und ESS Inc. die Überzeugung, dass ihre Technologien in den USA Rückenwind erhalten werden. Beide Unternehmen nutzen einen hohen Anteil an heimischen Materialien in ihren Produkten und sind von der Lithium-Ionen-Batterie-Lieferkette unabhängig. Dies macht ihre Technologien zu attraktiven Optionen für Entwickler, die Beschränkungen und Zölle auf chinesische Batteriekomponenten umgehen möchten.
Vertreter beider Unternehmen weisen darauf hin, dass ihre Nicht-Abhängigkeit von China ihre Technologien zu tragfähigen Optionen macht, um die sogenannten „Foreign Entity of Concern“ (FEOC)-Beschränkungen für Investitionssteuergutschriften (ITC) zu umgehen. Zudem erwarten sie weiterhin Produktionssteuergutschriften (PTC) für die Herstellung ihrer Batterien zu erhalten, basierend auf dem hohen Anteil heimischer Inhalte und der Fähigkeit, FEOC-beschränkte Lieferketten ab 2026 zu vermeiden.
Anpassung an wachsende Anforderungen
Eos mit seinem Znyth-Batteriemodul der dritten Generation und ESS Inc. mit seiner neuen Energy Base sind darauf ausgelegt, robust und langlebig zu sein, selbst bei intensiver Nutzung. Beide Unternehmen behaupten, dass ihre Technologien gut geeignet sind, um das Wachstum der Lasten in den USA zu bewältigen, insbesondere durch die neue Welle von Hyperscale-Rechenzentren. Diese benötigen zuverlässige und langlebige Energiespeicherlösungen, um ihren hohen Energiebedarf zu decken und eine stabile Stromversorgung zu gewährleisten.
Der Markt für Nicht-Lithium-Batterien hat jüngst auch Veränderungen erlebt. Die Natrium-Schwefel-Batterie (NAS), die von NGK Insulators und BASF produziert wurde und die älteste kommerzialisierte netzbasierte Speichertechnologie nach Lithium-Ionen war, wurde nach einer strategischen Neuausrichtung von BASF vom Markt genommen. BASF zog seine Zusage zum Bau einer Gigafactory für diese Technologie zurück, was die Kostensenkungsaussichten erheblich beeinflusste. Diese Entwicklung unterstreicht die Notwendigkeit für andere Nicht-Lithium-Anbieter, ihre Technologien kontinuierlich zu verbessern und zu skalieren, um im Wettbewerb zu bestehen.





