Deutschlands Leistungsbilanzüberschuss ist im August 2025 deutlich zurückgegangen. Der Überschuss belief sich auf 8,3 Milliarden Euro, was einen Rückgang von 7,3 Milliarden Euro im Vergleich zum Vormonat Juli darstellt. Ursächlich hierfür waren ein geringerer Aktivsaldo im Warenhandel und ein negatives Ergebnis bei den sogenannten "unsichtbaren" Leistungstransaktionen.
Wichtige Erkenntnisse
- Leistungsbilanzüberschuss sank im August 2025 auf 8,3 Mrd. Euro.
- Rückgang um 7,3 Mrd. Euro gegenüber Juli 2025.
- Geringerer Warenhandelssaldo war ein Hauptgrund.
- "Unsichtbare" Leistungstransaktionen drehten ins Minus.
- Netto-Kapitalexporte stiegen wieder auf 20,8 Mrd. Euro.
Rückgang im Warenhandel und bei Dienstleistungen
Der positive Saldo im Warenhandel verminderte sich im Berichtsmonat um 4,7 Milliarden Euro auf 10,6 Milliarden Euro. Dies lag daran, dass die Einnahmen stärker schrumpften als die Ausgaben.
Besonders auffällig war der Umschwung bei den "unsichtbaren" Leistungstransaktionen. Nach einem Überschuss von 0,3 Milliarden Euro im Juli verzeichneten sie im August ein Defizit von 2,3 Milliarden Euro. Diese Kategorie umfasst Dienstleistungen, Primär- und Sekundäreinkommen.
Primäreinkommen und Dienstleistungsdefizit
Die Nettoeinnahmen bei den Primäreinkommen sanken um 1,4 Milliarden Euro auf 13,8 Milliarden Euro. Obwohl die Gesamtausgaben leicht zurückgingen, fielen die Einnahmen stärker. Geringere Einnahmen aus Direktinvestitionsengagements waren hierfür ausschlaggebend.
Faktencheck
Das Defizit bei den Dienstleistungen weitete sich um 1,0 Milliarden Euro auf 10,2 Milliarden Euro aus. Hierbei trugen niedrigere Einkünfte aus sonstigen unternehmensbezogenen Diensten und Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum erheblich zum Rückgang der Einnahmen bei.
Die Ausgaben wurden ebenfalls durch Rückgänge in diesen Bereichen sowie durch gesunkene Aufwendungen für EDV-Dienste gedrückt. Die saisonal bedingt gestiegenen Reiseverkehrsausgaben spielten jedoch eine wesentliche Rolle. Sie führten dazu, dass sich die Aufwendungen im Ergebnis weniger stark verringerten als die Einkünfte.
Der Passivsaldo bei den Sekundäreinkommen blieb mit 5,9 Milliarden Euro nahezu unverändert.
Anstieg der Netto-Kapitalexporte
Die deutsche Zahlungsbilanz zeigte im August wieder Netto-Kapitalexporte von 20,8 Milliarden Euro. Im Juli hatte sie noch Netto-Kapitalimporte von 2,9 Milliarden Euro ausgewiesen. Dies markiert eine deutliche Verschiebung in den Kapitalströmen.
Direktinvestitionen und Wertpapierverkehr
Bei den Direktinvestitionen ergaben sich im August Netto-Kapitalexporte von 3,5 Milliarden Euro. Im Vormonat Juli waren es noch Netto-Kapitalimporte von 3,9 Milliarden Euro gewesen. Deutsche Unternehmen erhöhten ihre Direktinvestitionen im Ausland um 3,1 Milliarden Euro. Sie stockten ihr Beteiligungskapital um 7,9 Milliarden Euro auf, reduzierten aber gleichzeitig das Kreditvolumen an verbundene Unternehmen um 4,9 Milliarden Euro.
Hintergrundinformation
Ausländische Unternehmen zogen Direktinvestitionsmittel von ihren verbundenen Unternehmen in Deutschland ab (0,5 Mrd. Euro). Dies geschah hauptsächlich durch einen Rückgang konzerninterner Kredite um 3,4 Milliarden Euro. Gleichzeitig erhöhten sie ihr Beteiligungskapital in Deutschland um 2,9 Milliarden Euro.
Der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr Deutschlands verzeichnete im August Netto-Kapitalexporte von 1,9 Milliarden Euro. Dies steht im Gegensatz zu Netto-Kapitalimporten von 29,1 Milliarden Euro im Juli.
"Die Verschiebung von Netto-Kapitalimporten zu Netto-Kapitalexporten im August zeigt eine dynamische Anpassung der internationalen Finanzströme Deutschlands," so ein Sprecher der Deutschen Bundesbank. "Besonders der Wertpapierverkehr trug maßgeblich zu dieser Entwicklung bei."
Anlageverhalten deutscher und ausländischer Investoren
Hiesige Investoren nahmen per saldo ausländische Wertpapiere für 24,9 Milliarden Euro in ihre Portfolios auf. Sie kauften ausländische Anleihen (11,2 Mrd. Euro), Investmentzertifikate (9,2 Mrd. Euro) und Aktien (6,4 Mrd. Euro). Gleichzeitig verkauften sie Geldmarktpapiere im Wert von 1,9 Milliarden Euro.
Ausländische Anleger erwarben per saldo deutsche Wertpapiere für 23,0 Milliarden Euro. Sie kauften deutsche Geldmarktpapiere (13,5 Mrd. Euro), Anleihen (9,9 Mrd. Euro) und Investmentzertifikate (0,3 Mrd. Euro). Im Gegensatz dazu trennten sie sich von deutschen Aktien im Wert von 0,6 Milliarden Euro.
Finanzderivate und Sonstiger Kapitalverkehr
Die Transaktionen mit Finanzderivaten führten im August per saldo zu Mittelabflüssen von 5,9 Milliarden Euro. Im Juli waren es noch Mittelzuflüsse von 2,4 Milliarden Euro gewesen.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit nicht Direktinvestitionen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im August Netto-Kapitalexporte von 10,3 Milliarden Euro. Dies war ein Rückgang gegenüber 32,9 Milliarden Euro im Juli.
Rolle der Bundesbank und Monetäre Finanzinstitute
Die Transaktionen über die Konten der Bundesbank führten zu Netto-Kapitalexporten von 25,0 Milliarden Euro. Dabei stiegen die TARGET-Forderungen der Bundesbank gegenüber der EZB um 16,9 Milliarden Euro. Zudem sanken die Auslandsverbindlichkeiten der Bundesbank in Form von Bargeld und Einlagen.
- Monetäre Finanzinstitute ohne Bundesbank verzeichneten Netto-Kapitalexporte von 7,9 Mrd. Euro.
- Der Staat verbuchte Netto-Kapitalexporte von 1,0 Mrd. Euro.
- Unternehmen und Privatpersonen hingegen verbuchten Netto-Kapitalimporte von 23,7 Mrd. Euro.
Die Währungsreserven der Bundesbank fielen im August – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,8 Milliarden Euro. Dies zeigt eine leichte Abnahme der Reservebestände.