Die Mehrheit der Verbraucher in Deutschland lehnt das Töten männlicher Küken ab und wünscht sich klarere Informationen auf Eierpackungen. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass die derzeitige Kennzeichnung wie „ohne Kükentöten“ oft zu Missverständnissen führt. Verbraucherzentralen fordern daher von Herstellern und Handel, die Angaben auf Eierpackungen eindeutiger und verständlicher zu gestalten.
Wichtige Erkenntnisse
- 85 Prozent der Befragten lehnen das Töten männlicher Küken ab.
- Aktuelle Labels wie „ohne Kükentöten“ sind für viele Verbraucher missverständlich.
- 73 Prozent wünschen sich eine zusätzliche Angabe der Methode zur Vermeidung des Kükentötens.
- Verbraucherzentralen fordern Transparenz bei Geschlechtsbestimmung im Ei oder Bruderhahnaufzucht.
Verbraucher wünschen sich genaue Informationen
Eine repräsentative Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag der Verbraucherzentralen untersuchte im Dezember 2020 die Einstellung der Verbraucher zum Thema Kükentöten. Die Ergebnisse verdeutlichen, welche Erwartungen Kennzeichnungen wie „ohne Kükentöten“ wecken und ob Verbraucher beispielsweise eine Geschlechtsbestimmung im Ei akzeptieren.
Ein zentrales Ergebnis ist die deutliche Ablehnung des Tötens männlicher Küken: 85 Prozent der Befragten sprechen sich dagegen aus. Das Statistische Bundesamt berichtete, dass jährlich neben 45 Millionen weiblichen Legeküken auch etwa 45 Millionen männliche Küken in deutschen Brütereien schlüpften. Diese männlichen Küken wurden aus wirtschaftlichen Gründen aussortiert, da sie für die Eierproduktion nutzlos sind und sich aufgrund geringer Mastleistung nicht als Masthühner eignen.
Wichtige Fakten zum Kükentöten
- Jährlich schlüpften etwa 45 Millionen männliche Küken in Deutschland.
- Diese Küken wurden traditionell aus ökonomischen Gründen getötet.
- Seit Anfang 2022 ist das Töten männlicher Eintagsküken in Deutschland verboten.
Lange Zeit wurde die Mehrheit der männlichen Küken kurz nach dem Schlupf getötet und als Tierfutter verwendet. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig entschied im Juni 2019, dass dies nur noch übergangsweise erlaubt sei. Die Bundesregierung setzte diese Entscheidung um: Ab Anfang 2022 ist das Töten männlicher Eintagsküken in deutschen Brütereien gesetzlich verboten.
Kennzeichnungen stiften Verwirrung
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die bereits im Handel befindlichen Labels auf Eierpackungen bei vielen Befragten falsche Erwartungen wecken. Verbraucher können bei diesen Auslobungen oft nicht richtig einschätzen, ob die männlichen Küken aufgezogen werden oder ob die Geschlechtsbestimmung im Ei angewendet wird.
Vier verschiedene Eierpackungen mit Kükentöten-Labels wurden den Befragten vorgelegt. Die Ergebnisse zur korrekten Einordnung waren gemischt:
- Die Labels „Huhn & Hahn“ sowie „Hähnlein“ wurden von 71 bzw. 68 Prozent der Befragten korrekt eingeordnet.
- Die Bedeutung der Labels „Bruderhahn-Patenschaft“ (Dein Landei) und „ohne Kükentöten“ (respeggt) war 56 bzw. 30 Prozent der Befragten unbekannt.
- Erschreckend ist, dass 46 Prozent der Befragten annahmen, hinter „ohne Kükentöten“ stecke eine Bruderhahnmast, obwohl dies nicht der Fall war.
„Die aktuelle Kennzeichnung auf Eierpackungen ist nicht verbraucherfreundlich und führt zu erheblichen Unsicherheiten. Verbraucher wollen wissen, was genau hinter den Versprechen steckt.“
Wunsch nach mehr Transparenz
Die Umfrage macht deutlich, dass Verbraucher sich mehr Transparenz über die Methoden zur Vermeidung des Tötens männlicher Küken wünschen. Bei der Frage nach der idealen Kennzeichnung ergab sich ein differenziertes Bild:
- 45 Prozent der Befragten finden den Hinweis „ohne Kükentöten“ für beide Methoden (Geschlechtsbestimmung im Ei oder Aufzucht der männlichen Küken) ausreichend.
- 38 Prozent akzeptieren diese Angabe nur für die Aufzucht der männlichen Küken.
Ein überwältigender Teil der Befragten, nämlich 73 Prozent, möchte zusätzlich die genaue Methode zur Vermeidung des Kükentötens auf dem Eierkarton finden. Viele wünschen sich sogar eine detaillierte Erläuterung zum Verfahren der Geschlechterbestimmung im Ei oder zur Aufzucht und Verwendung der sogenannten „Bruderhähne“.
Hintergrund: Methoden zur Vermeidung des Kükentötens
Es gibt hauptsächlich zwei Methoden, um das Töten männlicher Küken zu vermeiden: die Geschlechtsbestimmung im Brutei (In-Ovo-Selektion) und die Aufzucht der männlichen Küken (Bruderhahnaufzucht). Bei der In-Ovo-Selektion wird das Geschlecht des Embryos frühzeitig erkannt, sodass männliche Eier gar nicht erst ausgebrütet werden. Bei der Bruderhahnaufzucht werden die männlichen Küken aufgezogen und später meist als Masthähnchen vermarktet.
Forderungen an Handel und Hersteller
Die Verbraucherzentralen sehen Handlungsbedarf. Sie betonen, dass ein Teil der aktuellen Kennzeichnungen, insbesondere die alleinige Angabe „ohne Kükentöten“, nicht verbraucherfreundlich ist. Es bleibt unklar, ob eine Bruderhahnmast oder eine Geschlechtsbestimmung im Ei erfolgt ist.
Die Verbraucherzentralen stellen daher klare Forderungen an die Hersteller von Hühnereiern:
- Jede Eierpackung mit der Kennzeichnung „ohne Kükentöten“ muss deutlich über die eingesetzte Methode informieren. Dies beinhaltet entweder die Geschlechtsbestimmung im Brutei oder die Bruderhahnaufzucht.
- Wird eine Bruderhahnmast durchgeführt, muss transparent gemacht werden, wie und wo die Bruderhähne aufgezogen werden.
Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass Verbraucher fundierte Kaufentscheidungen treffen können und die Erwartungen an das Tierwohl erfüllt werden. Eine klare und verständliche Kommunikation auf den Eierpackungen ist für das Vertrauen der Konsumenten unerlässlich.
Weitere Informationen zum Thema „Töten von Eintagsküken“ sowie zu Tierschutz und Tierwohl finden Sie in unseren Ratgebern. Diese bieten Einkaufstipps und Hinweise, worauf Sie beim Kauf von tierischen Produkten achten können.