Indien steht an einem Wendepunkt: Das Land will sich von einem großen Energiemarkt zu einem globalen Lieferanten für Batteriespeicher und Energiesysteme entwickeln. Erhebliche Investitionen in die heimische Produktion und eine stärkere internationale Zusammenarbeit sind hierfür notwendig.
Wichtige Erkenntnisse
- Indiens Bedarf an Energiespeichern könnte bis 2032 auf 400 GWh steigen.
- Die aktuelle inländische Zellproduktionskapazität liegt bei nur 2 GWh.
- Internationale Partnerschaften und Technologieaustausch sind entscheidend für den Aufbau einer Lieferkette.
- Politische Kohärenz über Ministerien hinweg ist für den Erfolg wichtig.
- Subventionen und Förderprogramme sollen Investitionen in die Batterieproduktion anziehen.
Indiens Ambitionen: Vom Importeur zum globalen Hersteller
Indien hat sich zum Ziel gesetzt, ein führender Akteur in der globalen Batterieproduktion und Energiespeicherung zu werden. Dies wurde kürzlich auf dem Energy Storage Summit India 2025 in Greater Noida diskutiert. Experten betonten, dass der Aufbau eines robusten Ökosystems, technologische Partnerschaften und eine kohärente Politik entscheidend sind.
Die Nachfrage nach Energiespeichern in Indien wächst rasant. Prognosen aus dem National Electricity Plan zeigen, dass der Bedarf bis 2032 auf 400 Gigawattstunden (GWh) ansteigen könnte. Dies steht im starken Kontrast zur derzeitigen inländischen Zellproduktionskapazität von lediglich 2 GWh.
„Weltweit gibt es heute rund 500 GWh jährliche Batterieproduktionskapazität, aber ein Großteil davon konzentriert sich auf eine einzige Region“, erklärte Shubhra Thakur, Länderdirektorin für Indien beim Long Duration Energy Storage Council (LDES Council). „Da Lieferketten diversifiziert werden und Länder versuchen, regionale Abhängigkeiten zu reduzieren, steht Indien an einem entscheidenden Punkt.“
Hindernisse und Chancen auf dem Weg zur Eigenständigkeit
Trotz der ehrgeizigen Ziele steht Indien vor Herausforderungen. Derzeit macht der Import von Batteriezellen fast 80% der Gesamtkosten von Batteriesystemen aus. Indien montiert hauptsächlich importierte Zellen zu Paketen und integriert diese in Speichersysteme.
Faktencheck
- 80% der Batteriekosten entfallen auf importierte Zellen.
- Indien fehlt es an Fachwissen in kritischen Prozessen wie der Lithiumreinigung.
- Starke inländische Forschung und Entwicklung (F&E) ist unerlässlich.
Vikas Jaiswal, Projektmanager für erneuerbare Energien und Batteriespeicher bei Prozeal Energy, einem indischen unabhängigen Stromerzeuger (IPP), betonte die Notwendigkeit eines integrierten Ökosystems. Dieses muss von der Rohmaterialverarbeitung und Zellfertigung bis zum Recycling reichen.
Indien ist noch immer stark auf internationale Lieferanten angewiesen, insbesondere bei Prozessen wie der Lithiumreinigung. Partnerschaften mit globalen Unternehmen, die über fortschrittliche Ökosysteme und Automatisierungserfahrung verfügen, sind daher unerlässlich.
Politische Unterstützung und regionale Initiativen
Die indische Regierung hat bereits Schritte unternommen, um die heimische Produktion zu fördern. Das Advanced Cell Chemistry Production Linked Incentive (PLI)-Programm ist ein wichtiger Startpunkt. Es ist jedoch eine tiefere Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor erforderlich, um die Fertigung zu skalieren und Kosteneffizienz zu erreichen.
Hintergrund: PLI-Programm
Das Production Linked Incentive (PLI)-Programm ist eine Initiative der indischen Regierung, die darauf abzielt, die inländische Produktion in verschiedenen Sektoren zu steigern, indem sie finanzielle Anreize für Unternehmen bietet, die ihre Produktionskapazitäten in Indien erweitern und neue Technologien einführen.
Manu Srivastava, zusätzlicher Hauptsekretär der Regierung von Madhya Pradesh, forderte eine Abkehr vom Protektionismus hin zu globaler Zusammenarbeit. Er betonte, dass Barrieren für Technologie-, Handels- oder Wissenstransfer den Ambitionen Indiens entgegenwirken.
Einzelne Bundesstaaten gehen mit gutem Beispiel voran. Die Industrieregion Mohasa-Babai im Distrikt Shajapur in Madhya Pradesh wurde entwickelt, um die Fertigung im Bereich erneuerbarer Energien zu fördern. Diese Zone bietet Anreize wie Kapitalsubventionen, F&E-Zuschüsse und Schulungsprogramme, um Investoren anzuziehen.
Zusammenarbeit ist der Schlüssel zum Erfolg
Die Koordination zwischen verschiedenen Ministerien und staatlichen Stellen ist entscheidend. Srivastava wies darauf hin, dass die Aufsicht über die Fertigung erneuerbarer Energien oft fragmentiert ist. Er bemerkte: „Wenn sich mehr als eine Abteilung um etwas kümmert, kümmert sich oft keine darum.“ Dennoch verbessert sich die Koordination.
Die nächste Phase muss sich auf die Umsetzung und die Integration des Ökosystems konzentrieren. Indien muss seine Politik nicht nur etablieren, sondern auch effektiv umsetzen, um ein globaler Lieferant zu werden.
„Der Weg nach vorn ist nicht Isolation, sondern Zusammenarbeit – über Technologien, Industrien und Regierungen hinweg“, fasste Srivastava zusammen. „Nur durch koordiniertes Handeln und Innovation kann sich Indien von einem wichtigen Energiemarkt zu einem zuverlässigen globalen Lieferantenknotenpunkt für das Zeitalter der sauberen Energie entwickeln.“
Die Entwicklung eigener Test- und Validierungseinrichtungen sowie die Ausbildung qualifizierter Ingenieure sind ebenfalls wichtige Schritte. Diese Fachkräfte können Innovationen im eigenen Land vorantreiben und die Abhängigkeit von externem Know-how reduzieren.
Die Rolle von Forschung und Entwicklung
Um eine vollständige Wertschöpfungskette aufzubauen, muss Indien auch in die Forschung und Entwicklung (F&E) investieren. Die Entwicklung eigener Technologien und die Verbesserung bestehender Prozesse sind entscheidend, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.
Dies umfasst nicht nur die Batteriezellen selbst, sondern auch unterstützende Technologien wie Batteriemanagementsysteme (BMS) und Flüssigkeitskühlsysteme. Obwohl Indien hier bereits Fortschritte gemacht hat, ist eine weitere Vertiefung des Fachwissens notwendig, um eine vollständige Unabhängigkeit zu erreichen.
Die Zusammenarbeit mit akademischen Einrichtungen und Forschungsinstituten kann hierbei eine wichtige Rolle spielen. Durch die Förderung von Talenten und die Schaffung einer innovationsfreundlichen Umgebung kann Indien seine Position im globalen Markt stärken.





